Kapitol
Kapitol (lateinisch Capitolium, italienisch Campidoglio)
ist die kurze Namensform des kapitolinischen Hügels (mons
capitolinus), des kleinsten der klassischen sieben Hügel des
antiken Rom. Nach Theodor Heuss ist das Kapitol neben der
Akropolis und Golgota einer der Hügel, auf denen Europa
gegründet wurde .[1]
Die modernen etymologischen Erklärungsversuche des Namens
Capitolium sind umstritten. Ob der Name etruskischer oder
sabinischer Herkunft ist, kann aufgrund fehlender Quellen
nicht geklärt werden. Für die Römer selbst war der Hügel die
Schädelstätte des legendären Etrusker-Königs Aulus
Vulcentanus (Olus) (caput Oli, „Schädel des Olus“), der
einst auf dem Hügel begraben und dessen Schädel später dort
gefunden worden sein soll.[2]
Die nördliche der beiden Hügelkuppen beherbergte einst
ursprünglich die Fluchtburg und wurde deshalb auch als arx
(Zuflucht oder Bollwerk) bezeichnet. Hier stand seit dem
Jahre 343 v. Chr. der Tempel der Iuno Moneta. Später kamen
weitere Tempel, vor allem für orientalische Götter, hinzu.
Wohl seit dem 6. Jahrhundert nimmt die Stelle des ehemaligen
heidnischen Tempels die Kirche Santa Maria in Aracoeli ein.
Die südliche Anhöhe, die in der Antike den Namen capitolium
trug, beherbergte den wichtigsten Tempel, den der so
genannten Kapitolinischen Trias (Iuppiter Optimus Maximus
Capitolinus, Iuno und Minerva). Das Heiligtum bildete das
sakrale Zentrum Roms und damit des gesamten römischen
Reiches und gewann damit auch politische Bedeutung. Der
Amtsantritt der Konsuln wurde hier ebenso mit einem Opfer
begangen wie der Abschluss der Triumphzüge, die regelmäßig
zum Kapitol führten. Mit dem Tempel der Iuno war die
römische Münze verbunden. Nach dem römischen Vorbild wurden
in vielen Städten des römischen Reichs Kapitolien mit
Heiligtümern der sogenannten kapitolinischen Trias
errichtet.
Nach der Stadtgeschichte des Livius retteten die heiligen
Gänse des Iuno-Heiligtums die Stadt im Jahre 387 v. Chr. vor
einer gallischen Erstürmung, indem sie den nächtlichen
Angriff bemerkten und die Römer mit ihrem Geschnatter
aufweckten. Nach dieser Legende versinnbildlichen die
kapitolinischen Gänse aufmerksame Warner.
In der Senke zwischen der nördlichen und der südlichen
Anhöhe befand sich ein kleiner Tempel, der dem Gott Asylius
geweiht war. Heute befinden sich auf dem Gebiet der
ehemaligen, jetzt aufgeschütteten Senke der Senatorenpalast
(das römische Rathaus), der von Michelangelo entworfene
Kapitolsplatz mit einer Kopie der Reiterstatue Mark Aurels,
der Konservatorenpalast und der Palazzo Nuovo (beide sind
Teil des Kapitolinischen Museums).
Der Name Kapitol wurde in der Zeit des Klassizismus auf
andere Gebäude übertragen. Das bedeutendste ist das Kapitol
in Washington, D.C., Sitz des US-amerikanischen Kongresses.
Baugeschichte
Der Kapitolsplatz, wie wir ihn heute kennen, hat nichts mehr
mit der Funktion und der daraus abgeleiteten Bedeutung des
Kapitols als “Religions-und Machtzentrum“ zu tun. Der
zwischen den zwei Hügelkuppen gelagerte Platz ist ein
Beispiel für einen Platz, der nach modernen, also nicht
römisch-antiken, Plänen gestaltet wurde. Die Neugestaltung
des Platzes und der umliegenden Gebäude wurde von
Michelangelo entworfen. Der Platz unterlag damit einem
ganzheitlichen Entwurfskonzept, das den Beginn des
Wiederaufstiegs der Stadt kennzeichnete. Nach dem „Sacco di
Roma“ (1527) lag dass Kapitol in Trümmern. Papst Paul III. (Farnese)
genierte sich anlässlich des Besuches von Kaiser Karl V. im
Jahr 1536 über den Zustand des Platzes, deshalb bat er
Michelangelo um eine Neugestaltung der Piazza. Michelangelo
erlebte allerdings nur noch die Fertigstellung der Rampe (Cordonata).
Die Platzgestaltung und die Renovierung der Palazzi dei
Conservatori und Senatori, sowie der Bau des Palazzo Nuovo
wurden nach seinen Plänen ausgeführt. Der Platz als solches
wendet sich ab vom einstigen Zentrum der Stadt, dem Forum
Romanum, das hinter dem Senatorenpalast liegt. Er wendet
sich hin zum neuen Zentrum, dem Vatikan. Michelangelo plante
einen öffentlichen Festsaal, der die Antike verherrlicht und
deren Formensprache in der Anlage der Palazzi würdigt. Durch
den Bau des Palazzo Nuovo schuf Michelangelo einen
öffentlichen Raum der zugleich offen und geschlossen wirkt.
Die trapezförmige Anlage öffnet sich an beiden Seiten des
Senatorenpalastes und leitet über zum Forum. In der
Pflasterung befindet sich ein vielstrahliger Stern, das
Universum, mit der Sonne und dem Kaiser in der Mitte.
Michelangelo stellte damit das Selbstverständnis des antiken
Roms dar. „Caput mundi“, Haupt der Welt, mit dem Kaiser als
zentraler Figur. Diese Selbstverständnis übernahmen die
Päpste in der Renaissance. Das einmalige Reiterstandbild
zeigt den größten Philosophen unter den Kaisern, Mark Aurel.
Das Glück dieser einzigartigen erhaltenen Reiterstatue war
eine Verwechselung. Im Mittelalter fielen alle der 22
anderen Reiterbildnisse der Metallgier zum Opfer. Diese
Statue überlebte, weil man sie fälschlicherweise für ein
Bildnis des ersten christlichen Kaisers Konstantin hielt.
Auf dem Platz steht heute nur noch eine Kopie von Mark
Aurels Reiterstandbild. Die Umweltverschmutzung hatte dem
Original so sehr zugesetzt, dass man es in den 1980er Jahre
entfernte und im Kapitolinischen Museum aufstellte. Am
Original lassen sich noch Spuren der einstigen Vergoldung
erkennen. Bis zur Neugestaltung des Kapitolsplatzes stand
das Reiterstandbild vor dem Lateran. Der mit den
Farnese-Lilien und einer Lobschrift auf den Kaiser versehene
Sockel, auf dem das Reiterstandbild steht, ist eine Kreation
Michelangelos, ebenso die Freitreppe zum Senatorenpalast. Am
Fuß der Rampe des Senatorenpalastes platzierte er eine
antike Statue in der Nische über dem Brunnen. Diese Plastik
stellte einst Minerva dar, die in der Renaissance zur Göttin
Roma umgestaltet wurde. Flankiert wird die Roma von zwei
Statuen aus dem 2. Jh. n. Chr., die den Nil (links) und den
Tiber symbolisieren.
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