4.7.16
200 JAHRE MITTENDRIN
Zum Jubiläum der Stadtkirche Karlsruhe Eine
Ausstellung in der Krypta der Evangelischen Stadtkirche
10. Juli 2016 bis 11. September 2016
Eröffnungsgottesdienst
am 10. Juli um 10:30 Uhr
Am Pfingstsonntag im Jahr 1816 wurde die Evangelische Stadtkirche
in Karlsruhe feierlich eingeweiht. Sie steht somit nun schon seit
200 Jahren im Herzen der Stadt am Marktplatz. Dieses Jubiläum
ist Anlass für die Ausstellung „200 JAHRE MITTENDRIN“,
die zusammen mit einer Reihe weiterer Veranstaltungen das Entstehungsjahr
des Gotteshauses feiert.
Der Titel der Schau verweist dabei nicht nur auf die zentrale
Lage des Weinbrenner-Baus inmitten der Stadt, sondern steht auch
symbolisch
für die wichtige Funktion der Kirche als Zentrum einer evangelischen
Gemeinde.
Historische Ton- und Bildaufnahmen sowie Reproduktionen originaler
Dokumente zeigen daher zum einen die Entwicklung der Kirche als
Bau. Zum anderen sollen sie das stete Wandeln als Institution
darlegen und Besucherinnen und Besucher animieren, eigene Gedanken
und Erinnerungen
einzubringen. Aktuelle Kunstwerke von Oleg Kauz, Dorina Strecker
und Hilke Turré dienen als Dialogobjekte. Sie werden die
Atmosphäre des einst prunkvoll mit Sternen ausgemalten Innenraums
der Krypta wieder aufleben lassen.
Den symmetrisch angeordneten Nischen der Krypta folgend, ist
die Ausstellung in acht Themenkomplexe aufgeteilt. Am Anfang
steht
die Grundsteinlegung im Jahr 1807 am 22. Geburtstag des Erbgroßherzogs
Karl Ludwig Friedrichs.
Neun Jahre lagen zwischen Baubeginn und Weihe durch den ersten
Pfarrer und Dekan Knittel. Mit dem stilistisch an antiken Tempeln
angelehnten Bau konnte der damalige Badische Baudirektor einen
wesentlichen Bestandteil zur Realisierung seiner langen, prachtvollen
Achse zwischen Schloss und Ettlinger Tor, heute bekannt unter
dem Namen „Via Triumphalis“, verwirklichen. Zusammen mit
dem Rathaus, das 1825 fertig gestellt werden konnte, war so ein
großräumiger Marktplatz entstanden, auf dem sich das
städtische Leben, umrahmt von geistiger und weltlicher Macht,
abspielte.
Zu Beginn des 20 Jahrhunderts erlebte die Stadtkirche eine Reihe
von Veränderungen, so wurde beispielsweise das Kupferdach
im Ersten Weltkrieg durch Schiefer ersetzt. Auch musste der Turm
in den 1920er Jahren unterfangen werden, da er sich durch das Absinken
des Grundwasserspiegels zusehends neigte. Im Dezember 1944 wurde
die Kirche durch Bombenangriffe endgültig zerstört. Lediglich
die Säulen und die Außenwände sowie Teile des
Turms blieben erhalten.
Mit dem Ende des Kriegs stellten sich Fragen nach dem Umgang
mit den Überresten. Schon im Herbst machten sich vor allem Jugendliche
aus dem „Dörfle“ daran, die Trümmer der Kirche
zu bergen und Zierrat zu sichern.
Ihr heutiges Aussehen erhielt sie durch den Architekten Horst
Linde, dessen Entwurf aus einem Architekturwettbewerb als Sieger
hervorging.
Doch auch andere Entwürfe, unter anderem vom prominenten
Karlsruher Architekten Egon Eiermann, standen zur Disposition
und sollen in
der Ausstellung mit Zeitdokumenten belegt werden.
Feier
zur goldenen Hochzeit von Großherzog Friedrich I. am 20.
September 1906, © Stadtarchiv Karlsruhe, Sign.:
8_Alben_312_28
Die Kirche wurde sich ihrer Bedeutung als Ort im Zentrum der
Stadt und der Gemeinde zunehmend bewusster und öffnete ihre Tore
für Projekte der städtischen Gesellschaft. So zeigen
Fotos in der Ausstellung, dass in den 1970er Jahren die Krypta
von Muslimen für Gebete genutzt wurde. Zudem wurde ein Museum
eingerichtet. Das damals noch heimatlose ZKM organisierte in der
Krypta eine Reihe von Ausstellungen. In diesem Jubiläumssommer
findet eine weitere Form von Öffentlichkeit statt. Der Portikus
wird gastronomisch genutzt, womit auch ein Zeichen für die Öffnung
des Hauses gesetzt werden soll.
Dass Kirche nicht starr ist, sondern sich immer an neue Situationen
und gesellschaftliche Normen anpassen muss ist ein wesentlicher
Bestandteil einer lebendigen Gemeinde. Schon die Kleinsten finden
ihren Platz in der Kinderstadtkirche, die für das Jubiläum
ein eigenes, spannendes Projekt realisierte. Auch die Kirchenmusik
und weitere Aktivitäten geben der Kirche ein lebendiges
Gesicht.
Neben rein historischen und dokumentarischen Werken
möchte
die Schau auch Räume zur Besinnung bieten. Zwei Skulpturen
von Hilke Turré rücken die menschliche Figur ins
Zentrum und erinnern daran, dass der Mensch fragil und verletzlich
ist,
letztlich aber doch, vor allem in der Gemeinschaft, stark sein
kann.
Arbeiten des Videokünstlers Oleg Kauz erinnern an die Ausmalung
der Krypta mit einem Sternenhimmel, gleichzeitig schlagen sie inhaltlich
einen Bogen zu den Anfängen der Krypta als Ausstellungsraum,
der in die Anfangsjahre des ZKM datiert. Eine weitere Videoarbeit
stammt von der jungen Künstlerin Dorina Strecker, die durch
auf- und absteigenden Wolken ein Sinnbild für Wandlung und
Veränderung schafft. Zugleich ist ihr Werk ein Stück
Himmel im Untergeschoss der Kirche. Von ihrem Werk aus können
Besucherinnen und Besucher bei gutem Wetter den Kirchturm besteigen
und Karlsruhe von oben betrachtet, um so Weinbrenners Idee einer
Kirche inmitten der Stadt unmittelbar nachvollziehen zu können.
Kuratiert wurde die Schau von Peter Liptau und Marco Hompes mit
Unterstützung durch das Stadtarchiv Karlsruhe, das saai, die
Firma Adam Wieland, die die Ausstellungsarchitektur in Form von
Eiermann-Tischgestellen zur Verfügung stellte, und dessen
daran angelehnte neuen Stellwände hier eine Premiere erfahren,
dem Glockensachverständigen Kurt Kramer, dem Stadtmuseum und
dem Badischen Landesmuseum.
Die Ausstellung wird am 10. Juli nach dem Gottesdienst (10.30
Uhr) in der Krypta eröffnet und u.a. von Bürgermeister Wolfram
Jäger gewürdigt. Um 14 Uhr findet schließlich eine
Führung unter dem Titel „Von der Krypta bis zum Engel“ mit „Friedrich
Weinbrenner“ statt.
200 JAHRE MITTENDRIN
Krypta der Evangelischen Stadtkirche
Eröffnungsgottesdienst mit anschließender Ausstellungseinführung:
So. 10.7.2016, 10.30 Uhr
10. Juli 2016 bis 11. September 2016
Mi.-Sa.: 14.00 - 17.00 Uhr, So.: 13.00 - 17.00 Uhr
Eintritt: frei
Aktuelle Informationen und Veranstaltungen:
10.Juli: 14 Uhr „Von der Krypta bis zum Engel“ – Führung
mit Friedrich Weinbrenner
weitere Veranstaltungshinweise unter Facebook: 200 JAHRE MITTENDRIN
und unter www.stadtkirche-karlsruhe.de
Kuratiert von Marco Hompes M.A. und Peter Liptau M.A.
Kontakt: Pfarrer Dirk Keller, dirk.keller@stadtkirche-karlsruhe.de,
Telefon 0721-9204916
Kontakt: Pfarrerin Claudia Rauch, claudia.rauch@stadtkirche-karlsruhe.de,
Telefon 0721-28342 |