1.5./8.7.10
Schwarzwaldmädel - Ein Motiv
bewegt die Zeit
Eine Ausstellung
im Deutschen Musikautomaten-Museum Bruchsal, einer Außenstelle
des Badischen Landesmuseums, widmet sich als Begleitausstellung im
Rahmenm der "Musikkultur in Baden-Württemberg – zeitgleich
zur Großen Landesausstellung im Schloss – der
Rezeption des »Schwarzwaldmädels«, das künstlerischer
Stoff und kulturgeschichtliches Phänomen gleichermaßen
ist. Es ist regional in Baden-Württemberg verortet und
stellt ein wichtiges Stück deutscher Mediengeschichte
dar. 
Filmprogramm "Schwarzwaldmädel"
Verlag Das Neue Filmprogramm, Frankfurt am Main, 1950
Im Zentrum der Sonderausstellung steht die Entstehungs-, Aufführungs-
und Rezeptionsgeschichte der Operette »Schwarzwaldmädel« von
Léon Jessel aus dem Jahr 1917. Die zu populären Schlagern
der Weimarer Republik gewordenen Couplets der Operette werden
von Musikautomaten des Museums wie z. B. der Philharmonie-Orgel
der Freiburger Firma Welte aufgeführt. Abspielgeräte
vom Grammophon bis zum MP3-Player illustrieren die Geschichte
der Toneinspielungen dieser Operette und dokumentieren zugleich
Aspekte der Technikgeschichte.
Auf die Operette folgte zwischen 1920 und 1933 eine spektakuläre
Rezeptionsgeschichte durch das neue Medium der Zeit, den Kinofilm.
Die Kinorezeption mündete schließlich in der legendären
Kinofassung Hans Deppes von 1950, dem ersten deutschen Farbfilm
nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein Seitenaspekt widmet sich der »Arisierung« des »Schwarzwaldmädels«,
dessen Komponist Leon Jessel Jude war und im Dritten Reich ermordet
wurde.
Die Kinofassung Deppes schließlich machte den Kulturraum
Schwarzwald zum Kunstraum und zur vielfach zitierten Filmkulisse.
Darum bilden auch die von den neuzeitlichen Medien mitgeformten
Klischees einen wichtigen Aspekt der Ausstellung: Das Schwarzwaldmädel
als Symbol und Markenzeichen für eine Landschaft und ihre
Bewohner, als Souvenirmotiv, als Antityp und als Kulturträger. |