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Schloss Heidelberg

Der 8.12. ist der Todestag der berühmtesten Schlossbewohnerin: Pfalzgräfin Liselotte

(ssg) Am 8. Dezember 1722 starb die wahrscheinlich berühmteste Bewohnerin des Heidelberger Schlosses: Pfalzgräfin Elisabeth Charlotte, genannt Liselotte. Am 27. Mai 1652 im Schloss als Tochter des Kurfürsten Karl Ludwig geboren, heiratete sie 19-jährig den Bruder des Königs Ludwig XIV. und verbrachte den Rest ihres Lebens am französischen Hof. Legendär sind ihre zahlreichen Briefe, die viel über ihre Persönlichkeit, über die Zeit und den höfischen Alltag erzählen.

Hyacinth Rigaud, Pfalzgräfin Elisabeth Charlotte, "Madame", um 1713. Musée du Château de Versailles. Wikimedia C. /PDHyacinth Rigaud, Pfalzgräfin Elisabeth Charlotte, "Madame", um 1713. Musée du Château de Versailles. Wikimedia C. /PD

Heimat Kurpfalz

Ihre Kinderjahre verbrachte Pfalzgräfin Elisabeth Charlotte vor allem in Schloss Heidelberg. Sie war die Tochter von Kurfürst Karl I. Ludwig und Enkelin Friedrichs V. und der englischen Prinzessin Elisabeth Stuart und lebte daher im prachtvollen Heidelberger Schloss – und auch in der kurfürstlichen Sommerresidenz Schloss Schwetzingen. Mit 19 Jahren wurde die Prinzessin verheiratet: Die Ehe wurde aus politischen Gründen arrangiert. Ihr künftiger Gatte war Philipp von Orléans, der Bruder des französischen Königs Ludwig XIV. Die familiäre Verbindung sollte die Kurpfalz vor den Expansionsbestrebungen des Nachbarstaates schützen. Das Konzept misslang. Von Versailles aus musste Liselotte die Zerstörung ihrer Heimat miterleben.

Krieg und Zerstörung

Besonders tragisch für die Pfälzerin: Die Begründung für den als „Pfälzischer Erbfolgekrieg“ bekannten Neunjährigen Krieg bot eine Klausel in ihrem Ehevertrag. Als 1685 Liselottes Bruder, Kurfürst Karl II., kinderlos starb, nahm Ludwig XIV. das zum Anlass, Erbansprüche auf Teile der Kurpfalz zu erheben. Unter diesem Vorwand ließ er seine Truppen 1688 in die Kurpfalz einmarschieren. Im Frühjahr 1689 wurden Heidelberg, Mannheim, Speyer, Worms und viele andere Orte verwüstet. Bei einem erneuten Angriff der französischen Truppen vier Jahre später wurden Stadt und Schloss Heidelberg endgültig zerstört. Liselotte bat den König, die Pfalz zu schonen, jedoch ohne Erfolg. Machtlos musste sie das Zerstörungswerk mit ansehen. „Was mich darin grollet, ist, dass man die armen Pfälzer in meinem namen betrogen. ... Eben dieselbigen leute, so an meines armen vaterlandes unglück schuldig sein, verfolgen mich persönlich hier auf, und kein tag vergeht, dass man nicht was neues verdrießliches hat. Und mit diesen leuten allen muß man sein leben lang bis ans end zubringen“, schrieb sie an ihre Tante Sophie nach der ersten Zerstörung Heidelbergs.

Ein langes Leben am französischen Hof – wenig glücklich

51 Jahre lebte Pfalzgräfin Liselotte, die am Hof den Totel "Madame" trug, in Frankreich, zunächst am Königshof in Versailles, später als Witwe und Mutter des Regenten in Schloss Saint-Cloud. An die Sitten des Hoflebens, die zahlreichen Festlichkeiten und die Prunksucht der Damen konnte sie sich nie gewöhnen. Sie litt unter den Intrigen der Höflinge und der Verschwendungssucht ihres Ehemannes, dessen homosexuelle Neigung sie duldete, solange seine Günstlinge sie nicht mit Verleumdungen verfolgten. Aus der Ehe mit „Monsieur“ gingen dennoch drei Kinder hervor: Alexandre Louis, der bereits im Alter von drei Jahren starb, Philippe, der spätere Herzog von Chartres und zukünftige Regent, und Elisabeth Charlotte, die spätere Herzogin von Lothringen. Die charismatische Persönlichkeit ihres Schwagers Ludwig XIV., zu dem sie anfangs ein gutes Verhältnis hatte, erleichterte ihr das Leben in der ungeliebten Umgebung. Als sie durch ein Zerwürfnis mit Madame Maintenon, der Mätresse des Königs, am Hof isoliert wurde, zog sich Liselotte nach Saint-Cloud, das Schloss ihres Mannes im Südwesten von Paris, zurück. Hier starb sie am 8. Dezember 1722 im Alter von 70 Jahren, in dem Schloss über der Seine – eine Flusslandschaft, die sie an Heidelberg erinnerte.

Leidenschaft und Direktheit: Die Briefe

In die Geschichte eingegangen ist Pfalzgräfin Liselotte als leidenschaftliche und sehr direkte Briefeschreiberin. Während ihres Lebens am französischen Hof – immerhin ein halbes Jahrhundert – schrieb sie durchschnittlich zwei Briefe pro Tag: So kommt man auf die riesige Zahl von mehr als 36.000 Briefen insgesamt, zum Teil ist sogar von 60.000 handschriftlichen Zeugnissen die Rede. Erhalten geblieben sind davon aber nur etwa 5.000. Manche der deutschen und französischen Briefe sind bis zu 25 Seiten lang. Im Laufe ihres Lebens entstand so eine Art Tagebuch mit Beschreibungen des Alltags am Hof des „Roi Soleil“, des Sonnenkönigs – ein wertvolles Zeitzeugnis und ein lebendiges Selbstporträt. Die Erinnerung an die Pfalz, die sie nach ihrer Hochzeit nie wiedersehen sollte, prägte ihre Korrespondenz bis zum Tod: „Ich glaube, wenn ich Mannheim, Schwetzingen oder Heidelberg wiedersehen sollte, glaube ich, dass ich es nicht würde ausstehen können und vor Tränen vergehen müsste“, schrieb sie im Jahr 1718, nach 47 in Frankreich verbrachten Jahren.

Schloss Heidelberg

Geöffnet täglich 10.00 bis 17.00 Uhr
Der Schlossgarten ist tagsüber frei zugänglich.

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