Frühchristliche Kirchen Roms

 

S. Pudenziana

Santa Pudenziana (lat. Sanctae Pudentianae) ist zusammen mit ihrer Schwesterkirche Santa Prassede eine der ältesten Kirchen Roms. Diese frühchristliche Titelkirche, auf dem Esquilin gelegen, wurde wahrscheinlich um 400 in einen Thermensaal des 2. Jh. n. Chr. eingebaut, wo vorher nach der Überlieferung das Haus des Senators Pudens, des Vaters der Pudentia, stand. Hier soll Petrus zu Gast gewesen sein. Nach mehrfachen Veränderungen vom 8. bis zum 16. Jahrhundert blieb vom ursprünglichen Bau nur die Apsis mit dem bauzeitlichen Mosaikschmuck erhalten.

Die Fassade, 1870 errichtet, enthält im Gebälk das Fragment eines Frieses aus dem 11./12. Jh., dessen Medaillons das Lamm Gottes sowie Halbfiguren der Heiligen Pastor, Pudentiana, Praxedis und Pudens zeigen. Die Kirche selbst ist nur noch im hinteren Teil dreischiffig, die vorderen Arkaden sind vermauert; die antiken Säulen sind durch Pfeilerumbauten verstärkt. Der Regierungszeit des Papstes Innozenz III. (1198 - 1216) wird der fünfgeschossige Campanile zugeschrieben.

In einer Ausgrabung linker Hand ist der antike Fußboden und ein Teil des Nymphäums des Thermensaals aus dem 2. Jh. sichtbar.

Das Apsismosaik zeigt Christus frontal auf einem blumengeschmückten Thron, umgeben von acht Aposteln. Ihm unmittelbar zur Seite sitzen die Aposten Petrus und Paulus, die von den Personifikationen der Heiden- und der Judenchristen (nach anderer Ansicht S. Pudenziana und S. Prassede) mit Triumphkränzen bekrönt werden. Die Schrift in dem geöffnet gehaltenen Buch bezeichnet Christus als Schutzherrn der Kirche S. Pudenziana. Die ganze Gruppe ist innerhalb einer mit goldenen Ziegeln gedeckten Arkadenreihe postiert, hinter der sich der Blick auf das himmlische Jerusalem weitet. In dessen Zentrum erhebt sich der Berg Golgatha mit einem monumentalen Gemmenkreuz. Im darüber ausgebreiteten Himmel sind als eine der frühesten Darstellungen dieses Typs die vier Evangelistensymbole abgebildet.

Das Mosaik vereinigt mehrere Anschauungen in sich:
Zum einen wird Christus als Lehrer inmitten seiner Apostel dargestellt.
Zum zweiten wird diese Darstellung durch die vier Evangelistensymbole und die Darstellung des himmlischen Jerusalem in eine apokayptische Sphäre gehoben.
Zum dritten verweist die Christus-Darstellung auf das von der Kirche geforderte Unterordnungs-Verhältnis zwischen Bischof und Priestern.

Um die Kuppel einzupassen wurde das Mosaik 1589 am oberen und unteren Bildrand beschnitten, die rechte Figurengruppe wurde 1830 - 33 ergänzt.

Im linken Seitenschiff befindet sich der Zugang zum hinter der Apsis gelegenen Oratorio Mariano mit Fresken aus der 2. Hälfte des 11. Jh.: Über dem Altar die Madonna mit den Heiligen Pudenziana und Prassede, links das Gebet des Heiligen Paulus und die Taufe von Novatus und Timotheus, an der Stirnseite die Heiligen Valerianus, Tiburtius und Urbanus. An der Decke das Lamm Gottes mit den Evangelistenbsymbolen. Die Kreuzigung rechts des Altars stammt aus dem 16. Jahrhundert.

Im linken Seitenschiff der Kirche die aufwendige Capelle Caetani, begonnen von Francesco da Volterra und nach seinem Tod (1601) von Carlo Maderno, dem Architekten der Fassade der Peterskirche, vollendet. Die reiche Marmor- und Stuckdekoration stammt von Giacomo della Porta und Valsoldo, die Mosaikdekoration der Decke - Evangelistenbilder - geht auf Kartons von Federico Zuccari zurück. Am Altar ein Marmorrelief mit der Anbetung der Könige von P.P. Olivieri, 1599. An den Seiten Epitaphien des Kardinals Enrico Caetani (+ 1599) und Filippo Gaetanis (+1614).

 

Bild: Wikipedia Commons

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