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Schloss und Schlossgarten Schwetzingen

30. Mai 1778: Der große französische Philosoph Voltaire stirbt in Paris

(ssg) Am 30. Mai 1778 starb Voltaire mit stolzen 83 Jahren in Paris. Der französische Philosoph und Schriftsteller weilte mehrmals am Hof Carl Theodors zu Pfalz in Schwetzingen. Zwischen dem Kurfürsten und dem Aufklärer entstand eine Freundschaft, die sich durch den regen Briefwechsel nachvollziehen lässt.

Nicolas de Largillère: François-Marie Arouet (1694–1778), genannt Voltaire. Château de Ferney. Wikimedi Commons, Foto Brücke-Osteuropa/ PD

Der einflussreiche Autor

Voltaire, bürgerlich François-Marie Arouet, wurde am 21. November 1694 in Paris geboren. Er war einer der meistgelesenen und einflussreichsten Autoren seiner Zeit. 1750 begab sich Voltaire, ein Jahr nach dem Tod seiner Geliebten Émilie du Châtelet, nach Sanssouci bei Potsdam. Er folgte einer Einladung König Friedrichs des Großen von Preußen, seinem langjährigen Briefpartner. Nach heftigen Meinungsverschiedenheiten trat der Franzose 1753 den Rückweg nach Frankreich an. Seine Reise führte ihn über Leipzig, Gotha, Frankfurt, Mainz, Mannheim und Schwetzingen.

Ein Aufklärer kommt an den kurpfälzischen Hof

Nach dem Zerwürfnis zwischen Voltaire und König Friedrich II. lud Carl Theodor den Dichter in seine Sommerresidenz ein. Zu Ehren Voltaires ließ der Kurfürst Festlichkeiten abhalten und Opern und Komödien auf der Bühne des Schlosstheaters aufführen – darunter auch Stücke von Voltaire. Der Empfang hinterließ einen bleibenden Eindruck bei Voltaire. In einem Brief schrieb er: „Der Kurfürst hat mir die Artigkeit erwiesen, vier meiner Stücke zu spielen. Das hat mein altes Feuer wieder entzündet und ich habe mich, dem Tode nahe, wie ich mich fühle (immer noch!), daran gemacht, den Plan eines neuen Stückes zu entwerfen, das voll von Liebe sein wird.“

Erholung in Schwetzingen

Im Schloss und Schlossgarten Schwetzingen konnte sich Voltaire von seiner anstrengenden Reise erholen und berichtet: „Ich bin augenblicklich im Lustschloß seiner Durchlaucht des pfälzischen Kurfürsten. Es fehlt mir nur Gesundheit, um alle Vergnügungen zu genießen. Französische und italienische Komödie, große italienische Oper, Komische Oper, Balletts, große Essen, Konversation, Höflichkeit, Würde, Einfachheit, das ist der Mannheimer Hof.“

Eine aufklärerische Brieffreundschaft

Am 14. August 1753 reiste Voltaire nach Straßburg weiter. In den folgenden Jahren korrespondierten der Kurfürst und der Philosoph in französischer Sprache. Schon im Oktober 1753 schrieb Carl Theodor an Voltaire: „Ich freue mich zum voraus auf die Augenblikke, die ich mit Ihnen eben so nüzlich als angenem verleben werde. Man zieht aus Ihren Unterhaltungen immer reichen Gewinn, so wie man es nie satt wird, Ihre Werke von neuem zu lesen.“ Neben dem dichterischen Werk zeigte sich Carl Theodor in seinen Briefen auch an der aufgeklärten Gedankenwelt des Philosophen Voltaire interessiert. Immer wieder bat er den Franzosen um dessen Einschätzung, etwa in politischen Fragen. So schrieb der Kurfürst 1757: „Erzeigen Sie mir die Gefälligkeit, mir Ihre Meinung über die gegenwärtige Lage von Europa mitzutheilen. Sie können mir ganz offen schreiben; Sie sind ja in einem freien Land und ich bin so verschwiegen und redlich wie einer von Ihren Republikanern.“

Voltaires zweiter Besuch

Beim zweiten Besuch 1758 ließ Carl Theodor Voltaires Tragödie „Mahomet ou le fanatisme“ aufführen. Voltaire arbeitete derweil im Schloss an seinem Werk „Candide ou l’optimisme“, zu Deutsch „Candide oder der Optimismus“, und las dem Kurfürsten daraus vor. Die satirische Novelle wendet sich unter anderem gegen die optimistische Weltanschauung des Philosophen Leibniz und prangert mit Witz und Ironie den überheblichen Adel, die Kirche, Krieg und Sklaverei an. 1759 überstellte Voltaire sogar seinen Sekretär Cosimo Collini in die Dienste des Kurfürsten. Ihm schickte der Dichter, wieder in Paris, Regieanweisungen für sein Stück „Olympie“, das 1762 zweimal mit großem Erfolg in Schwetzingen aufgeführt wurde.

Kein weiteres wiedersehen

Mit den Jahren wurde der Briefwechsel zwischen Philosoph und Regent seltener und brach schließlich, aus unbekannten Gründen, ganz ab. In einem Brief an seinen Sekretär Collini schrieb Voltaire: „Ich will, bevor ich sterbe, noch einer Pflicht genügen und einen Trost geniessen: ich will Schwetzingen wiedersehen. Dieser Gedanke beherrscht meine ganze Seele. Ich kann nur während einer sehr heißen Jahreszeit dorthin reisen, denn meine schlechte Gesundheit verlangt, daß ich zehn Monate des Jahres heize.“ Dieser Wunsch erfüllte sich nicht mehr. Am 30 . Mai 1778 starb Voltaire im Alter von 83 Jahren in Paris und wurde in der Abtei Sellières in der Champagne bestattet. Am 11. Juli 1791 wurden seine Gebeine in das Panthéon überführt.

Schlossgarten Schwetzingen

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