2.7.10
Restauriert und kostenlos zugänglich:
Barockgarten im bayerischen Schleißheim
(bsg) Die barocke Gartenanlage in Schleißheim
geht auf Kurfürst
Max Emanuel und seinen Architekten Enrico Zuccalli zurück.
Ab 1717 modernisierte der französische Gartenarchitekt Girard
die Schleißheimer Gartenanlage tiefgreifend. Musterbücher
aus jener Zeit informieren noch heute über die unterschiedlichen
Parterrearten und -formen. Das Schleißheimer Blumenparterre
spiegelt dabei analog zum Neuen Schloss und zum gesamten Garten
die kulturelle Ordnung des bayerischen Kurfürsten Max Emanuel
und die damit einhergehende Prachtentfaltung eindrucksvoll wieder.
Es nimmt hinsichtlich seiner Gestaltung und Lage, vor allem aber
hinsichtlich seiner Dimension, in der Geschichte der europäischen
Gartenkunst eine Sonderstellung ein. In Deutschland sei es einzigartig,
betonte Fahrenschon. Nach dem Tode Max Emanuels verfiel der Garten
allerdings. Erst ab 1865 wurde er wieder restauriert. Der spätere
Hofgärtendirektor Carl von Effner wurde mit der Wiederherstellung
der Gartenanlage nach Plänen und Bildern aus den Anfängen
des 18. Jahrhunderts beauftragt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Hofgarten Schleißheim von
zahlreichen Bomben getroffen und dadurch stark beschädigt.
Nach der 1999 abgeschlossenen Restaurierung der Kaskade wurde
daher eine historisch authentische Restaurierung des Blumenparterres
im Bereich zwischen Kaskade und Neuem Schloss angestrebt. Dank
der großzügigen Sponsoringmaßnahme der BMW AG
war die Bayerische Schlösserverwaltung in der Lage, die
entscheidende Anschubfinanzierung für die Restaurierung
zu leisten.
Grundlage für die umfangreiche und diffizile gartenpflegerische
Maßnahme sei, so teilte der bayerische Finanzminister Georg
Fahrenschon anlässlich der Fertigstellung des ersten Bauabschnittes
im Schlossgarten Schleißheim am Dienstag dieser Woche mit,
die Ausarbeitung wissenschaftlicher gartenarchäologischer
Untersuchungen gewesen. Dadurch konnten zahlreiche Details der
von Carl von Effner in den 1860er Jahren ausgeführten Anlage
ermittelt und in die Planung für die Restaurierung einfließen.
Mit Kosten von rund 245.000 Euro wurde nunmehr der erste Bauabschnitt
fertig gestellt. Im nächsten Jahr werde die Baumaßnahme
fortgeführt und abgeschlossen werden, kündigte Fahrenschon
an. Die historischen Gärten würden nicht nur zum Spazierengehen
und Verweilen einladen. Sie seien auch Kunstwerke und Denkmäler
für wichtige Phasen Bayerischer Geschichte. Die Bayerische
Schlösserverwaltung verwende jährlich etwa 15 Millionen
Euro darauf, den Pflegezustand der ihr anvertrauten historischen
Gärten und Parkanlagen auf einem hohen Niveau zu erhalten.
Dabei stehen diese Gartendenkmäler kostenfrei den Besuchern
zum Vergnügen und zur Erholung zur Verfügung.
Das Nebeneinander von restauriertem Parterre und
Vorzustand lässt
sich weltweit mittels eines besonderen neuen Services begutachten. Über
die Website www.schloesser-schleissheim.de kann jeder Internet-Nutzer
die grandiose Schleißheimer Anlage – außen
wie innen – in dreidimensionalen Rundgängen erleben.
Wer hier dem Neuen Schloss aufs Dach steigt, hat einen atemberaubenden Überblick
nicht nur auf das neue alte Parterre, sondern auch über
das gesamte Umland bis zur Allianzarena im Osten oder Dachau
im Westen.
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