26.8.20

Elsässisches Museum, Strassburg:

Phantasmagorien – Laternen der Angst zwischen Wissenschaft und Aberglauben

(mvs) Im späten 18. Jahrhundert entstanden aus der Verschmelzung von wissenschaftlich-technischen Neuerungen und der für die damalige Zeit typischen Faszination für Schwarze Romantik sogenannte Phantasmagorien. Mehrere Jahrzehnte lang begeisterte diese Illusionskunst überall in Europa ein breites Publikum, das sich von den schaurigen Spektakeln gern Angst einjagen ließ. Die Ausstellung beleuchtet die Geschichte der Phantasmagorien sowie ihre Bedeutung für nachfolgende Entwicklungen.

Als Phantasmagorie werden Vorführungen bezeichnet, bei denen Lichteffekte auf dunklen Bühnen Trugbilder erzeugen, die wie übernatürliche Erscheinungen wirken. Die ersten Phantasmagorien gehen auf das späte 18. Jahrhundert zurück. Technische Voraussetzung war die bereits seit dem 16. Jahrhundert bekannte Laterna magica. Ihre künstlerische Inspiration schöpften diese Aufführungen aus der unheimlichen Atmosphäre des Schauerromans: Im Dekor von Burg- und Klosterruinen angesiedelt, jagten sie den Zuschauern mit zahlreichen Gespenstern Angst ein. Als Erfinder der Phantasmagorie gilt Paul Philidor, der mit seinen Aufführungen 1793 in Paris Aufsehen erregte; ab 1798 entwickelte sie der belgische Physiker Étienne-Gaspard Robert, genannt Robertson, zu regelrechten Bühnenattraktionen weiter. Nach 1860 trat an die Stelle der Gruseleffekte mehr und mehr die reine Unterhaltung, sodass die Phantasmagorien ihren Reiz verloren.

Die Schau fügt sich gut in die romantische Atmosphäre des Elsässischen Museums ein, hebt sich jedoch durch ihr immersives, interaktives Design von der Dauerausstellung ab. Kupferstiche, Plakate, Presseartikel und illustrierte Werke erzählen die Geschichte der Phantasmagorie und beleuchten die Figuren, die für ihre Entwicklung eine Rolle gespielt haben. Anhand von Laterna-magica-Bildplatten und zum Teil seltenen Geräten und Instrumenten werden die technischen Voraussetzungen für diese Art der optischen Täuschung erläutert. Besondere Aufmerksamkeit widmet die Ausstellung den historischen Vorläufern, Bildquellen und künstlerischen Einflüssen, die dazu beitrugen, dass sich dieses Phänomen zwischen 1790 und 1860 in ganz Europa verbreitete. Schließlich werden auch die wissenschaftlichen und technischen Neuerungen behandelt, derer sich die Schöpfer der Phantasmagorie bedienten und die sie zu Vorläufern der Ende des 19. Jahrhunderts erfundenen Kinematografie machten.

Das Herzstück der Ausstellung bildet eine Sammlung von Bildplatten, die dem Elsässischen Museum 1928 geschenkt wurden. Ergänzt wird dieses Ensemble durch bedeutende Leihgaben speziell zu den Themen Laterna magica und Kinovorläufer aus der Cinémathèque Française (Paris), der Sammlung François Claire Martin Arthur Binétruy, dem Museum Paul-Dupuy (Toulouse) und dem Museum Unterlinden (Colmar). Auch Straßburger Einrichtungen steuerten Exponate bei (Kupferstichkabinett, Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, Bibliothek der Museen, Stadtarchiv, Universitätsbibliothek BNU, Jardin des sciences der Universität Straßburg).

Die Ausstellung findet im Rahmen der seit 2016 existierenden Partnerschaft mit dem Europäischen Festival des fantastischen Films Straßburg statt. Teil der Aktion ist auch die diesjährige Ausgabe der schaurig-immersiven „Grüselnàcht“ am 31. Oktober 2020. Sie steht under der kuratorichen Leitung von Alexandre Tourscher, Konservator und Stellvertretender Leiter des Elsässischen Museums, und von Candice Runderkamp-Dollé, wissenschaftliche Sammlungsassistentin im Elsässischen Museum 

Elsässisches Museum 
30. Oktober 2020 bis 8. Februar 2021

23-25, quai Saint-Nicolas, Straßburg
Geöffnet täglich außer dienstags von 10 bis 18 Uhr 
Tel.: +33 (0)3 68 98 50 00 www.musees.strasbourg.eu  

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