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Schloss Heidelberg

7. März 1419: Geburtstag der Pfalzgräfin Mechthild

(ssg) Ihr Geburtstag jährte sich 2019 zum 600. Mal: Am 7. März 1419 wurde in Schloss Heidelberg Pfalzgräfin Mechthild geboren, Tochter von Kurfürst Ludwig III., nacheinander Ehefrau von zwei bedeutenden Herrschern, hochgebildet und Mittelpunkt eines Musenhofes. Als treibende Kraft stand sie hinter der Gründung von zwei Hochschulen im Land und setzte damit eine Familientradition fort, die bereits in Heidelberg mit der Gründung der Universität durch Kurfürst Ruprecht I. 1386 ihren Anfang genommen hatte. Dass einen Tag nach dem Geburtstag der bedeutenden Kurpfälzerin der Internationale Tag der Frauen – am 8. März – begangen wird, ist für die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ein zusätzlicher Anlass, an eine berühmte Schlossbewohnerin zu erinnern.

Pfalzgräfin Mechthild (1419 - 1482), Darstellung im Codex Ingeram. Bild: SSGPfalzgräfin Mechthild (1419 - 1482), Darstellung im Codex Ingeram. Bild: SSG

Die fürstliche Residenz vor 600 Jahren

Als Tochter des Kurfürsten Ludwig und seiner Ehefrau Gräfin Matilda von Savoyen wurde Mechthild am 7. März 1419 in Schloss Heidelberg geboren. Die Anlage war noch ganz und gar eine mittelalterliche Burg, keiner der prachtvollen Paläste, die heute das Bild bestimmen, war vorhanden. Selbst der älteste erhaltene Wohnbau im Schloss, den nach ihrem Großvater Ruprecht III. benannte Ruprechtsbau, war gerade erst im Bau. Er zählt zu den letzten erhaltenen Überresten der spätmittelalterlichen Burg.

Gräfin von Württemberg

Noch bevor Mechthild das erste Lebensjahr erreichte, wurde sie von ihren Eltern mit dem württembergischen Thronfolger Ludwig (geboren 1412) verlobt. Die ersten 17 Jahre ihres Lebens verbrachte die junge Fürstin noch in Heidelberg: 1436 wurde die versprochene Ehe in Stuttgart geschlossen. Mechthild lebte nun im heutigen Alten Schloss in Stuttgart und nochmals sechs Jahre später bezog das Paar seinen Wohnsitz in Schloss Urach, dem zweiten Herrschaftssitz der geteilten Grafschaft Württemberg. Drei der fünf Kinder Mechthilds und Ludwigs wurden hier geboren, auch Thronfolger Eberhard V. (1445-1496). Er sollte der erste Herzog von Württemberg werden, bekannt als Eberhard im Bart. Seine spektakuläre Hochzeit mit Barbara Gonzaga von Mantua mit mehreren Tausend Gästen ging in die Geschichte von Schloss Urach ein.

Karrieresprung: Erzherzogin von Österreich

Mechthilds Ehemann Ludwig starb bereits 1450 im Alter von 38 Jahren an der Pest. Mit gerade 31 Jahren war Mechthild Witwe und zog mit ihren fünf Kindern nach Böblingen, das ihr als Witwensitz im Ehevertrag bestimmt worden war. Damit versuchte sie dem Einfluss ihres Schwagers Graf Ulrich V. von Württemberg zu entkommen, der sich die Vormundschaft der vaterlosen Kinder sichern wollte. Sein Ziel war, die Landesteile des geteilten Württemberg unter seiner Herrschaft zu vereinen. Eine erstaunliche Wende: Was sich wie ein Endpunkt einer spätmittelalterlichen Frauenbiographie anhörte, war nur eine Zwischenstation. Bereits ein Jahr später, 1452, heiratete Mechthild ein zweites Mal. Diesmal gelangte sie durch ihre Vermählung in die höchsten Kreise der europäischen Macht. Ihr zweiter Ehemann war Erzherzog Albrecht VI. von Österreich, womit sie die Schwägerin des damaligen römisch-deutschen Kaisers, Friedrich III., wurde. Geheiratet wurde in Böblingen – und für die Stadt war die Fürstenhochzeit eines der bedeutendsten Ereignisse in ihrer Geschichte.

Förderin von Kunst und Bildung

Aber auch die Rolle als Erzherzogin von Österreich war nur vorübergehend: Nach elf Jahren starb Albrecht VI.. Mechthild war nun 44 Jahre alt. Wieder gab es einen vertraglich vorbereiteten Witwensitz: Rottenburg am Neckar. Hier entfaltete sich Mechthilds Interesse für Kunst und Wissenschaft. Sie lud Dichter, Musiker, Künstler und Gelehrte an ihren Hof. Gemeinsam mit ihrem Sohn Eberhard V. gehörte sie in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Mäzenen und Büchersammlern im deutschen Südwesten. Ihren Sohn unterstützte sie außerdem darin, in Tübingen die Universität zu gründen, die 1477 entstand. Bereits 20 Jahre zuvor hatte sie eine wichtige Rolle gespielt, als ihr Ehemann Erzherzog Albrecht im damals vorderösterreichischen Freiburg im Breisgau eine Hochschule gegründet hatte – die Albertina oder heutige „Albert-Ludwigs-Universität“. Mit ihrem Wirken führte Mechthild eine Familientradition fort: Die erste Universität auf deutschem Boden war in ihrer Heimatstadt Heidelberg von Kurfürst Ruprecht I. im Jahr 1386 gegründet worden. Mechthild starb am 22. August 1482 im Alter von 63 Jahren – an dem Ort, an dem sie auch geboren worden war, in Schloss Heidelberg. Beerdigt wurde sie in der Kartause Güterstein neben ihrem ersten Mann Ludwig, der auch dort begraben lag. Die Kartause besteht heute nicht mehr; die beiden Särge und Grabmale wurden später in den Chor der Stiftskirche in Tübingen überführt.

Schloss Heidelberg

Geöffnet täglich 10.00 bis 17.00 Uhr
Der Schlossgarten ist tagsüber frei zugänglich.

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