23.3.20

Kulturerbe-Blog statt Besuchsprogramm - Schwetzinger Schlossgarten

Kreisparterre

Das Kreisparterre war bereits mit dem Bau des ersten Zirkelhauses 1748 vorgezeichnet und liegt so auch den ersten Plänen von Gartendirektor Johann Ludwig Petry zu Grunde. Es hat einen Durchmesser von ca. 320 Metern und wird in seiner östliche Hälfte von zwei im Viertelkreis stehenden Zirkelbauten begrenzt. Diese werden im Westen durch zwei Berceaux de Treillage, Laubengänge, zum Vollkreis geschlossen.

Zirkelparterre im Schwetzinger Schlossgarten mit Arionbrunnen bei diesigem Wetter

Im Zentrum des Parterres war ehemals ein Jagdschloss, ein so genannter Jagdstern, geplant, der jedoch nie verwirklicht wurde.

Kreisförmige Anlagen waren im Barock und im Rokoko beliebt, wie zwei Beispiele aus Clemenswerth und Karlsruhe zeigen (siehe Bilder unten). In Schwetzingen jst jedoch die gesamte Fläche des Parterres geometrisch gestaltet.

In der Hauptachse des Kreisparterres liegen zwei Mal zwei Parterrebeete mit so genannten Broderien an den Schmalseiten. Diese Beete sind außen durch jeweils eine Lindenallee eingefasst. Der kreisrunde Arionbrunnen in der Mitte liegt inmitten von vier Broderien, die durch ihre Form den Übergang vom Kreis zum Viereck der sich kreuzenden Wege vermitteln.

Die Querachse wird durch insgesamt 2 mal 3 Lindenalleen gebildet. Haupt- und Querachse sowie die vier seitlich liegenden Wege binden ein Wegenetz, dass den Kreis in Art einer Sekante schneidet. Alle vier Seitenalleen werden von Figuren begrenzt; Sichtachse, Wegachse und Verbindung zwischen Figuren sind im geometrischen Sinn kongruent, d.h. sie liegen aufeinander. Die Begrenzung dirch Figuren entspricht dem Grundsatz aus der Geometrie, dass eine Strecke zwingend duch Anfangs- und Endpunkt bestimmt wird.

Die Mehrschichtigkeit in der Semantik des Gartens ist im Kreisparterre dadurch ausgebildet, dass die Parterres den Anschein von ausgelegten Tapisserien erwecken: nicht Gras, sondern grüner Samt, nicht nur ornamental angeordnete Buchspflanzen, sondern eine kostbare Stickerei, nicht nur ein beliebiger Springbrunnen in der Mitte, sondern ein dreidimensionales Medaillon in der Tapisserie, und schließlich nicht nur ein Blumenbeet als Umrandung, sondern eine Bordüre aus Blumen.

Nach dem Grundsatz, dass sich alles immer verändert und nichts so bleibt, wie es ist, ändert die Bepflanzung ihren Eindruck im Jahreslauf - die Frühjahrsbepflanzung ist anders als die Sommer-, und die wieder anders als die Herbstbepflanzung.

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