15.8.17

Judaica aus Unterfranken

Aufarbeitung eines umfangreichen Bestandes im Museum für Franken

Im Museum für Franken in Würzburg wurden im Rahmen von Inventarisationsarbeiten jüdische Ritualgegenstände gesichtet, die während des Novemberpogroms 1938 in mehreren Synagogen Unterfrankens beschlagnahmt worden waren.

Im Rahmen eines Inventarisierungsprojekts des Mainfränkischen Museums Würzburg (seit 1. Januar 2017 Museum für Franken – Staatliches Museum für Kunst- und Kulturgeschichte in Würzburg) werden seit Anfang 2016 jene Objekte der Sammlung, die bei der Zerstörung des Museums in der Bombennacht vom 16. März 1945 beschädigt wurden, erstmals erfasst. Die in der unmittelbaren Nachkriegszeit aus dem Bombenschutt geborgenen Objekte wurden damals in Depots der Festung Marienberg eingelagert und blieben über Jahrzehnte weitgehend unbeachtet. Unter den nun bearbeiteten Objekten befindet sich eine größere Zahl – derzeit wird von rund 200 Objekten ausgegangen – jüdischer Ritualobjekte wie Tora-Schmuck, Chanukka- und Synagogen-Leuchter.

Das Museum für Franken zog daraufhin das Fachreferat für Provenienzforschung bei der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern und in der Folge den Judaica-Experten und Direktor des Jüdischen Museums München, Bernhard Purin, zu Rate. Diesem gelang es, die Herkunft zahlreicher Objekte zu klären. Sie stammen zum überwiegenden Teil aus den Synagogen von Arnstein, Ebelsbach, Gochsheim, Heidingsfeld, Schweinfurt und Würzburg. Während des Novemberpogroms 1938 waren sie von den NS-Behörden beschlagnahmt und an das damalige Mainfränkische Museum übergeben worden.

Ein Kooperationsprojekt zwischen dem Museum für Franken und dem Jüdischen Museum München soll nun weitere Einzelheiten zu diesem größten, in den letzten Jahrzehnten in Deutschland wiederentdeckten, Judaica-Bestand ans Licht bringen. Das Projekt wird in eine Ausstellung münden, die zum 80. Jahrestag des Novemberpogroms ab November 2018 im Jüdischen Museum München und im Sommer 2019 im Museum für Franken in Würzburg zu sehen sein wird.

Auch die Israelitische Kultusgemeinde Würzburg wurde eingehend über den Judaica-Bestand informiert. Unterstützt wird das Projekt durch eine Förderung des Deutschen Zentrums für Kulturgutverluste in Form einer befristeten Stelle zur Provenienzforschung. Die Judaica stellen dabei den Beginn einer umfangreichen, auf zwei Jahre angelegten, Recherche dar, die alle Sammlungsbestände des Museums für Franken in den Fokus nehmen wird. Das Museum für Franken ist nun auch Mitglied beim Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern (FPB), um die Vernetzung und den Austausch mit anderen staatlichen Institutionen, die sich mit Provenienzforschung befassen, weiter zu verstärken.

Eine Restauratorin im Museum für Franken untersucht und reinigt die Objekte sorgfältig
Eine Restauratorin im Museum für Franken untersucht und reinigt die Objekte sorgfältig.
Foto: Museum für Franken  - Staatliches Museum für Kunst- und Kulturgeschichte in Würzburg

 

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