25.4.16
Schloss Heidelberg
1 Million Besucher, 1.000 Fledermäuse: Naturschutz
ist wichtige Aufgabe
(ssg) Schloss Heidelberg ist nicht nur ein überragendes Kulturdenkmal,
sondern auch ein ausgewiesenes Biotop. Besonders bekannt ist die
Schlossruine als Lebensraum der größten Fledermauskolonie
Nordbadens. Für die Staatlichen Schlösser und Gärten
Baden-Württemberg, die für den Betrieb im Millionenziel
Schlossruine zuständig sind, gilt es hier, strenge Regeln
zum Schutz dieser einzigartigen Situation einzuhalten. Jetzt hielt
die Diplom-Biologin Brigitte Heinz von der Koordinationsstelle
für Fledermausschutz einen Vortrag über die überragende
Bedeutung der Schlossanlage als Fledermausquartier: als Fortbildung
für alle im Schloss Tätigen.
Informationen für das Führungspersonal
Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
legen großen Wert auf professionelle Schulungen für
ihre Mitarbeiter – und das betrifft nicht nur den richtigen
Umgang mit den historischen Daten der ehemaligen kurfürstlichen
Residenz. Regelmäßig ist die Koordinatorin für
Fledermausschutz vor Ort – als Referentin und Führerin
durch die Fledermausquartiere. „Dass Schloss Heidelberg ein
so einzigartiges Biotop ist, resultiert aus seiner Geschichte und
ist Teil seiner Bedeutung“, erklärt Michael Hörrmann,
der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und
Gärten. „Daher ist das auch ein Thema, das wir den Gästen
im Schloss präsentieren.“ Jetzt beleuchtete Brigitte
Heinz – seit 22 Jahren Regionalbetreuerin für den Rhein-Neckar-Kreis – in
einem Vortrag die Fragen, die für alle, die Führungen
in Schloss Heidelberg machen, wichtig und grundlegend sind: Was
genau bedeutet die Fledermauskolonie für den Umgang mit dem
Schloss? Was muss man berücksichtigen, um die Interessen von über
einer Million Besuchern mit den Bedürfnissen der streng geschützten
Tiere in Einklang zu bringen?
Zwergfledermaus. Foto Monika Braun/ssg
Ausgewiesenes Biotop
Das Heidelberger Schloss ist das bedeutendste Winterquartier Nordbadens
und in den Sommermonaten ein Treffpunkt für die Zwergfledermäuse
der Region: Im Juli und August „schwärmen“ nachts
unzählige Fledermäuse aus der ganzen Umgebung ein,
um sich hier zu treffen und den Jungtieren die Winterhangplätze
zu zeigen. Zu den wichtigsten Überwinterungsplätzen
zählen die Kasematten sowie die Keller, Türme und Gänge.
Insbesondere im Bereich des Hirschgrabens und des Altans, der
West- und Ostkasematte, im Gesprengten Turm, Torturm, Ludwigsbau,
Gläsernen Saalbau und Glockenturm sowie im Englischen Bau
hängen die Tiere in Mauerfugen und kleinen Deckenlöchern.
Um die sensiblen Fledermäuse so wenig wie möglich zu
stören, sind diese Bereiche weitgehend für den Publikumsverkehr
gesperrt.
Mausohr-Fledermaus. Bild: Brigitte Heinz/ssg
Maßnahmen zum Schutz der Tiere
Um den Lebensraum der unter Artenschutz stehenden Tiere zu schützen,
lässt man beispielsweise viele Mauerspalten unverputzt, denn
sie sind wichtige Quartiere für Fledermäuse, Amphibien
und Reptilien. Das Amt Mannheim und Heidelberg von Vermögen
und Baden Baden-Württemberg plant alle Bauarbeiten so, dass
zwischen Mitte Oktober und Mitte April Ruhe herrscht; der Winterschlaf
der Fledermäuse ist störanfällig und muss geschützt
werden. Bei allen Sanierungsmaßnahmen auf dem Schlossgelände
wird Brigitte Heinz, die für die biologische Baubegleitung
zuständig ist, von den Staatlichen Schlössern und Gärten
zu Rate gezogen.
Lebensraum Schlossruine
Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Bedeutung der Heidelberger
Schlossanlage als Sommer- und Winterquartier für Fledermäuse
bekannt. Hier haben sich vor allem die Zwergfledermaus und das
Große Mausohr angesiedelt. Die Zwergfledermaus ist nur
rund 5 cm groß und passt mit angelegten Flügeln in
eine Streichholzschachtel. Das Leichtgewicht unter den einheimischen
Fledermäusen wiegt so viel wie zwei Stück Würfelzucker.
Das Große Mausohr ist mit einer Flügelspannweite von
40 cm die größte heimische Fledermausart. Nicht nur
in den Gemäuern, auch im Schlossgarten sind Fledermäuse
zu finden, zum Beispiel der Abendsegler und die Breitflügelfledermaus,
die in Baumhöhlen leben. Insgesamt sind im Schlossareal
elf Fledermausarten beheimatet; ungefähr 1.000 Tiere leben
nach den Zählungen der Fachleute und Naturschützer
im Schlossareal. |