Todesriten

  

TODESRITEN
Archäologisches Museum / Palais Rohan, Straßburg

25. April 2008 bis 31. August 2009

Die Erforschung von Todesriten ist eine spannende Konfrontation mit der Geschichte der menschlichen Zivilisation. Beim historischen Rückblick auf die Auseinandersetzung des Menschen mit dem Tod werden Konstanten ebenso deutlich wie Weiterentwicklungen und Brüche.

Ziel dieser Rituale ist immer, den Leichnam eines Verstorbenen im Einklang mit den Glaubensvorstellungen der jeweiligen Epoche so effizient wie möglich zu beseitigen. Im Elsass lässt sich besonders anschaulich nachvollziehen, auf welch komplexe Weise die Lebenden von der Vorgeschichte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts den Dialog mit dem Tod führten. Denn diese Region, in der die archäologische Forschung sehr aussagekräftige Zeugnisse zutage förderte, zeichnet sich durch vielfältige Traditionen, ein sehr offenes religiöses und soziales Umfeld sowie ein breites Spektrum an spezifischen Formen der Bestattungskunst aus.

Von den frühgeschichtlichen Hügelgräbern bis zu den Nekropolen der Antike, von der durch die Kirche sakralisierten Schlichtheit des Todes im Mittelalter bis zu den prunkvollen Bestattungszeremonien in der Zeit des Barock, vom Tod in der Romantik bis zu den großen städtischen Friedhöfen des 19. Jahrhunderts, versuchten die Menschen stets, sich für die "letzte Reise" zu rüsten und den Tod zu ritualisieren.

Für die am weitesten zurückliegenden geschichtlichen Perioden, insbesondere für Zivilisationen, die die Schrift nicht kannten, stellt die archäologische Forschung die einzige Informationsquelle dar.
Im Mittelalter wurde die Kirche zur hauptsächlichen Organisatorin von Bestattungen. Sie kanalisierte die verschiedenen Praktiken, indem sie die Gräber um Kapellen und Kirchen herum auf eigens dafür bestimmtem Boden versammelte. In den sehr komplexen barocken Bestattungszeremonien des späten 16. und 17. Jahrhunderts wurde der Tod in Szene gesetzt. Das Ziel bestand dabei in der christlichen Erbauung der Lebenden. Erst ab Ende des 18. Jahrhunderts ist eine Säkularisierung der mit dem Tod zusammenhängenden Praktiken zu beobachten. In dieser Zeit entstanden große Friedhöfe an den Stadträndern. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts spiegelten die Vielfalt der Grabmäler dieser „Totenstädte", ihre facettenreiche Symbolik und die von einer hoch entwickelten Bestattungskunst zur Geltung gebrachte Themenvielfalt die Welt der Lebenden und die gesellschaftliche Organisation der jeweiligen Zeit wider.

Die Ausstellung zeigt charakteristische Zeugnisse von Bestattungsriten und Glaubensvorstellungen aus den genannten Perioden: Grabbeigaben, Modelle von Grabstätten, Entwürfe zu Grabmälern, Dokumente, Grabschmuck, Gegenstände der Totenverehrung aus städtischen und ländlichen Gegenden.

   

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