Schätzungsweise sieben Milliarden Postkarten beförderte
die Feldpost während der Kriegsjahre 1914-1918. Die
Ausstellung „Glaubenssache Krieg“ zeigt neben
zahlreichen Objekten aus dem Ersten Weltkrieg ca. 800 solcher
Postkarten zu sehen, die Gebete, Gebetparodien, religiöse
Lieder „für den Kriegsmann“, Christus,
Heilige und Engel als Begleiter, Tröster und Helfer
an der Front zeigen. Religiöse Motive auf Bildpostkarten
aus der Sammlung Dietrich Heber, Dachsbach, Lkrs. Neustadt/Aisch)
werden damit in das geistige und politische Umfeld ihrer
Entstehungszeit eingeordnet.
Die Beschäftigung mit dem Stellenwert der Religion
im Krieg kommt nicht aus ohne das Thema der Feldseelsorge.
Militärgeistliche hielten Feldgottesdienste, kümmerten
sich um Verwundete und Gefangene, leisteten Sterbenden
Beistand, veranlassten eine ordnungsgemäße Bestattung
und benachrichtigten die Hinterbliebenen. Sie überbrachten
den Soldaten „Liebesgaben“ aus der Heimat und
verteilten Lesestoffe. Recherchen im Landeskirchlichen
Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Nürnberg
und im Archiv des Erzbistums Bamberg haben aber auch gezeigt,
dass Feldgeistliche als Offiziere im Dienst ihrer Regierungen
die nachlassende Kriegseuphorie der Soldaten bekämpften.
Sie rechtfertigten den Krieg als „heilig“ und
verklärten das Sterben der Soldaten als Märtyrertod
für das Vaterland.
Die Ausstellung wurde im Rahmen eines Lehrprojekts am Lehrstuhl
für Europäische Ethnologie der Universität
Bamberg in Zusammenarbeit mit dem Museum Kirche in Franken
realisiert und wird am Samstag, 21. März 2009, 11
Uhr, in Bad Windsheim eröffnet.
Begleitbuch zur Ausstellung:
Glaubenssache Krieg. Religiöse Motive auf Bildpostkarten
des Ersten Weltkrieges, hg. v. Heidrun Alzheimer unter
redaktioneller Mitarbeit von Stephanie Böß und
Fred G. Rausch (= Schriften und Kataloge des Fränkischen
Freilandmuseums, Band 55). Bad Windsheim 2009, 392 S.,
zahlr. meist farb. Abb. – ISBN 978-926834-70-6. – Preis:
19,– EUR (zu beziehen in der Ausstellung und im Buchhandel).
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