15.4.09
Haben Muscheln Füße?
Erstaunliche Einblicke beim "Startschuss" für
den Managementplan der Natura2000-Gebiete zwischen Baden-Baden
und Bühl
Mit einem abwechslungsreichen Nachmittag in Bühl-Moos gab
am Dienstag, den 7. April das Regierungspräsidium Karlsruhe
den symbolischen Startschuss für die Erstellung des Managementplans
für die Natura2000-Gebiete zwischen Baden-Baden und Bühl.
Der gastgebende Bürgermeister Hubert Schnurr aus Bühl
betonte, dass mit der Managementplanung auch die bisherige Arbeit
der Stadt im Sinne der Artenvielfalt und Lebensqualität
fortgeführt wird. In dem Natura2000-Gebiet „Bruch
bei Bühl und Baden-Baden“ - wie das Gebiet offiziell
heißt - informierten sich über 30 Teilnehmer aus zehn
Gemeinden, Vertreter der Landwirtschaft, Wasserwirtschaft und
Forstwirtschaft.
Im Managementplan wird das Gebiet sozusagen mit der „Natura2000-Brille“ betrachtet:
Es werden die zehn Lebensräume, 18 Vogelarten und sechs
weitere Tierarten erfasst, die von europaweiter Bedeutung sind.
Die Natura2000-Gebiete bei Bühl zeichnen sich besonders
durch ihre großen, zusammenhängenden und artenreichen
Wiesenflächen aus, wie Dr. Volker Späth vom beauftragten
Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz aus
Bühl feststellte. Sein Expertenteam wird ermitteln, ob zum
Beispiel das Bachneunauge tatsächlich im Oosbach schwimmt
und welche Grabenabschnitte besonders naturnah sind. Staunen
konnten die Teilnehmer über die Kleine Flussmuschel: Diese
seltene Muschel wurde im Ökomobil - dem fahrenden Naturlabor
des Regierungspräsidiums - in Aquarien gezeigt. Die auf
den ersten Blick unscheinbare Muschel öffnete ihre Schale
und stemmte ihren orangefarbene Fuß heraus - mit diesem
Fuß bewegt sie sich tatsächlich im sandigen Grund
sauberer Bäche.
Nach der Bestandsaufnahme werden die Ziele und Maßnahmen
vorgeschlagen. Sie dienen dazu, die Arten und Lebensräume
zu erhalten - oder gar sie zu verbessern. Im Frühjahr 2010
werden alle Ziele und Maßnahmen in einem eigens dafür
einberufenen Beirat besprochen. Außerdem baten die Mitarbeiter
des Regierungspräsidiums ausdrücklich auch alle Bürgerinnen
und Bürger - besonders natürlich die Landnutzer und
-eigentümer - sich im Frühjahr 2010 zu Wort zu melden:
bei der sogenannten „Öffentlichen Auslegung“ oder
bei Informationsveranstaltungen. Alle Flächeneigentümer
und Landbewirtschafter werden außerdem um Verständnis
gebeten, dass die Bearbeiter bei der Bestandsaufnahme die Grundstücke
betreten.
Mit dem Abschluss des Managementplanes im Herbst 2010 beginnt
dann die Umsetzung. Nur durch eine enge Zusammenarbeit der Behörden
des Naturschutzes, des Forstes und der Landwirtschaft mit den
Landnutzern und Flächeneigentümern kann die Planung
auf der Fläche Wirkung zeigen. Wichtig ist zudem die Bereitstellung
von finanziellen Mitteln. Die Kreisökologin Susanne Hund
aus Rastatt bot zum Beispiel für eine zeitlich angepasste
Mahd einer artenreichen Wiese finanzielle Unterstützung
aus der Landschaftspflegerichtlinie an.
Die Managementplanung wird vom Regierungspräsidium Karlsruhe,
Referat Naturschutz und Landschaftspflege, fachlich und organisatorisch
betreut. Sie erfolgt außerdem in enger Zusammenarbeit mit
der Forstverwaltung und der Landesanstalt für Umwelt, Messungen
und Naturschutz.
Mit diesem Plan wird die Grundlage für den langfristigen
Schutz von Tieren und Pflanzen sowie von Lebensräumen geschaffen,
die in 14 Gemeinden im südlichen Landkreis Rastatt von europäischer
Bedeutung sind.
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