Arles, die Alyscamps

  

Montmajour

Inmitten ehemaligen Sumpflandes erhebt sich der lateinisch Mons Major (größter Berg) genannte Felshügel des Montmajour. Die Frage, ob die früh- oder hochmittelalterlichen Gräber zuerst da waren oder die Einsiedelei St. Pierre, wird nicht einfach zu beantworten sein, setzt doch fast das eine das andere voraus.
Möglicherweise geht auf Eremiten des 10. Jh. der Bau der teilweise in den Felsen hinein gearbeiteten Eremitenklause auf der Südseite des Felsens zurück.
949 kaufte die fromme Dame Tencinde aus burgundischem - also provencalischem - Adel dem Domkapitel von St. Trophime in Arles den Hügel ab und überließ ihn einer benediktinischen Mönchsgemeinschaft zur Gründung eines dem Hl. Petrus geweihten Klosters. Diese errichtete ab 1016 (Grundsteinlegung der Krypta) eine erste Kirche, ebenfalls auf der Südseite des Hügels.
Das Kloster wuchs schnell und errag in der Provence Bedeutung durch die Erneuerung des mönchischen Lebens im Sinne der Kirchenreform des 11. Jh..
Mit dem 1030 gewährten "Pardon de St. Croix", dem am Tag der Auffindung des Heiliegen Kreuzes, dem 3. Mai, gewährten Ablass, wurde Montmajour Ziel zahlreicher Pilger, was Bedeutung und Reichtum weiter vermehrten.
Diese das ganze Mittelalter andauernde Bedeutung wird in den monumentalen Klosterbauten des 12. Jh. und 13. Jh. deutlich. Ins 12. Jh. gehören dabei die romanischen Klosterkirche mit ihrer gewaltigen Krypta, die trotz ihrer Unvollendetheit durch ihre Großartigkeit und ihre Schlichtheit beeindruckt. Dahin gehören auch die Konventsbauten und der romanische Kreuzgang.
Im Osten der Abtei, außerhalb gelegen, liegt die ebenfalls aus dieser Zeit stammende Kirche St. Croix, die an ein übergroßes Reliquiar erinnert.
Im 14. Jh. wurde eine Glockenwand errichtet und der Anlage ein Donjon hinzugefügt, der mit 26 m Höhe die gesamte Abtei überragt.
Nach der Einführung der Reform von St. Maur 1639 in der verweltlichen Mönchsgemeinschaft wurde 1703 auch mit dem Bau neuer Klostergebäude unmittelbar westlich der mittelalterlichen bauten begonnen. Den Plan hierzu lieferte der Avignoner Architekt Pierre Mignard. Nachdem diese Neubauten schon 1726 einem Brand zum Opfer fielen, begann man unter Leitung von Jean Baptiste Franque, ebenfalls aus Avignon, mit der Errichtung neuer Bauten, von denen allein der bestehende Konventsbau bis 1736 fertig wurde.
Auch die Mauriner Reform im Kloster erlahmte bald, der letzte Abt, Kardinal Rohan, war in die Halsband-Affäre der französischen Königin Marie Antoinette verwickelt und musste 1786 zurücktreten, der König löste daraufhin das Kloster, in dem nur noch 11 Mönche lebten, auf.
Die Abteikirche beeindruckt durch ihre machtvolle romanische Silhouette und durch ihre ausgefeilte Technik gleichermaßen. Einem einschiffigen Kirchenraum in der Oberkirche mit einer weiten Apsis entspricht dabei in der Unterkirche eine Umgangskrypta mit Kranzkapellen, wie man sie von der nordfranzösischen Kathedralarchitektur kennt.
Die obere Apsis ist innen rund, außen in die vier Seiten eines halben Achtecks gebrochen, in der Außenansicht treten die Kranzkapellen der Krypta aus dem Umfang der Apsis heraus. Drei rundbogig geschlossene Fensterchen erhellen die Apsis, innen schmucklos, außen von eingestellten Säulen flankiert und von einem skulptierten Bogen überspannt. Vor die mit einer Halbkuppel geschlossene Apsis ist ein sehr schmales Joch gelegt, was unmittelbar der Apsis des Caldariums der Konstantinsthermen in Arles entspricht.
Das einschiffige Langhaus der Oberkirche ist nur in 2 der geplanten 5 Joche verwirklicht, die Außenwand des nördlichen Kreuzgangflügels ist der einzige Teil, der von dem ursprünglichen Plan zeugt.
Das Querhaus entspricht dem der Unterkirche und öffnet sich in Osten in Nebenchöre. Auf der Nordseite wurde im 14. Jh. für das Grab Abt Bertrands de Maussang (gestorben 1316) eine spätgotische Grabkapelle angebaut. Nach einer nur noch fragmentarisch erhaltenen Marienstatue am benachbarten Grab, ebenfalls für ein Mitglied der Familie Maussang, wird diese Kapelle auch "Notre Dame la Blanche" genannt
Der Kreuzgang bildet ein Rechteck von 26x24 m, die vier Flügel öffnen sich auf einen Innenhof. Seine Fensterarkaden sind in Dreiergruppen durch einen flachen Bogen zusammengefasst und durch Strebepfeiler getrennt. Die Längstonnen sind durch profilierte Gurtbögen verstärkt, die auf skulptierten Kapitellen aufsitzen.

   

im Detail:

weiter:

siehe auch:

zurück:

Startseite | | Register | Impressum | zur ZUM | © Badische Heimat/Landeskunde online 2005