14.4.16
Archäologische Forschung im Zentrum der mittelalterlichen
Stadt
Freiburg
Siedlungsreste und Handwerksspuren aus dem frühen
12. Jahrhundert zu erwarten
(rps) Durch den Neubau eines Büro- und Geschäftshauses
im Zentrum der mittelalterlichen Stadt Freiburg werden derzeit
baubegleitende
archäologische Maßnahmen notwendig. Experten des
Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium
Stuttgart sind derzeit unter der Leitung von Archäologe
Dr. Bertram Jenisch vor Ort, um wis-senschaftlich relevante Funde
zu dokumentieren.
Schon an den beiden zuvor an der Stelle stehenden Gebäuden
wurden im Vorfeld Bauforschungen mit bemerkenswerten Ergebnissen
durchgeführt, erinnert Dr. Jenisch. „Mindestens eines
der Gebäude hatte einen doppelgeschossigen Keller, der im
12. Jahrhundert entstanden ist.“ Dieser älteste nachgewiesene
Baukörper werde aber durch die Baumaßnahme nicht angetastet.
Spätmittelalterliche Bebauung
des Hofbereichs
Im Baufenster sind archäologische Relikte der bis in das
frühe 12. Jahrhundert zurückreichenden, mittelalterlichen
Bebauung zu erwarten, so der Experte. In benachbarten Grabungen
beobachtete man archäologische Schichten von über 2,5
Metern Mächtigkeit. „Das heißt, dass selbst
unter den Kellerböden noch Siedlungsreste und Handwerksspuren
der Vorgängersiedlung der mittelalterlichen Gründungsstadt
erhalten sein können“, so Jenisch.
„Obwohl die Grabung erst seit Mitte März läuft,
konnten bereits interessante Siedlungsstrukturen dokumentiert
werden. Im Hinterhofbereich der beiden Häuser zeichnen
sich Fundamente spätmittelalterlicher Vorgängerbauten
und Nebengebäude ab.“ Mehrfach sei der Hof aufplaniert
und gepflastert worden. Unter den Auffüllschichten sei jetzt
eine spätmittelalterliche Latrine zum Vorschein gekommen.
Eindrucksvoll ist ferner die über eine Länge von rund
30 Metern erhaltene offene Wasserleitung eines „Freiburger
Bächle“, das vom Dillengässle überbaut war.
Dieses Stadtbachsystem wurde zwischen 1170 und 1180 angelegt.
Aus dieser Zeit stammt der mit Lehm abgedichtete Unterbau der
Wasserführung. Die freigelegte Sandsteinrinne wurde offenbar
erst im 15./16. Jahrhundert neu angelegt.
„Bei den Arbeiten in den verbleibenden eineinhalb Monaten
sind weitere spannende Erkenntnisse zur Freiburger Stadtgeschichte
zu erwarten“, ist Dr. Jenisch überzeugt. Bei einem
Pressetermin zum Ende der Grabung soll die Öffentlichkeit
umfassend in-formiert werden.
,Freiburger Bächle‘ – Ausschnitt
eines offenen Steingerinnes aus dem späten Mittelalter. Beide
Bilder: Landesamt für Denkmalpflege
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