Helmuth
Bischof: DUMONT extra Karlsruhe. Mit großem Stadtplan, 12
Highlights. Topaktuelle Internet Links, 120 Seiten, Format
19,0 x 10,5, DuMONT Reiseverlag, 2004. 7,95 €
Sibylle Feine: Karlsruhe - Der Stadtführer. 132 S.,
88 Farbabb. und 8 Karten. Format 11,5x21 cm, broschiert,
€ 9,80, 2003, G. Braun Buchverlag, Karlsruhe
Freiburg. Offizieller Stadtführer. Herausgeber und Verlag:
Günter Ebi, Promo Verlag. In Zusammenarbeit mit der Freiburg
Wirtschaft und Touristik. 27. Ausgabe, 191 S., 2004, 4,00
Euro.
Der G. Braun Buchverlag in Karlsruhe hat im August 2003
einen Karlsruhe-Stadtführer herausgebracht. Der letzte Stadtführer
war 1983 im Rombach Verlag erschienen. Im Januar 2004 wartete
der DuMONT Reiseverlag mit einem weiteren Stadtführer auf.
Die Publikation hat ihre Vorgeschichte.
Im Jahre des Landesjubiläums 2002 brachte der Merian Verlag
ein Baden-Württemberg-Heft heraus, in dem Karlsruhe nur
als Randnotiz vorkam. In der Folge wurde -wohl von der KMK
(Karlsruher Messe und Kongress GmbH) und dem Stadtmarketing
die Idee ventiliert, bei DuMont einen Stadtführer in Auftrag
zu geben. Dieses Vorhaben konnte aber nur dann zustande
kommen, wenn Karlsruhe eine Abnahmegarantie von 8000 Stück
(zum Vorzugspreis von 4,00 Euro) dem Verlag gewährte (BNN
2. 6. 2003). Der Stadtführer des DuMont Verlags zum Preis
von 7,95 Euro liegt seit Mitte Januar vor. Gegen das fast
parallele Erscheinen der beiden Stadtführer und die editorischen
Aktivitäten wäre an und für sich nichts einzuwenden. Denn
freier Markt und Konkurrenz regeln den Verkauf des Produktes,
des besten Produkts, versteht sich. Dieses Prinzip ist aber
durch die Abnahmegarantie der Stadt für einen der beiden
Stadtführer erheblich gestört. In einer Zeit, in der Städte
Zuschüsse für kulturelle und soziale Institutionen kürzen
müssen, sind solche Eskapaden befremdend. Der DUMONT direkt
Karlsruhe Führer ist nach einem Konzept gestaltet, das für
alle Städte der neuen Reihe - Madrid, Paris, Berlin, Wien
- Anwendung findet. Das Schema spart Mühen und Kosten, müssen
sich die Verfasser doch nicht auf die jeweils individuelle
Stadtgestalt einlassen! Unter der Rubrik "Zu Gast in ..."
werden nacheinander in dieser Reihenfolge: "Übernachten",
"Essen & Trinken", "Einkaufen" "Ausgehen" und zu letzt "Kultur
und Unterhaltung" abgehandelt. Der Führer hat deshalb eher
die Form eines Übernachtungs-, Gaststätten- und Einkaufsführers
als eines Stadtführers mit den klassischen Stadtrundgängen. Die
Gestaltung eines Stadtführers, Arrangement und Folge der
Themenbereiche, Gewichtung der Themen verrät viel über die
Selbsteinschätzung einer Stadt, die Vorstellungen der Besteller
und die Einschätzung möglicher Besucher. Bekanntlich bewirbt
sich Karlsruhe um den Titel einer Kulturhauptstadt 2010.
Man könnte deshalb von einem Stadtführer, der von der klassischen
Form abweicht, erwarten, dass er Kunst, Wissenschaft, Technologie
und Kultur in den Mittelpunkt stellt oder den Stadtführer
von diesen Themen her organisiert. Wie der Stadtführer ja
behauptet: "Kunst und Kultur stehen in Karlsruhe hoch im
Kurs". "DUMONT direkt" ist konsumenten-und konsumorientiert.
Der Besucher einer Stadt will danach vor allem schlafen,
essen, einkaufen, etwas Kunst und Kultur nimmt er dabei
in Kauf. Positiv ist, dass der Stadtführer auf Anzeigenwerbung
fast völlig verzichtet - was bei einem durch die Stadt finanzierten
Führer aber auch zu erwarten ist. Eine völlig andere, stadtindividuelle
Gewichtung findet sich im neuen offiziellen Stadtführer
der Stadt Freiburg 2004 (27. Auflage). Stadtgeschichte und
Stadtrundgang bilden den Auftakt, gefolgt von den Sparten
"Kunst" und "Kultur", erst dann werden Vorschläge zu "Gastlichkeit"
und "Shopping" präsentiert. Im Impressum ist die Zusammenarbeit
der Freiburg Wirtschaft und Touristik GmbH mit dem Promo
Verlag auch angezeigt. Karlsruhe hat es - mit Abnahmegarantie
- nun zwar geschafft, als Reiseführer in der Gesellschaft
von Weltstädten zu erscheinen, aber eben zurechtgestutzt
auf global geltende Konsumentenkriterien. Ein Stadt führer
für das Jahr der Kulturhauptstadt 2010, sollte es Wirklichkeit
werden, ist wohl noch zu konzipieren, dann vielleicht doch
von einem ortsansässigen Verlag.
H.
Hauß
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