22.9.14
LIFE+-Projekt „Rheinauen bei Rastatt“ schafft neue
Inseln am Oberrhein
(rpka) Im Auftrag des Regierungspräsidiums Karlsruhe werden
erstmalig zwei Kies- und Sandinseln bei Au am Rhein geschaffen,
um Tier- und Pflanzenarten zu schützen, die auf diese Flächen
angewiesen sind. Die Bauarbeiten sollen unter Berücksichtigung
des Rheinwasserstandes in der kommenden Woche starten und werden
voraussichtlich drei Monate dauern.
Noch vor 200 Jahren gab es am Rhein zahlreiche Flächen, die
sich bei Hochwasser immer wieder verändert haben. Mit der
Regulierung des Rheins gingen diese jedoch weitgehend verloren.
Vogelarten wie der Flussseeschwalbe und dem Flussregenpfeifer,
die auf ungestörten Kiesinseln brüten, fehlen am Rhein
geeignete Brutinseln, wodurch der Bestand merklich abgenommen hat.
Zunächst wird an der Spitze der Landzunge „Kohlkopf“,
die den Rhein vom Illinger Altrhein trennt, ein Verbindungsgraben
angelegt. Dadurch entsteht eine große Insel, auf der sich
Wasservögel ungestört aufhalten können. Das in den
Illinger Altrhein fließende Rheinwasser sorgt dafür,
dass überflüssiger Schlamm und Sand heraus transportiert
wird. Zusätzlich entstehen stellenweise kiesige Bereiche,
in denen Fische und Neunaugen ablaichen können. Zwischen Verbindungsgraben
und Kohlkopfspitze wird auf einer Länge von 400 Metern die
Uferbefestigung herausgenommen, sodass sich das Ufer künftig
natürlich entwickeln kann. Die neu geschaffene Insel mit ihrem
Naturufer bietet Wasservögeln sowohl Nahrung als auch Stellen,
die nur bei Hochwasser überschwemmt werden. So besteht die
Chance, dass sich der in Baden-Württemberg vermutlich ausgestorbene
Flussuferläufer hier ansiedelt und die Flächen als Bruthabitat
annimt.
Im Innenbogen des Rheins hat sich eine große kiesige Uferbank
gebildet, die sogenannten „Tomateninseln“. Aktuell
wird diese von durchziehenden Wasservögeln als Rastplatz und
zur Nahrungssuche genutzt. Bei Störungen fliegen die Vögel
immer wieder auf und verbrauchen viel Energie, die sie eigentlich
für die Überwinterung brauchen. Um dies zu vermeiden
und den Lebensraum der Vögel zu verbessern, wird auf den Kiesflächen
ein Gewässer gebaggert und die Buhnen in diesem Bereich umgebaut.
Aus der bisherigen Uferbank wird so überhaupt erst eine richtige
Insel.
Durch die große Strömungsgeschwindigkeit im neuen Gewässer
hat dieses eine kiesige Sohle und wird gut mit Sauerstoff versorgt.
Dadurch finden dort Fischarten wie der Lachs und der Maifisch geeignete
Laichplätze,die durch die vorgelagerten Inseln vor Wellenschlag
der querenden Schiffe geschützt sind, die den Laich ansonsten
fortreißen würden.
Über die Baumaßnahme informiert vor Ort das Mobile
LIFE+-Informationszentrum. Wann das Mobile Informationszentrum
besetzt ist und weitere Details zu der Maßnahme gibt es im
Internet unter www.rheinauen-rastatt.de.
Die Maßnahme wurde von der Arbeitsgemeinschaft ingenieurbüro
kauppert, Arcadis und IUS Weibel & Ness geplant und vom Landratsamt
Rastatt wasserrechtlich genehmigt. Für die Bauausführung
ist die Firma Johann Bunte aus Kelsterbach beauftragt.
Finanziell beteiligen sich an dieser rund 2 Millionen Euro teuren
Baumaßnahme die Europäische Union, das Land Baden-Württemberg
sowie mit kleineren Beträgen der ASV Rastatt, der NABU Kreisverband
Rastatt und der BUND Südhardt.
Mit dem LIFE+-Projekt „Rheinauen bei Rastatt setzt das Regierungspräsidium
Karlsruhe gemeinsam mit zahlreichen Partnern in den Jahren 2011
bis 2015 eines der größten deutschen Naturschutzprojekte
um. Das Projekt wird von der Europäischen Union mit rund 4,7
Millionen Euro gefördert. Neben dem Land Baden-Württemberg
unterstützen die Städte Rastatt und Baden-Baden, die
Gemeinden Durmersheim, Elchesheim-Illingen und Steinmauern, der
Riedkanal-Zweckverband, die Umweltstiftung Rastatt, die Stiftung
Naturschutzfonds, der Angelsportverein Rastatt, der BUND Südhardt
sowie der NABU Kreisverband Rastatt das Projekt finanziell.
LIFE+ ist ein Förderprogramm der Europäischen Union
zur Unterstützung von Projekten im Umwelt- und Naturschutz
und steht als Abkürzung für L’Instrument Financier
pour l’Environnement (das Finanzierungsinstrument für
die Umwelt).
Mit dem Naturschutzkonzept Natura 2000 haben sich die Europäische
Union und ihre Mitgliedstaaten zur Aufgabe gemacht, in Europa charakteristische
Lebensräume sowie gefährdete Tier- und Pflanzenarten
zu schützen. Herzstück von Natura 2000 ist ein Netzwerk
von Gebieten, die nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-
(FFH-) Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie geschützt
sind. |