23.2.18

Liebesgeschichten à la française

Haus der Graphischen Sammlung zeigt frivole Illustrationen des 18. Jahrhunderts

(stfr) Im 18. Jahrhundert erlebte die Buchkunst in Frankreich eine besondere Blüte. Das französische Bürgertum las mit Begeisterung, war gierig nach Geschichten und verschlang Romane. Besonders die reich bebilderten Ausgaben waren sehr gefragt. Das Haus der Graphischen Sammlung im Augustinermuseum zeigt nun, mit welcher Hingabe und Meisterschaft die damaligen Illustratoren Texte in Bilder umsetzten: Von Samstag, 24. Februar, bis Sonntag, 3. Juni, läuft die Ausstellung „La France – Zwischen Aufklärung und Galanterie. Meisterwerke der Druckgraphik aus der Zeit Watteaus“.

Alexandre Clément nach Nicolas André Monsiau, Die zerbrochene Pfeife, 1796Jean-Baptiste Huet nach Liger Der geliebte Hirte, um 1776 - 1789 (Ausschnitt)Bücherfreundinnen und -freunde erhalten spannende Einblicke in bibliophile Kostbarkeiten: mit Radierungen und Kupferstichen geschmückte Romane, Gedichtbände, Fabeln, aber auch wissenschaftliche Werke. Inhaltlich reicht das Spektrum von frivolen, freizügigen bis hin zu belehrenden oder satirischen Darstellungen. Als Künstler sind neben Antoine Watteau und François Boucher auch weniger geläufige Meister der Illustrationskunst wie Jean-Michel Moreau le Jeune, Charles Eisen und Charles-Nicolas Cochin fils vertreten.

Die Ausstellung zeigt Bilderreihen zu zeitgenössischen Romanen, wie Rousseaus „La Nouvelle Héloïse“ oder Swifts „Gullivers Reisen“. Ebenso illustrierten die Künstler des 18. Jahrhunderts auch antike Werke, wie den Hirtenroman „Les Amours pastorales de Daphnis et de Chloé“ des griechischen Autors Longos, der willkommenen Anlass zur Darstellung erotischer Szenen bot. Zu sehen sind auch aufwändige Bilderzyklen zu den moralisierenden Tierfabeln La Fontaines 2 oder zu wissenschaftlichen Werken, wie der „Histoire naturelle“ des Comte de Buffon.

Alexandre Clément nach Nicolas André Monsiau, Die zerbrochene Pfeife, 1796
Jean-Baptiste Huet nach Liger Der geliebte Hirte, um 1776 - 1789 (Ausschnitt)
Beide Bilder: Foto Axel Killian/Augustinermuseum

Zu den Besonderheiten der Schau zählen Druckgraphiken, bei denen Zeichnungen und Gemälde des großen Rokoko- Künstlers Watteau als Vorlage dienten. Dessen Darstellungen trafen aufgrund ihrer Direktheit und Lebendigkeit genau den Geschmack des französischen Bürgertums. In diesem Fall sind die ausgestellten Radierungen und Kupferstiche nicht entstanden, um eine literarische Vorlage zu illustrieren. Ausgangspunkt war das künstlerische Werk Watteaus.

Alle präsentierten Graphiken und Objekte stammen aus einer Schenkung des Freiburger Sammlers Josef Lienhart. Der langjährige Vorsitzende des Internationalen Richard-Wagner- Verbandes begann in den 1970er Jahren Buchkunst zu sammeln. Fasziniert von der Kunst der Franzosen, der dargestellten tänzerischen Grazie sowie der vollendeten Detailtreue, spezialisierte er sich bald auf französische Bücher des 18. Jahrhunderts. 2016 übergab er den Großteil seiner umfangreichen Sammlung dem Augustinermuseum.

Die Ausstellung ist ein deutsch-französisches Projekt: Sie wird von der französische Kunsthistorikerin Hélène Iehl kuratiert. Kooperationspartner ist das Centre Culturel Français Freiburg.

Der deutsch-französische Katalog zur Ausstellung ist ein Novum in der Geschichte der Städtischen Museen Freiburg. Er ist im Imhof-Verlag erschienen und an der Museumskasse für 19,80 Euro sowie im Buchhandel für 29,95 Euro erhältlich.


La France – Zwischen Aufklärung und Galanterie. Meisterwerke der Druckgraphik aus der Zeit Watteaus
Haus der Graphischen Sammlung im Augustinermuseum, Salzstraße 32,
Freiburg
Samstag, 24. Februar, bis Sonntag, 3. Juni 2018
Dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr
5 Euro, ermäßigt 3 Euro.
Freier Eintritt für Jugendliche unter 18 Jahren, für Mitglieder des Freundeskreises Augustinermuseum und mit Museums-Pass-Musées
Weitere Infos unter www.freiburg.de/museen

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