18.3.14
LIFE+-Projekt „Rheinauen bei Rastatt“
Reaktivierung der Hofwaldschlut
(rpk) Regierungspräsidentin Nicolette Kressl, Bürgermeister
Siegfried Schaaf und der stellvertretende Vorsitzende der Umweltstiftung
Rastatt, Wolfgang Huber gaben vergangene Woche den Startschuss
für die Reaktivierung der Hofwaldschlut. Nach einem halben
Jahr Bauzeit wurde mit einem feierlichen Durchstich wieder Wasser
durch die ehemalige Murgschlinge geleitet. Im Rahmen des LIFE+-Projekts „Rheinauen
bei Rastatt“ wurde damit eine weitere Kostbarkeit für
den Naturschutz erfolgreich wieder hergestellt.
Das Projekt hat eine lange Geschichte:
Bereits 1994 setzte das WWF-Aueninstitut mit dem sogenannten „Murgschlingenkonzept“ die
Projektidee in die Welt. Der Riedkanal-Zweckverband und die Umweltstiftung
Rastatt waren die treibenden Kräfte, die das Projekt weiter
konkretisiert und bis zur Planfeststellung gebracht haben. Schließlich
hat das Regierungspräsidium Karlsruhe im Rahmen des LIFE+-Projekts „Rheinauen
bei Rastatt“ die Realisierung ermöglicht. Neben der
Umweltstiftung Rastatt, dem Riedkanal-Zweckverband und dem Land
Baden-Württemberg beteiligt sich die Europäische Union
mit 50 Prozent an der Finanzierung des knapp 1 Million Euro teuren
Projekts.
Vor 350 Jahren war die Hofwaldschlut noch ein Teil der Murg, die
sich unterhalb von Rastatt in zwei Flussarme, die sogenannte Neue
und die Alte Murck aufteilte. Die beiden Murgarme waren gesäumt
von Weiden, Pappeln und Eichen und viele Lachse zogen vom Rhein
kommend die Murgarme hinauf. In den Bäumen der Murgauen brüteten
Schwarzstörche und in den Auwäldern hämmerten unzählige
Spechte. Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Murg begradigt und
ausgebaut, um die Bewohner vor Hochwasser zu schützen. Auf
direktem Wege sollte der Rhein erreicht werden. Die beiden Flussarme
wurden dafür durchtrennt. Teile des ehemaligen Flussbetts
wurden verfüllt, um dort Landwirtschaft zu betreiben. Der
Bau des Riedkanals sowie die Straße zwischen Plittersdorf
und Steinmauern zerschnitt die Neue Murck noch weiter.
Die Hofwaldschlut, ein ehemaliger Teil der Neuen Murg, blieb als
Gehölzband in der Landschaft erkennbar und wurde 1995 unter
anderem aufgrund des wertvollen Baumbestands Teil des Naturschutzgebietes „Rastatter
Ried“.
Seit dem 14. März ist die Hofwaldschlut wieder ein naturnahes
Fließgewässer. Damit genügend Wasser von dem südlichen
in den nördlichen Teil der Schlut fließen kann, wurde
ein neuer Durchlass unter der L78a gebaut. 15.000 Kubikmeter Sediment
wurden in den letzten Monaten aus dem verlandeten Flussbett gebaggert,
um Platz für das neue Fließgewässer zu schaffen.
Bei den Bauarbeiten wurde äußerst behutsam vorgegangen
und der wertvolle Baumbestand geschont. Ab sofort können Eisvögel
in den neuen Steilwänden am Gewässerrand ihre Brutröhren
graben, seltene Kleinfische, zum Beispiel der Steinbeißer,
finden in dem 1,8 Kilometer langen Gewässer neue Lebensräume
und auch die Auenvegetation bekommt wieder das notwendige Wasser.
Für Arten, die stehendes Wasser bevorzugen wurden ebenfalls
Verbesserungen geschaffen: Vier Stillgewässer wurden neu angelegt.
In den Gewässern haben in diesem Frühjahr bereits Springfrösche
ihre Laichballen abgesetzt.
Im Regierungsbezirk Karlsruhe zählen aktuell weniger als
20 Prozent der Fließgewässer als naturnah. Durch das
LIFE+-Projekt werden mit acht verschiedenen Maßnahmen auf
fast 15 Kilometern Länge wieder naturnahe Verhältnisse
an großen und kleinen Fließgewässern in den Rastatter
Rhein- und Murgauen hergestellt (weitere Informationen auf der
Projektwebseite: www.rheinauen-rastatt.de). Damit leistet das Regierungspräsidium
Karlsruhe einen großen Beitrag zum Schutz seltener Lebensräume
und Arten und trägt dazu bei, das europäische Schutzgebietsnetz
Natura 2000 noch wertvoller zu machen. |