21.4.16
Europäische
Kommission schlägt Europäisches Kulturerbejahr 2018 vor
(bkm) Am 19. April 2016 verkündete Tibor Navracsics, EU-Kommissar
für Bildung, Kultur, Jugend und Sport, im Rahmen des Europäischen
Kulturforums in Brüssel die Absicht der Europäischen
Kommission, im Jahr 2018 ein Europäisches Kulturerbejahr durchzuführen.
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien,
die Kultusministerkonferenz, die kommunalen Spitzenverbände
und das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz (DNK) begrüßen
dies ausdrücklich.
Das Kulturerbejahr folgt einer gemeinsamen Anregung des Bundes,
der Länder und der kommunalen Spitzenverbände und soll
unter dem Motto „Sharing Heritage“ stattfinden. Kulturstaatsministerin
Monika Grütters (CDU) wertet die Entscheidung als große
Chance: „Der Reichtum unserer Kultur hat stets auch eine
europäische Dimension. Das können wir gemeinsam mit unseren
Partnern durch das Europäische Kulturerbejahr noch mehr ins öffentliche
Bewusstsein bringen. Denkmale und Kulturgüter sind aufgrund
ihrer Authentizität und Anschaulichkeit besonders geeignet,
die Breite der Gesellschaft mit Geschichte und Kultur in Berührung
zu bringen.“
Kulturerbe im europäischen Kontext: Marmorrelief am Grabmal des
Kaisers Maximilian I. in der Innsbrucker Hofkirche. Die Tafel
wurden von dem Niederländer Alexander Colin gefertigt, der vorher
am Ottheinrichsbau im Heidelberger Schloss arbeitete. Sie stellen
die Einnahme der Festung Kufstein im Landshuter Erbfolgekrieg
1504 dar, mit der der Plan des pfälzischen Erbes an Niederbayern
zunichte gemacht und Kufstein Tirol angegliedert wurde.
Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch begrüßt
als Präsidentin des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz
die breite Unterstützung auf europäischer Ebene für
ein Kulturerbejahr: „Das vielseitige und unterschiedliche
kulturelle Erbe ist nicht nur Teil einer lokalen Identität,
sondern auch Teil unserer europäischen Geschichte und Grundpfeiler
unserer kulturellen Vielfalt. Vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen
wie etwa der Flüchtlingszuwanderung und der Finanzkrise können
wir mit dem Europäischen Kulturerbejahr das Verbindende der
gemeinsamen kulturellen Wurzeln und zugleich die kulturelle Vielfalt
des Kontinents in den Blickpunkt rücken.“
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Bremer Senatorin
für Kinder und Bildung Claudia Bogedan möchte mit dieser
Initiative besonders die junge Generation ansprechen: „Mir
ist es ein besonderes Anliegen, dass wir Kinder und Jugendliche
sowie die Menschen, die bislang nur bedingt einen Zugang zum kulturellen
Erbe gefunden haben, erreichen. Baudenkmale bieten sich an, gerade
die jüngere Generation mit Geschichte und Kultur in Berührung
zu bringen - insbesondere auch unter Nutzung der modernen Medien
und Digitalisierungstechnologien. Wir müssen das Bewusstsein
für denkmalpflegerische Aspekte bei den Erben des Erbes wecken,
also besonders bei Kindern und Jugendlichen.“
Die kommunalen Spitzenverbände betonen die Möglichkeit,
das kulturell Verbindende innerhalb Europas aufzuzeigen und zu
präsentieren. Dazu erklären der stellvertretende Hauptgeschäftsführer
des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, der Beigeordnete
des Deutschen Landkreistages, Jörg Freese sowie der Hauptgeschäftsführer
des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Dr. Gerd Landsberg:
„
Es gibt mehr Gemeinsamkeiten der europäischen Völker
als häufig vermutet. Es gilt, den gemeinsamen europäischen
Kulturraum sichtbar zu machen, der zum Beispiel durch die Idee
der Europäischen Stadt als weltweit besonderes städtebauliches
Konstrukt geschaffen worden ist. Dieser gemeinsame Kulturraum sollte
als starkes verbindendes Element auch in aktuellen politischen
Diskussionen herausgestellt werden.“
Dem Vorschlag der Europäischen Kommission waren
seit Ende 2013 weitreichende Bemühungen, insbesondere von
Bund, Ländern, Kommunen und des DNK vorausgegangen. Der Koalitionsvertrag
zwischen CDU, CSU und SPD empfiehlt eine europaweite Initiative
für ein neues Denkmalschutzjahr. Im März 2015 hatten
sich Bund und Länder im Rahmen der Kultusministerkonferenz
darauf geeinigt, diese Aktivitäten zu unterstützen und
das DNK beauftragt, die Vorbereitungen in Angriff zu nehmen. Das
DNK hatte daraufhin einen inhaltlichen Vorschlag innerhalb einer
Reflection Group „Cultural Heritage and EU“ erarbeitet.
Deren Konzeptvorschlag war im November 2015 in Berlin erfolgreich öffentlich
vorgestellt und an die Europäische Kommission übergeben
worden. Das Europäische Parlament und der Rat der Europäischen
Union hatten bereits frühzeitig ihre grundsätzliche positive
Haltung zu der Initiative signalisiert und werden nun darüber
in ihren Gremien beraten.
Bei der Umsetzung des Europäischen Jahres innerhalb der Bundesrepublik
Deutschland wird das bauliche und archäologische Erbe ein
Schwerpunkt sein. Es soll als unmittelbar erlebbarer und flächendeckend
sichtbarer Ausgangspunkt bei der Vermittlung der zentralen Botschaften
des Kulturerbejahres dienen. Aber auch andere Aspekte des materiellen
und immateriellen Kulturerbes werden erfahrbar. Literatur, bildende
Künste oder die gemeinsame europäische Musiksprache und
Geschichte, wie sie beispielsweise in Museen und Archiven bewahrt,
erforscht und präsentiert werden, sollen im Sinne eines ganzheitlichen
Kulturerbebegriffs einbezogen werden.
Ein Programmbeirat berät das DNK bei der Vorbereitung der
Aktivitäten auf nationaler Ebene.
1975 fand das vom Europarat ausgerufene Europäische Denkmalschutzjahr
statt. Es ist das bislang einzige europaweite Aktionsjahr, das
sich explizit mit dem baukulturellen Erbe Europas beschäftigt.
In seinem Ergebnis stand unter anderem die europäische Denkmalschutz-Charta.
Nachtrag der Redaktion:
Das Kulturelle Erbe im europäischen Kontext und in der europäischen
Verflechtung darzustellen ist seit Jahren eines der Hauptziele
der Internet-Enzyklopädie "Landeskunde online/ kulturer.be".
Darauf aufbauend wird die
Badische Heimat in diesem Europäischen Kulturerbejahr 2018
das Augenmerk auf die europäische Verflechtung ihrer historischen
Landesteile richten, also des "altbadischen", des kurpfälzischen
und des vorderösterreichischen Teils. Sie wird Europa als einen
gemeinsamen Kulturraum darstellen und ganz im Sinn der Ziele
dieses Projekts
in der breiten Gesellschaft vermitteln. |