21.9.16
‚Brusler BierKulturFest
Schon Kardinal von Schönborn braute Bier
Bier-Kultur-Fest vom 1. bis 3. Oktober im Bürgerzentrum Bruchsal
(btm) Das deutsche Reinheitsgebot für Bier
feiert seinen 500. Geburtstag – und ganz Bruchsal feiert
mit. Man könnte auch sagen, endlich schlägt die große
Stunde des „Brusler Dorschts“. Denn wo sonst könnte
man dieses Jubiläum des ältesten heute noch gültigen
Lebensmittelgesetzes besser feiern als im trinkfreudigen Bruchsal?
Immerhin soll es dort schon 1670 „vier Herbergs- und elf
Gassen-Wirthe sowie sechs Bierbrauer“ gegeben haben.
Der erste Bierbrauer der Stadt war übrigens kein Geringerer
als Kardinal Damian Hugo von Schönborn. 1730 errichtete er
ihm Hofgut zu Altenbürg, dem heutigen Karlsdorf, ein Brauhaus.
Keine Frage, dass das Bier-Kultur-Fest vom 1. bis 3. Oktober im
Bürgerzentrum Bruchsal also genau richtig ist.
Doch zurück zu Kardinal von Schönborn. Der ließ für
sein Brauhaus eigens einen 4.500 Liter fassenden Braukessel mit
einem Lastkahn auf dem Rhein von Speyer bis Philippsburg bringen,
dort wurde er umgeladen und den Saalbach herauf nach Altenbürg
transportiert.
Genau genommen ist Bier aber eine absolute Damen-Domäne!
Bei den Germanen beispielsweise gehörte das Brauen in die
hauswirtschaftliche Abteilung der Hausfrauen wie Kochen und Backen.
Und auch die Benediktiner Äbtissin Hildegard von Bingen wusste
die heilende Wirkung des Gerstensafts zu schätzen. Deutschlands
berühmteste Bierbrauerin ist wohl Katharina von Bora, Ehefrau
Martin Luthers. Von unterwegs schrieb er ihr sehnsüchtig,
sie möge ihm doch „Pfloschen ihres Bieres zu ihm schicken
so oft sie könne“.
Ja, es gibt so einige spannende Geschichten rund um das Bier
und seine Bedeutung für die Menschheit. Und die hat die
BTMV eigens für das Bier-Kultur-Fest in einer ganz besonderen
Ausstellung zusammengetragen. Das fängt schon bei den gesunden
Zutaten an: Wasser, das durch seine natürlichen Salze die
Reaktionen im Brauprozess beeinflusst; Malz, das dem Bier seine
Geschmacksfülle und seine Farbe gibt; Hefe, die im Gärprozess
den Malzzucker im Malz, Alkohol und Kohlensäure umsetzt
sowie Hopfen, die „Seele des Biers“, der beruhigt
und dem Bier sein spezifisches Aroma und seinen typisch herben
Geschmack verleiht.
Auch über die Bier-Tradition der Stadt kann man in der Ausstellung
eine ganze Menge erfahren. Manch einer wird ihn sogar noch kennen,
den Slogan der Bruchsaler Brauerei Denner: „Alle Kenner trinken
Denner“. Drei Generationen waren es, die von 1863 bis 1969
mit ihrem in der Huttenstraße gebrauten Bier den legendären
Brusler Dorscht gestillt haben. Mit historischen Fotos und einigen
seltenen Exponaten, wie Emaille-Schilder, Bierflaschen und Gläser,
darf wieder in die Denner-Zeit eingetaucht werden.
In Heidelsheim schreibt ein Familienunternehmen, das sich dem
Bier verschrieben hat, ebenfalls Geschichte: Durst Malz, 1824 als
Landbrauerei und Mälzerei gegründet. Mittlerweile gehören
die Niersteiner Mälzereigesellschaft am Rhein, die Rheinische
Malzfabriken Union in Gernsheim und die Westdeutsche Mälzerei
GmbH Castrop-Rauxel zum Unternehmen dazu, das heute in der fünften
Generation von Andreas Hiby-Durst geführt wird.
Anderseits erfährt man auch allerlei Interessantes übers
Bierbrauen an sich, über die verschiedensten Zutaten und ihre
Wirkungsarten sowie über die neuesten Bier-Trends wie etwa
das Craft Beer. Die US-amerikanische Brauervereinigung definiert
Craft Beer als Bier „von einem Brauer, der in kleinen Mengen
und unabhängig von Konzernen auf traditionelle Weise braut“.
Hauptsächlich besticht es freilich durch seine besonders ausgefallenen
und seltenen Kreationen. Selbstverständlich auch in Bruchsal,
wo mittlerweile BrewMaltsters „Brusl Bräu“ die
lange Brautradition der Stadt belebt: „Die Wärme des
heimatlichen Südens zeigt sich in einem satten goldfarbenen
Schimmer“, versprechen seine BrewMaltsters.
Und dann sagt man ja auch, dass Hopfen und Malz schön machen.
Bier als Beauty-Trend? Ein Bad im Bottich? „Ein Bad im Bierbottich
ist an sich schon eine witzige Idee“, meint Simon Steinhoff,
Brauer im Brauhaus Wallhall. „Gesundheitlich gesehen auch
nicht abwegig, da allein der Hopfen eine antiseptische Wirkung
aufweist. Ich persönlich allerdings bin eher dafür, Bier
zu trinken, und nicht um mich reinzusetzen!“
Weitere Informationen: Bruchsaler Tourismus, Marketing & Veranstaltungs
GmbH
Am Alten Schloss 22, 76646 Bruchsal, Telefon 07251 / 505 94-0,
E-Mail: info@btmv.de |