14.9.16
Schloss Heidelberg
Der Schlossgarten als Biotop: Amphibien – „Schätze
der Natur“
(ssg) Schloss Heidelberg ist vieles: bedeutendes Geschichtszeugnis,
Meisterwerk der Architektur, Touristenmagnet – und es hat
noch eine andere Seite. Die Ruine ist bei schützenswerten
Tierarten mindestens so beliebt wie bei den menschlichen Besuchern.
Neben den Fledermäusen hat hier auch der seltene gelb-schwarz
leuchtende Feuersalamander ein Habitat gefunden. Jetzt wurde der
Heidelberger „Schlossdrache“ zur „Amphibie des
Jahres“ 2016 gewählt. Die Erhaltung der Vielfalt, Eigenart
und Schönheit von Natur in den Monumenten des Landes wird
von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg
ernst genommen. Es gilt, den Lebensraum für Pflanzen und Tiere
zu erhalten.
Feuersalamander
Flora und Fauna im Einklang
Mit den drei großen Wasserbecken im Schlossgarten, die als
Laichgewässer fungieren, und dem schattigen und bewaldeten
Berghang bietet das Schlossareal einen idealen Lebensraum für
Amphibien. Feuersalamander, Erdkröten, Bergmolche und Grasfrösche
fühlen sich im Schlossgarten ausgesprochen wohl. So kommt
es, dass der Schlossgarten die höchste Populationsdichte an
Feuersalamandern im ganzen Bereich Heidelberg hat – und das
bedeutet: Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
stehen in der Verpflichtung, für die Erhaltung und den Schutz
des überlebenswichtigen Habitats zu sorgen. „Der Naturschutz
und die Erhaltung der Biotope in den historischen Monumenten sind
in den letzten Jahren zunehmend als eine wichtige Aufgabe erkannt
worden“, erklärt Michael Hörrmann, der Geschäftsführer
der Staatlichen Schlösser und Gärten. „In Heidelberg
wie auch in anderen Monumenten suchen wir daher immer das regelmäßige
Gespräch mit allen Institutionen des Naturschutzes, um das
optimale Vorgehen abstimmen zu können.“ Auf dem Heidelberger
Schlossareal leben neben Amphibien auch mehrere Fledermausarten,
seltene Steinkäuze, viele Singvögel, Eichhörnchen
sowie Groß- und Kleinlibellen.
Amphibien in ihrem Biotop beobachten
Passend zum Themenjahr „Welt der Gärten 2016“ der
Staatlichen Schlösser und Gärten beteiligt sich der Naturschutzbund
in Heidelberg mit Nachtführungen durch den Schlossgarten.
Zu sehen bekommt man den stark gefährdeten Feuersalamander,
den man hauptsächlich im Sommer antrifft. Bei Temperaturen
unter 10 Grad halten die nachtaktiven Lurche Winterruhe. Die aktuellen
Aktivitäten dieser Amphibien wird man bei einem nächtlichen
Rundgang durch den Schlossgarten mit dem Thema „Tiere der
Nacht“ sehr gut beobachten können, und dabei einiges über
die jeweiligen Arten, deren Lebensraumansprüche und die jahreszeitlich
unterschiedlichen Aktivitäten erfahren. Schwerpunktthema ist
in diesem Jahr natürlich der „Schlossdrache“.
Der Heidelberger „Schlossdrache“
Feuersalamander sind Wirbeltiere, die zur Klasse der Lurche gehören.
Zwei Unterarten existieren, die sich daran erkennen lassen, dass
die eine Art gestreift und die andere gefleckt ist. In Heidelberg
und im Rhein-Main-Gebiet kommen beide Unterarten sowie auch Mischformen
vor. Ansonsten gleichen sich die „Schlossdrachen“ in
ihrer glatten Haut, die meist schwarz und mit auffallenden leuchtend
gelben Linien oder mit roten Flecken geschmückt ist. Ausgewachsene
Feuersalamander können auch noch nach vielen Jahren eindeutig
identifiziert werden, da ihre individuelle Fleckenzeichnung so
einmalig ist wie der Fingerabdruck eines Menschen. Von der Deutschen
Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde wurde der
Feuersalamander zur Amphibie des Jahres 2016 gekürt.
Der „Feuer-Drache“ als Mythos
Der Salamander hat einen legendären Ruf: In früheren
Jahrhunderten nahm man an, dass er dank seiner inneren Kälte
im Feuer überleben könne. Grund dafür war vielleicht,
dass sich die Tiere im Winter unter dem Reisig versteckten. Beim
Anzünden an der Feuerstelle krochen die aus der Winterruhe
aufgestörten Feuersalamander aus dem Holz – und verleiteten
die Menschen zum Aberglauben, dass sie im Feuer überlebten.
Aus dieser mythischen und auch alchemistischen Tradition stammt
der Name Feuersalamander.
Eine stark bedrohte Art
In Deutschland gibt es immer weniger Bereiche, die den Feuersalamandern
langfristig einen geeigneten Lebensraum sichern können.
Aktuell werden Salamander und Molche von einem tödlichen
Hautpilz bedroht, der für den Menschen ungefährlich
ist. Aber auch im Schlossgarten kommt es immer wieder zu erheblichen
Schäden des Habitats durch Vandalismus. So müssen etwa
immer wieder zerbrochene Flaschen und Verpackungen, gefährliche
Hindernisse für die Lurche, von den Gärtnern aufgesammelt
werden.
„Tiere der Nacht“. Nächtlicher Rundgang
durch den Schlossgarten.
Referentin: Christel Pietsch, NABU Heidelberg, Arbeitskreis Amphibien
Samstag, 17. September 2016, 20.30 Uhr
Samstag, 24. September 2016, 20.30 Uhr
Treffpunkt
Besucherzentrum
Preis
pro Person 3,00 €
max. 10 Teilnehmer möglich
Anmeldung (erforderlich) unter +49 (0) 62 21 . 65 888-0
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