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Götter der Etrusker - Zwischen Himmel und Unterwelt

Die geheimnisvollen Bereiche einer der zivilisiertesten Kulturen des antiken Europas präsentiert das Archäologische Museum Frankfurt vom 14. Oktober 2017 bis zum 4. Februar 2018 in deutscher und englischer Sprache.

Bis heute faszinieren die Funde aus etruskischen Heiligtümern und Gräbern Wissenschaftler wie Laien, doch bereits in der Antike galten die Kulte und Bestattungspraktiken der Etrusker als einzigartig. Religion und Kult bildeten für sie feste Bestandteile des Alltags.

Aschenkiste mit Deckel „Dame“ Antefixe aus Terrakotta waren aufwendig gearbeitete Dachverzierungen von TempelbautenDie Dämonin VanthHochrangige archäologische Funde aus Museen in Nord- und Mittelitalien sowie aus den Sammlungen des Archäologischen Museums Frankfurt, die zum Teil erstmals öffentlich gezeigt werden, führen die Besucher in die vielgestaltige Welt der Religion und Jenseitsvorstellungen der etruskischen Zivilisation. Man entdeckt dabei eine fremde Welt voller Götter und Dämonen, verbunden mit geheimnisvollen Ritualen; eine Welt, in der die Menschen in ständigem Dialog mit den Göttern und dem Heiligen standen. Beinahe jeder Aspekt des täglichen Lebens war für die Etrusker von einem tiefen religiösen Sinn durchdrungen. Sie erlebten die Ereignisse jeden Tages als Ausdruck göttlichen Willens, der das Diesseits wie das Jenseits bestimmte.

Gentes ante omnes alias eo magis dedita religionibus, quod excelleret arte colendi eas – “Mehr als alle anderen Völker hielt es auf seine religiösen Bräuche, weil es in der Kunst, sie zu vollziehen, Meister war”. Mit diesen Worten beschreibt der römische Historiker Titus Livius die bedeutende Rolle der Religion in der etruskischen Gesellschaft. In der Ausstellung wird diese einzigartige Beziehung der Etrusker zur göttlichen Sphäre sichtbar gemacht.

Verschiedene Sektionen beleuchten jeweils einen besonderen Aspekt der etruskischen Religiosität. Den Einstieg bildet ein Überblick über die Grundzüge ihrer religiösen Vorstellungen und ihres kosmologischen Konzepts. Diese wurden im Lauf der Jahrhunderte stark von griechischen Traditionen beeinflusst und prägten in der Folge nachhaltig die Entwicklung der römischen Religion. In der zweiten Sektion wird der „heilige Raum“ thematisiert, die Tempel und das religiöse Leben in den Heiligtümern. Kultische Praktiken der Etrusker stehen im Mittelpunkt der nächsten Sektion. Die Römer schätzten dabei besonders ihre Kenntnisse bei Weissagungs- und Totenritualen. Mit Hilfe solcher Handlungen glaubten die Etrusker, den Willen der Götter deuten und beeinflussen zu können. Die beiden letzten Abteilungen widmen sich den Vorstellungen vom Leben im Jenseits und den Totenritualen. Die reichen Beigabenensembles etruskischer Gräber bezeugen die Vorstellung von einer Weiterexistenz nach dem Tod. Für diese stattete man die Verstorbenen mit allen notwendigen Dingen aus. Die ausgestellten Funde aus Gräbern und Heiligtümern gewähren einen lebendigen Einblick in das alltägliche Leben von Frauen, Adligen und Kriegern in der etruskischen Gesellschaft.

Weitere sehenswerte archäologische Funde aus der Welt der Etrusker bietet die Dauerausstellung des Archäologischen Museums. Herausragende Frankfurter Objekte dabei sind die aus italischen Werkstätten stammenden Bronzegefäße im Grab des Frankfurter „Keltenfürsten“ aus der Zeit um 700 v. Chr.

Themen vertiefende Einblicke bietet das Begleitprogramm mit Vorträgen und Veranstaltungen. Kinder können mit dem Aktionsheft zur Sonderausstellung die vielgestaltige Götterwelt der Etrusker entdecken.

Eine Ausstellung des Archäologischen Museums Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem Museo Archeologico Nazionale Florenz, dem Museo Etrusco Guarnacci Volterra, der Soprintendenza Archeologia, Belle Arti e Paesaggio per la città metropolitana di Firenze e le province di Pistoia e Prato, Contemporanea Progetti GmbH, Florenz und Expona GmbH, Bozen.

Goldring mit Darstellung von Chimaira und Sphinx4Terrakottastatuette der Menrva

1 Aschenkiste mit Deckel „Dame“
Eine reich gekleidete etruskische Dame liegt wie zu einem Bankett auf Kissen gebettet darnieder und bildet somit den Deckel einer Aschenurne; sie stellt wahrscheinlich die Verstorbene dar.
Volterra; Alabaster; 2. Jh. v. Chr.

2 Antefix
Antefixe aus Terrakotta waren aufwendig gearbeitete Dachverzierungen von Tempelbauten, die die Enden der Giebelbalken schützten oder die geziegelten Traufleisten abschlossen. Bei dem vollständigen Antefix mit Paar erkennt man einen bartlosen Mann zur Linken, der einer weiblichen Gestalt an den Arm fasst.
Volterra, Heiligtum auf der Akropolis; Terrakotta; 3.– . Jh. v. Chr; Volterra, Museo Etrusco Guarnacci

3 Die Dämonin Vanth
Das fragmentarische Relief stellt die Dämonin Vanth dar. Männliche und weibliche Unterwelt-Dämonen fungierten als Türwächter und Begleiter zum Schutz der Toten auf ihrer Reise in das Jenseits.
Toskana, Grab der Vipinana; Nenfro (Vulkangestein); Ende 4. Jh. v. Chr.; Florenz, Museo Archeologico Nazionale

4 Goldring mit Darstellung von Chimaira und Sphinx
Auch griechische Fabelwesen fanden Einzug in die Bildwelt der Etrusker.
Fundort unbekannt; 6. Jh. v. Chr.

5 (hier links) Terrakottastatuette der Menrva
Die etruskische Göttin Menvra erinnert sowohl in Gewandung als auch Bewaffnung stark an die griechische Göttin Athena.
Fundort unbekannt; 3. Jh. v. Chr.

6 (hier unten) Patera (Schale) mit Griff
Die sogenannte Glanztonware war auf der gesamten italienischen Halbinsel verbreitet. Der dicke schwarze Überzug aus Glanzton bewirkte ein metallisches Erscheinungsbild und machte die Gefäße darüber hinaus wasserdicht. Diese elegante Ware verwendete man vorwiegend bei Symposia (Banketten). Volterra war eines der Hauptproduktionszentren, wo einige der ausgefallensten Kreationen geschaffen wurden.
Volterra; Glanztonware; 4.–3. Jh. v. Chr.; Volterra, Museo Etrusco Guarnacci

7 Etruskische Haarspirale
Dieser typische Frauenschmuck war schon zur Villanova- Periode weit verbreitet. Einfache Varianten dieser Haarspiralen fertigte man zumeist aus Bronze; mit ihnen wurden die Enden von Zöpfen fixiert.
Bisenzio; Goldfiligran; Mitte 7. Jh. v. Chr.; Florenz, Museo Archeologico Nazionale

Patera (Schale) mit Griff 8 Krater (Mischgefäß)
Die sogenannte Glanztonware war auf der gesamten italienischen Halbinsel verbreitet. Der dicke schwarze Überzug aus Glanzton bewirkte ein metallisches Erscheinungsbild und machte die Gefäße darüber hinaus wasserdicht. Diese elegante Ware verwendete man vorwiegend bei Symposia (Banketten). Volterra war eines der Hauptproduktionszentren, wo einige der ausgefallensten Kreationen geschaffen wurden.
Volterra; Glanztonware; 2. Hälfte 4. Jh. v. Chr.; Volterra, Museo Etrusco Guarnacci

9 Villanova-Grab N1 von Ripaie
Das Aschenbehältnis besteht aus einer doppelkonischen Urne mit Deckelgefäß. Die Grabbeigaben Axt und Speer kennzeichnen den Verstorbenen nicht nur als Krieger, sondern weisen wahrscheinlich auf seine herausragende soziale Stellung in der vor-urbanen Gemeinschaft von Volterra hin.
Volterra, Nekropole von Le Ripaie; erste Hälfte 8. Jh. v. Chr.; Volterra, Museo Etrusco Guarnacci
Alle Bilder ©Archäologisches Museum Frankfurt

Bild oben: Vier Goldfibeln.
Vetulonia; 7.–6. Jh. v. Chr.; Florenz, Museo Archeologico Nazionale.
©.Archäologisches Museum Frankfurt

Bild oben links: Fundort unbekannt; Terrakotta; letztes Viertel des 6. Jh. v. Chr.
© Archäologisches Museum Frankfurt


truskische Haarspirale 7Krater (Mischgefäß) 8

Villanova-Grab N1 von Ripaie 9

Text: Archäologisches Museum Frankfurt
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