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Schloss Heidelberg

23. Februar 1620: Der Dichter Martin Opitz verfasst eine „Lobrede“ auf den Kurfürsten und Böhmenkönig Friedrich V.

(ssg) Es war am 23. Februar 1620, als Friedrich V., König von Böhmen, eine „Lobrede“ überreicht bekam: Der Autor war Martin Opitz, der zu einem der größten deutschen Barockdichter werden sollte, damals Student in Heidelberg. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatten die pfälzischen Kurfürsten den Höhepunkt ihrer Macht erreicht: Die Regierungszeit von Friedrich V. und seiner Frau Elizabeth Stuart bedeutete eine außergewöhnliche Glanzzeit der kurfürstlichen Hofhaltung, die auf die Stadt und Universität ausstrahlte. Zahlreiche Gelehrte und Dichter wurden von der Heidelberger Blüte der Wissenschaft und Literatur angezogen – der prominenteste unter ihnen war Martin Opitz.

Bartholomäus Strobel: Portät des Martin Opitz. 1635. Wikimedia Commons /PDBartholomäus Strobel: Portät des Martin Opitz. 1635. Wikimedia Commons /PD

Martin Opitz in Heidelberg

Das Jahr 1619 markiert den Höhe- und Wendepunkt des pfälzischen Kurfürstentums: Die Residenz, eine der prächtigsten Schlossanlagen Europas, kündet von der Bedeutung ihrer Bewohner – Kurfürst Friedrich V. und seine Frau Elisabeth Stuart, Tochter des englischen Königs. Die Wahl Friedrichs V. zum böhmischen König und der Auszug des Hofes aus der Residenz leitet jedoch die Wende ein. Zu diesem Zeitpunkt, im August 1619, befand sich Martin Opitz in der Stadt, einer von 200 Studenten, die an der Universität Heidelberg studierten. Der 1597 in Bunzlau als Sohn eines Fleischermeisters geborene Opitz wirkte neben seinem Studium als Hauslehrer bei dem kurpfälzischen Rat Georg Michael Lingelsheim, der junge humanistische Dichter förderte. Martin Opitz war einer von ihnen. Er trat dafür ein, auf den Fundamenten der antiken Poesie eine deutsche Lyrik und Kunstdichtung zu schaffen. In Heidelberg schloss Opitz 1620 die erste deutschsprachige Gedichtsammlung ab, die Julius Wilhelm Zincgref 1624 herausgab. Darunter befinden sich einige Heidelberg gewidmete Sonette, etwa „Vom Wolffesbrunnen bey Heidelberg“ – das Lustschlösschen des Kurfürsten – oder „An einem gewissen Berg“, der den Königstuhl besingt.

Lobrede für den König von Böhmen

Motiviert durch die Heidelberger Humanisten trat Martin Opitz literarisch und publizistisch für die Annahme der böhmischen Königskrone durch Friedrich V. ein. Anlässlich seiner Abreise nach Prag verfasste Opitz eine Lobrede in Latein auf den zukünftigen König mit dem Titel „Oratio ad Fridericum Regem Bohemiae" (Rede an Friedrich, König von Böhmen), deren zwei Teile in einer Verabschiedung aus Heidelberg – die Abreise hatte Opitz selbst miterlebt – und einer Begrüßung in Breslau bestehen. Am 23. Februar 1620 traf Friedrich auf seiner Huldigungsfahrt dort ein und erhielt die Rede überreicht, die ihn als idealen Herrscher über das Königreich Böhmen preist.

„Vater der deutschen Dichtkunst“

Im Oktober 1620 floh Opitz vor den einrückenden spanischen Truppen aus Heidelberg und kehrte über Leyden nach Schlesien zurück. In Breslau entstand 1624 sein Hauptwerk, das „Buch von der deutschen Poeterey“, in dem er neue Regeln zum Gebrauch der deutschen Sprache in der Dichtkunst entwickelte, die nicht mehr an antiken Versmaßen orientiert waren. Anlässlich einer Reise nach Wien wurde er 1625 von Kaiser Ferdinand II. zum „Poeta laureatus“ gekrönt und 1629 in die „Fruchtbringende Gesellschaft“ aufgenommen. Ab 1630 war Opitz im Auftrag des Grafen Dohna als Sekretär und Diplomat in Schlesien unterwegs; 1633 wechselte er zum Herzog Georg Rudolf von Brieg und begleitete diesen nach dem Frieden von Prag auf dessen Flucht nach Thorn. 1636 trat er in den Dienst von König Wladyslaw IV. von Polen, für den er als Sekretär und Historiograf tätig war. Opitz starb am 20. August 1639 in Danzig.

Schloss Heidelberg

Geöffnet täglich 10.00 bis 17.00 Uhr
Der Schlossgarten ist tagsüber frei zugänglich.

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Telefon +49(0)62 21. 6 58 88 - 00
service@schloss-heidelberg.com

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