30.5.16
Italienisches Klima im Schwarzwald?
Abschlussveranstaltung des Projekts „KLIMOPASS“ im
Naturpark Südschwarzwald
(nps) In der Woche vor Pfingsten fand im Haus
des Gastes in Höchenschwand die Abschlussveranstaltung des
Projekts „KLIMOPASS“ im Naturpark Südschwarzwald
statt. Bei dem Projekt wurden Auswirkungen der Klimaveränderungen
auf die Landwirtschaft untersucht und mögliche Anpassungsstrategien
beschrieben. Sechs Betriebe aus dem gesamten Naturparkgebiet nahmen
an dem Pilotprojekt teil. Gastredner war Ministerialdirektor Helmfried
Meinel vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft. Klimawandel ist eine globale Herausforderung. Aber nicht nur
in anderen Ländern, sondern auch in Baden-Württemberg ist
er am Anstieg der Lufttemperatur, am früheren Beginn der Vegetationsperiode
und an veränderten Niederschlagsverteilungen erkennbar. In
wissen-schaftlichen Studien wurden die Auswirkungen dieser Klimaveränderungen
für das Land in den letzten Jahren ermittelt und mögliche
Anpassungsstrategien beschrieben.
Für die Region des Südschwarzwalds ist zu erwarten, dass
der Klimawandel gravierende Änderungen für die Landschaft
und die Landnutzung, für den Naturschutz und auch für
den Tourismus mit sich bringen wird.
Der Naturpark Südschwarzwald geht dieses Thema seit einiger
Zeit aktiv an. Von Oktober 2014 bis März 2016 wurde das
Projekt „Landschaft
im Klimawandel – Anpassungsstrategien für den Südschwarzwald“ durchgeführt.
Es wird im Rahmen des Forschungsprogramms „Klimawandel
und modellhafte Anpassung in Baden-Württemberg (KLIMOPASS)“ mit
Haushaltsmitteln des Ministeriums für Umwelt, Klima und
Energiewirtschaft Baden-Württemberg gefördert. Das
Projekt hat zum Ziel, Klimaanpassungsstrategien für den
Naturpark Südschwarzwald
zu entwickeln. Der Schwerpunkt der Untersuchungen lag dabei auf
der Landwirtschaft. In Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen
Betrieben, Fachleuten und Verbänden wurden die Beeinflussung
der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung und Handlungsoptionen
zum Umgang mit dem Klimawandel untersucht. Ziel war, die Auswirkungen
greifbar und für das Gebiet des Naturparks möglichst
konkret zu machen und Handlungsempfehlungen abzugeben.
Die Abschlussveranstaltung in Höchenschwand Vorab fand auf
dem an der Studie teilnehmenden Betrieb von Oswald Tröndle
in Höchenschwand eine Begehung mit Ministerialdirektor Helmfried
Meinel statt. Vor Ort wurden am praktischen Beispiel einer Grünlandfläche
Ansatz und Methodik der Studie erläutert.
In der öffentlichen Veranstaltung im Haus des Gastes sprach
Ministerialdirektor Helmfried Meinel (Ministerium für Umwelt,
Klima und Energiewirtschaft) dann zum Thema Klimawandel in Baden-Württemberg. „Angesichts
des Klimawandels steht die nachhaltige Entwicklung un-serer schönen
Natur- und Kulturlandschaften wie der Südschwarzwald vor
besonderen Herausforderungen. Die Landesregierung setzt auf vielen
Ebenen
an, um dem Klimawandel entgegenzuwirken und die Anpassung an
die Folgen der Klimaveränderungen zu bewältigen. So
stellen wir jährlich etwa eine Million Euro für das
Programm KLIMOPASS zur Verfügung, hieraus haben wir gerne
das vorliegende Projekt für Anpassungsstrategien für
den Naturpark Südschwarzwald
mit knapp 100.000 Euro finanziert.“
Die stellvertretende Vorsitzende des Naturparks Südschwarzwald,
Bürgermeisterin Hannelore Reinbold-Mench, präsentierte
die Rolle des Naturparks Südschwarzwald bei der Umsetzung
von Klimaanpassungsstrategien. Die Landwirte seien neben ihrer
Rolle als Erzeuger gesunder Lebensmittel auch wichtige Landschaftspfleger,
die die charakteristische Kulturlandschaft im Südschwarzwald
erhalten. „Ziel muss es sein, die Situation der Bewirtschafter
auf der Fläche zu stärken. Der Naturpark hat sich in
das Projekt eingebracht, weil er pfiffige Ideen und kreative
Modelle für die Landbewirtschaftung aus diesem Projekt heraus
entwickeln will“, so Reinbold-Mench.
Geleitet wurde das Projekt von der UNIQUE forestry and land use
GmbH in Freiburg. Dr. Bernd Wippel stellte die Kernergebnisse
aus dem Projekt „Landschaft im Klimawandel“ vor.
Es wurden sechs landwirtschaftliche Betriebstypen nach unterschiedlichen
Höhenlagen und Betriebsstrukturen ausgewählt: vom Mutterkuhhalter
mit bedeutendem Waldbesitz auf 1.000 m Meereshöhe über
den Milchproduzenten im Vollerwerb bis zum landwirtschaftlichen
Be-trieb mit Obstbau in der Vorbergzone. Als Ergebnis der Untersuchung
konnten für die sechs Testbetriebe u. a. flächenscharfe
Karten entwickelt werden, aus denen hervorgeht, ob die jeweilige
Acker- oder Wiesenfläche bzw. das Waldstück im Zuge des
Klimawandels voraus-sichtlich eher Probleme bekommen oder von der
Klimaveränderung profitieren wird. Land-schaften wie die Baar
können im Zuge des Klimawandels tatsächlich als „Gewinner“ hervor-gehen.
In der Pilotstudie wurden nicht nur Risiken und Anpassungsstrategien
beleuchtet, sondern auch ein Blick auf mögliche Chancen
durch den Klimawandel geworfen.
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde das Thema
Klimawandel im Kontext der Region Südschwarzwald erörtert.
Vertreten waren Projektleiter Dr. Bernd Wippel, zwei der Landwirte,
die an der Pilotstudie teilgenommen hatten, Oswald Tröndle
aus Höchenschwand und Bernhard Bolkart aus Schonach, Armin
Jakob von der Forstdirektion Freiburg und Minis-terialdirektor
Helmfried Meinel. Die Landwirte forderten mehr Freiheit und Flexibilität,
betriebliche Entscheidungen zu treffen. Einig war man sich, dass
sie in ihrer Rolle auch als Land-schaftspfleger anerkannt und
ihre Produkte als Qualitätsprodukte mit regionalem Bezug
vermarktet werden müssen.
Ein Antrag auf die Fortsetzung des Projekts wurde bereits gestellt.
Hier soll der Fokus besonders auf Naturschutzflächen und
deren Reaktionen auf den Klimawandel gelegt werden. |