Arles in der Antike

 

Konstantinsthermen

Thermen waren charakteristischer Bestandteil der römischen Zivilisation und eine der verbreitetsten öffentlichen Einrichtungen. Ihr Siegeszug begann mit der Erfindung der Hypokaustheizung zu Beginn der Kaiserzeit am Ende des 1. vorchristlichen Jahrhunderts. Als untrennbarer Bestandteil städtischer Kultur sorgten sie - in den Palästren - für die körperliche Ertüchtigung als auch - in den Bädern - für die Hygiene der Stadtbewohner.
Außerhalb dieser Funktionen spielte sich in den Thermen das öffentliche und zum Teil auch das kulturelle Leben ab: Man traf sich, um Geschäfte zu besprechen oder Verträge abzuschließen, man genoss Vorstellungen oder besuchte die Bibliothek.
Von Arles sind drei Bäder bekannt. Die ersten wurden 1675 unter der Place de la Republique aufgedeckt, als man den Obelisken aufstellte, die zweiten wurden zu Beginn des 3. Jh. im Bereich der Esplande des Lices im Süden der Stadt errichtet.
Die dritten Thermen, die Konstantin zugeschrieben werden, wurden zwischen dem Ende des 3. und den ersten Jahrzehnten des 4. Jh. erbaut und bildeten einen monumentalen Komplex zwischen dem Forum und dem Rhoneufer.
Zu dieser Zeit nahm die Stadt nach einer Zeit der Gefährdung wieder einen bedeutenden Rang unter den Städten des Imperiums ein, als sie als eine der Residenzen des Kaisers Konstantin Gewicht in Politik und Verwaltung erhielt.
Trotz der Eroberung durch die Westgoten und mehrmaliger nachfolgenden Eroberungen scheint das Gebäude noch einige Zeit nach dem Ende des Imperiums seinem Zweck gedient zu haben.
In der folgenden Zeit wurden Häuser in das Gebäude eingebaut, bis schließlich auch die Erinnerung an den ursprünglichen Zweck erloschen war.
Im 16. Jahrhundert erforschten Gelehrte aus Arles die Gemäuer aus Steinen und Ziegeln, schrieben sie einem Palast Konstantins zu und nannten es "palais de la Trouille" nach dem lateinischen trullus für ein rundes Gebäude mit Gewölbe. Ausgrabungen im 19. Jh. erwiesen den Charakter als Thermen.
Ein im Bereich des nahe gelegenen Hotel d´ Arlatan aufgedeckter großer basilikaler Saal von 57x21 m schien die Hypothese des Palastes zu stützen, dürfte aber eher zu der zu Beginn des 4. Jh. n. Chr. errichteten Prätur Galliens gehören.
In den Ruinen der Konstantinthermen richteten die Grafen der Provence im 13. und 14. Jh. eine Pfalz, genannt Trullia, ein.
Von dem sich über 200 m weit erstreckenden Komplex sind heute nur die gewölbte Nord-Apsis und einige anschließende beheizbare Räume freigelegt. Obwohl das antike Lauf-Niveau
weitgehend zerstört ist, geben die erhaltenen Reste von Hypokaust und Estrich genügend Anhaltspunkte, um die Funktion der Räume zu verstehen.
Das Gebäude setzt sich in den anschließenden Häusern fort, die besonders die mauern des Frigidarium, des Kaltbades weiter verwenden. An der Place du Sauvage wurden die örtlichen Mauerzüge identifiziert, während die westliche Begrenzung noch fehlt.
An Vorgängerbauten wurden im bereich der Thermen in der Nordwestecke des Caldariums Steinblöcke gefunden, die möglicherweise zum Turm einer frühgeschichtlichen Stadtbefestigung gehören.
Eine Substruktion im Laconicum könnte zu einem ebenfalls bereits als Therme dienenden Vorgängerbau gehören.

 

 

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