12.9.16
‚… den europäischen Gedanken lebendig erhalten…!’
Zehntes Wilhelm-Hausenstein-Symposium (21. – 23.
Oktober 2016) in seiner Geburtsstadt Hornberg
im Schwarzwald
Kein Thema könnte aktueller sein, als das des diesjährigen
Wilhelm-Hausenstein-Symposiums, geht es doch um die Grundlagen
und die Zukunft ‚Europas.
Der am 17. Juni 1882 in Hornberg im Schwarzwald geborene Wilhelm
Hausenstein war kunstsinniger Publizist und Autor mehrerer kunstgeschichtlicher
Werke und hatte während seines Lebens zwei Weltkriege und
die NS-Diktatur erlebt. Zeitlebens beschäftigte er sich mit
der abendländischen Kunst – der Wiege der europäischen
Zivilisation. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte er ab 1950 als
deutscher Generalkonsul, ab 1953 dann als erster Botschafter in
Frankreich, deutsch-französische und damit europäische
Politik gestalten.
Sein aufrechtes Wirken für die deutsch-französische Freundschaft,
als Fundament eines politisch begründeten Europas wurde vom
deutschen Staat mit der Verleihung des Großen Verdienstkreuzes
mit Stern und vom französischen mit der Ernennung zum Großoffizier
der Ehrenlegion gewürdigt.
Höhepunkt des dreitägigen Symposiums vom 21. – 23.
Oktober ist sicherlich der Vortrag des ebenfalls aus Hornberg stammenden
Bundesfinanzministers Dr. Wolfgang Schäuble am Samstag, 22.
Oktober (09.30 Uhr) im Hotel Schloss Hornberg. Thema seines Vortrags
ist die Frage: ‚Was hält Europa zusammen, wenn wir nicht über
Geld reden?’. Danach spricht der ehemalige Kultusminister
Baden-Württembergs, Prof. Peter Frankenberg zum Spannungsfeld
Europas zwischen Nationalstaatlichkeit und Union.
Im Großen Rathaussaal wird das Symposium am Freitag, 21.10.
um 18.00 Uhr mit Klängen der Bigband des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums
/ Durmersheim und mit der Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden
der Wilhelm-Hausenstein-Gesellschaft, Wolfgang Boeckh eröffnet.
Nach ‚Musik aus Europa’ des Ensembles Primavera der
Musikschule Offenburg gibt der Biograf Hausensteins, Dr. Johannes
Werner eine Einstimmung in das Tagungsthema ‚Hausenstein
und Europa’.
Ebenfalls im Großen Rathaussaal sprechen am Samstag um 14.00
Uhr der Germanist Prof. Jochen Hörisch zur ‚Leitidee
der Konversionen, die Europa zusammenhält’ und der Gesandte
Dr. Peter Reus von der Deutschen Botschaft in Paris zum Thema ‚Wirtschaftliche
Vernunft und politische Vision: Warum wir Europa brauchen’. ‚Ich
bin dann mal weg’ lautet der Titel von Lisas Schätzles
Einlassung – die Studentin am Karlsruher Institut für
Technologie erhielt als Abiturientin in Durmersheim den Wilhelm-Hausenstein-Preis.
Beschlossen wird das Symposium am Sonntag, 23. Oktober ab 10.00
Uhr durch Vorträge der Musikwissenschaftlerin Prof. Silke
Leopold zu ‚Europa als Handlungsraum der Musikgeschichte’ und
von Dr. Kerstin Bitar zu den ‚Hausensteins Kunstliterarischen
Schilderungen Europas’.
Regelmäßig alle zwei Jahre veranstaltet die 2001 gegründete
Wilhelm-Hausenstein-Gesellschaft das Symposium. Die bisherigen
Themenbereiche, wie ‚Literatur‘, ‚Emigration
und Exil‘, ‚Architektur‘, ‚Religion’,
die alle einen direkten Bezug zum Leben und Wirken des bedeutenden
Kulturschriftstellers haben, liegen nach den Symposien in gedruckter
Form vor. Alle Veranstaltungen sind kostenfrei zu besuchen - im
Stadtmuseum Hornberg besteht dabei auch die Gelegenheit zur Besichtigung
des Gedenkraums zu Wilhelm Hausenstein, der durch große Unterstützung
von Hausensteins Tochter Marie-Renée und ihren Mann Kenneth
Croose Parry gestaltet werden konnte.
Wer war Wilhelm Hausenstein?
Wilhelm Hausenstein kam am 17. Juni 1882 im badischen Hornberg
als Sohn des großherzoglichen Steuerkommissärs Wilhelm
und seiner Frau Clara Baumann, der Tochter des dortigen Bärenwirts,
zur Welt. Seine Jugend hat er eindrucksvoll in den Werken ‚Lux
perpetua’, ‚Onkel Vere der Douglas’ und im ‚Buch
der Kindheit’ beschrieben. Der Vater verstarb früh,
die Witwe zog mit Wilhelm nach Karlsruhe, wo er sein Abitur ablegte
und danach in Heidelberg, Tübingen und München Klassische
Philologie und nach der Promotion auch Kunstgeschichte studierte.
Er verfasste mehr als 80 Bücher zur Kunstgeschichte (‚Der
nackte Mensch in der Kunst aller Zeiten und Völker’,
1913); war nach seinem Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer
weiterhin Redakteur der Frankfurter Zeitung, für die er ab
1916 arbeitete. Wegen seiner jüdischen Ehefrau Margot Lipper
(Heirat 1919) und seiner nicht regierungskonformen Haltung, die
sich u.a. darin zeigte, dass er jüdische Künstler
nicht aus seinen Werken tilgte, musste er die Zeitung 1943
verlassen.
Wirtschaftlich und persönlich schwierige Jahre folgten. 1948
wurde er Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste,
ab 1950 deren Präsident. Von 1950 bis 1953 war er erster Generalkonsul
der Bundesrepublik in Frankreich und ab 1953 bekleidete er das
Amt des ersten deutschen Botschafters in Paris. Am 3. Juni 1957
verstarb Hausenstein in München. Die zum 75. Geburtstag vorgesehen
Ehrenbürgerwürde seiner Heimatstadt Hornberg wurde ihm
posthum verliehen – die Stadt richtet im Rathaus einen Gedenkraum
an ihren Ehrenbürger ein. Seine Frau Margot verstarb 1997
im Alter von 107 Jahren auf einer Reise in Havanna.
Die Wilhelm Hausenstein Gesellschaft, die am Sonntag, ab 09.00
Uhr im Großen Rathaussaal auch ihre Mitgliederversammlung
abhält, hat auf ihrer Homepage www.wilhelm-hausenstein.de alle wichtigen Informationen zur Gesellschaft, den bisherigen Symposien
und zur aktuellen Veranstaltung eingestellt.
Unterkünfte können gebucht werden über die Tourist-Info Hornberg,
Tel 07833 - 79 344, tourist-info@hornberg.de. |