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Schloss Heidelberg

26. August 1619: Kurfürst Friedrich V. wird König von Böhmen

(ssg) Am 26. August jährt sich die Wahl des pfälzischen Kurfürsten Friedrich V. zum böhmischen König. Vielen ist nicht bewusst, wie eng das Schicksal von Schloss Heidelberg mit diesem Ereignis verknüpft ist. 1619 erreichten die Macht des Kurfürsten und der Glanz seiner Heidelberger Residenz ihren Höhepunkt – und zugleich einen Wendepunkt des Schicksals. Das „böhmische Abenteuer“ wurde für Friedrich V. und sein Schloss zum Verhängnis: Seine Herrschaft in Prag dauerte nur ein Jahr.

Gerrit van Honthort: Friedrich V. als König von Böhmen. Um 1635. Kurpfälzisches Museum Heidelberg. Foto: LMZ/SSGSebastian Götz: Friedrich V. als Auftraggeber für den Ausbau des Dicken Turms. Standbild am Dicken Turm des Schlosses Heidelberg. Kopie, frühes 20. Jahrhundert. Foto: kulturer.beSchloss Heidelberg, Elisabethentor am Eingag des Stückgartens. Foto: kulturer.beGerrit van Honthort: Friedrich V. als König von Böhmen. Um 1635. Kurpfälzisches Museum Heidelberg. Foto: LMZ/SSG

Sebastian Götz: Ludwig V. und Friedrich V. als Bauherren des Dicken Turms. Standbild am Dicken Turm des Schlosses Heidelberg. Kopie, frühes 20. Jahrhundert. Foto: kulturer.be

Schloss Heidelberg, Elisabethentor am Eingag des Stückgartens. Foto: kulturer.be

Höhepunkt der Schlossarchitektur

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatten die pfälzischen Kurfürsten den Höhepunkt ihrer Macht erreicht: Ihre Residenz, eine der prächtigsten Schlossanlagen Europas, kündet von der Bedeutung ihrer Bewohner – Kurfürst Friedrich V. und seine Frau Elisabeth Stuart, Tochter des englischen Königs. Die Zeit des größten Glanzes leitete gleichzeitig den Wendepunkt ein. 1619 beginnt der Niedergang des kurpfälzischen Herrscherhauses. Zugleich endet die Geschichte des Schlossbaus in Heidelberg. Zu dieser Zeit aber präsentierte sich die kurpfälzische Residenz als mächtiger Baukomplex, so prachtvoll und herrschaftlich wie kaum eine andere in Europa. Die Kurfürsten hatten die besten Architekten ihrer Zeit versammelt und Generation um Generation waren Palastbauten von europäischem Rang entstanden.

Schloss Heidelberg als Vorbild in Europa

1618 hatte die Schlossarchitektur mit dem noch unvollendeten Schlossgarten, dem Hortus Palatinus, ihren höchsten Glanz erreicht. Den letzten Palast im Schlossensemble, den Englischen Bau, errichtete Kurfürst Friedrich V. in den Jahren 1612 bis 1614: Die klaren Formen orientieren sich am Vorbild des italienischen Architekten Andrea Palladio. Seine Prunkfassade, der Stadt zugewandt, wird wiederum Vorbild für eine Reihe prominenter Palastbauten in Böhmen.

Der Fall des „Winterkönigs“

Der Wahl Friedrichs zum König vorausgegangen war ein Aufstand der Stände in Böhmen. Anlass war ein Streit um die Religionsfreiheit. Die überwiegend protestantischen Stände warfen ihrem katholischen Landesherrn, Kaiser Matthias, und dem 1617 zum Nachfolger gewählten böhmischen König Ferdinand von Habsburg vor, die von Kaiser Rudolf II. im Majestätsbrief von 1609 zugestandene Religionsfreiheit der Protestanten zu verletzen. Die Stände erklärten König Ferdinand für abgesetzt und boten am 26. August 1619 dem Heidelberger Kurfürsten Friedrich V. die Königskrone an. Die Rebellen erhofften sich von dessen mächtigen Verbündeten im protestantischen Lager Unterstützung. Trotz der Warnungen seiner Räte nahm Friedrich im Oktober 1619 die Wahl an. Bereits wenige Monate später stellte der inzwischen zum Kaiser gekrönte Ferdinand II. ihm seine Heere entgegen. Sein Feldherr Tilly besiegte den jungen König in der Schlacht am Weißen Berg am 8. November 1620 bei Prag vernichtend. Seine Gegner nannten ihn Winterkönig, weil sie seiner Herrschaft nur einen Winter gaben. 1621 verhängte der Kaiser über ihn die Reichsacht, enthob ihn seiner Würden – und vor allem seiner Besitzungen. Von dieser Niederlage erholte sich die Kurpfalz als eine der vormals großen Mächte im Reich nicht mehr. Friedrich V. floh ins holländische Exil nach Den Haag. 1632 starb er nach wiederholten Rückkehrversuchen in Mainz.

Das Schicksal des Schlosses

Für das Heidelberger Schloss begann eine Zeit der Vernachlässigung und der Zerstörungen. Am Ende des 17. Jahrhunderts war die großartige Palastanlage eine Ruine, zerstört von Truppen des französischen Königs Ludwig XIV., verlassen und vergessen. Erst einhundert Jahre später entdeckten Reisende, Maler und Poeten die malerisch über dem Neckar gelegenen Überreste der altehrwürdigen ehemaligen Residenz als Inbegriff einer romantischen Ruine. In Gedichten, Liedern und Bildern verewigten sie das stimmungsvolle Denkmal – und langsam entwickelte sich auch das Bewusstsein, die geschichtsträchtige Schlossruine zu erhalten.

Schloss Heidelberg

Geöffnet täglich 10.00 bis 17.00 Uhr
Der Schlossgarten ist tagsüber frei zugänglich.

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