6.9.16
Schlossgarten Schwetzingen
Ulmenkrankheit im Schlossgarten erfordert schnelles
und nachhaltiges Vorgehen
(ssg) Die Ulmenkrankheit bedroht die europäischen Ulmen – und
hat auch im Schlossgarten Schwetzingen zugeschlagen. Jetzt müssen
befallene Bäume gefällt und aus dem Garten entfernt werden.
Ein schnelles Vorgehen ist nötig: Die ersten Fällarbeiten
in der „Quincunx“-Pflanzung begannen gestern.
Schadensbefall in der Quincunx-Pflanzung
Erst im letzten Jahr konnte die Rekonstruktion und Neupflanzung
vollendet werden: die sogenannte „Quincunx“, eine
formale Ulmenanlage im Schlossgarten Schwetzingen, aufgebaut
wie die Punkte der Fünf auf einem Würfel, konnte nach
dem Originalbefund wieder mit Ulmen bepflanzt werden. Nun mussten
die Schlossgärtner der Staatlichen Schlösser und Gärten
Baden-Württemberg feststellen, dass einige der jungen Bäume – sogenannte
Flatterulmen – von der „Ulmenkrankheit“ befallen
sind. „Die betroffenen Bäume müssen wir unverzüglich
aus der Qincunx entfernen“, erklärt Gerhard Raab,
zuständig für die Betreuung des historischen Schlossgartens.
Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen
Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, betont
die Verantwortung angesichts der Ulmenkrankheit. „Ein Schlossgarten
wie der von Schwetzingen ist mit seinem Pflanzenbestand ein historisches
Gesamtwerk. Wir müssen daher schnell, umsichtig und vorausschauend
vorgehen, um das Gartenkunstwerk so gut wie möglich für
die Zukunft bewahren zu können.“
Gründliches Vorgehen soll Schaden eindämmen
Anfang August diesen Jahres wurden zunächst an drei Ulmen
Schäden festgestellt: Das Laub hellte sich ungewöhnlich
auf und vertrocknete zusehends. Daher wurde sogleich eine Pflanzenprobe
an das Landwirtschaftliche Technologiezentrum in Karlsruhe zur
mykologischen Untersuchung eingeschickt. Nach einer Woche kam das
Ergebnis: Die Bäume sind von einer Nebenform der Holländischen
Ulmenkrankheit befallen. Der intensive Kontakt mit Fachkollegen
ergab, dass es für befallene Bäume keine Therapie gibt.
Die inzwischen fünf befallenen Ulmen mussten gerodet werden,
das Pflanzenmaterial möglichst verbrannt und wegen der Verbreitung
der Pilzsporen und Infektionsgefahr nicht in Kontakt mit gesunden
Ulmen kommen. Ulmenkrankheit als Bedrohung
Die Ulmenkrankheit wird durch den Ulmensplintkäfer verbreitet.
Der Käfer, der zu den Borkenkäfern gehört, transportiert
klebrige Sporen eines Schlauchpilzes, der die Krankheit verursacht.
Zudem schädigt der Ulmensplintkäfer den Baum: Er frisst
Blätter und Zweige, durch die Verletzungen gelangen die Erreger
in das Holzgewebe des Baumes. Die Folge: Die Baumkronen beginnen
plötzlich zu welken – meist auffällig einseitig.
Die Blätter verfärben sich gelb oder braun, rollen sich
ein und vertrocknen. Sie bleiben allerdings an den Zweigen hängen.
Am Ende stirbt die befallene Ulme durch Wassermangel. Als Gegenmaßnahme
bleibt nur, die befallenen Bäume zu entfernen. Gerhard Raab
erläutert: „Ein Lichtblick für uns ist der Hinweis,
dass bei gesunden Bäumen eine vorbeugende Impfung mit den
Sporen eines für Ulmen harmlosen Pilzes den Ausbruch der Krankheit
verhindern kann.“ Die Impfung muss jährlich im Frühjahr
wiederholt werden.
Historische Gärten als Aufgabe der Bewahrung
Michael Hörrmann weist darauf hin, dass die Klimaveränderung
zunehmend die historisch überlieferten Pflanzen in den Gärten
bedrängt. „Manche Arten stehen bereits unter Klimastress“,
erläuterte der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser
und Gärten. „Wir stehen daher inzwischen vor neuen Herausforderungen
bei der Erhaltung der historischen Gärten.“ So musste
etwa im barocken Schlossgarten von Weikersheim nach dem Absterben
der Buchsbaumpflanzen Alternativen gefunden werden: Buchsbaumpilz
und Buchsbaumzünsler machen es hier für lange Zeit nötig,
andere Arten einzusetzen. In Weikersheim zeigte sich beim Studium
der historischen Dokumente, dass hier auch schon im 18. Jahrhundert
mit Alternativen gearbeitet wurde: Damals herrschten Zypressen
und Rosmarin im Schlossgarten vor. Nach diesem Vorbild konnte
man den Schlossgarten Weikersheim inzwischen umgestalten. |