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15.8.07

Götterhimmel im Grünen

Eine fachkundige Sonderführung im Schlossgarten Weikersheim vermittelte am vergangenen Sonntag ein wahrhaft gräfliches Lebensgefühl und einen tiefen Einblick in die Allegorienwelt des 18. Jahrhunderts. „Lustwandeln wie ein Graf“ war als Thema versprochen, doch wer glaubte, ihn erwarte ein gemütlicher Spaziergang im Schlossgarten, der sah sich getäuscht. Denn „Lustwandeln“ hieß für gräfliche Genießer zwar durchaus, sich im Schatten der hohen Bäume zu ergehen, her aber andererseits, die Allegorien und symbolischen Darstellungen im Garten zu erkennen, aufzunehmen und als Regierungsprogramm des gräflichen Gastgebers zu deuten.

So begann die Führung mit Anita Kessler auch stilecht beim zuschauenden „Volk“, den auf der Balustrade des Gartens aufgereihten Zwergenfiguren, die – vollständig erhalten wie sonst kaum – zwischen 1710 und 1720 geschaffen den Hofstaat des Grafen Carl Ludwig darstellen. Weil es Menschen waren, die dem Treiben der Götter im Park zusehen durften, waren sie entsprechend klein zu gestalten.

Dann tauchten die Teilnehmer ein in eine verwirrende Welt von Allegorien und Göttern. Die vier Elemente bilden das Entrée des Gartens, der seinerseits begrenzt wird von steil aufgerichteten Personifikationen der vier Winde. Ihre hoch emporstrebende Flamme, eine hohe Lohe, ist gleichzeitig eine Anspielung auf den Namen Hohenlohe.

Bacchus, der Weingott, gab Anlass, über den Weinbau als eine der Haupt-Einkommensquellen des Grafen Carl Ludwig zu berichten, während Athene-Minerva gegenüber, nicht ganz nachvollziehbar, das Kriegsglück des Schlossherrn symbolisieren sollte. Vielleicht symbolisiert die geharnischte Göttin doch eher die fürstliche Weisheit.

Zentrum des Parks bildet die Herkulesstatue. Auch sie hat, wie so vieles im Barock, mehrere Bedeutungen. Einerseits ist Herkules im „klassischen“ Bildprogramm die Personifikation der fürstlichen Stärke – man denke nur an August den Starken in Sachsen –, andererseits deutet dieser Herkules, wie er mannhaft den Drachen Ladon besiegt, auf die goldenen Äpfel der Hesperiden, die dieser bewachte, und die dann als Kübelpflanzen das Brunnenbassin umstanden.

Ebenfalls um den zentralen Brunnen angeordnet sind die Statuen der „Planetengötter“, wie man sie aus anderen Bildprogrammen kennt. Weniger der astronomische Begriff der Planeten steht dabei im Vordergrund, sondern ihre Zuordnung zu den Wochentagen: Saturn für den Samstag, Apoll, der Sonnengott, für den Sonntag, Diana als Mondgöttin für den Montag usw. Warum allerdings Neptun, der Meeresgott, in dieser Reihe steht, kann wohl nur damit begründet werden, dass die Siebenzahl der Wochentage nicht ausreichte, den Kreis der Götterstatuen zu füllen.

Höhepunkt des Gartens ist dann die Orangerie. Sie bildet gewissermaßen das Zentrum des äußeren Gartenteils, des Orangeriegartens, der außerhalb des „inneren“, von den vier Winden abgegrenzten Bereichs liegt. Die Orangerie war einerseits repräsentativer Abschluss des Gartens, andererseits Sala Terrena und Heimstatt für die Zitrusbäume während des langen Hohenloher Winters. Sie wurde als Theaterkulisse gebaut, als Rahmen für das majestätische Reiterstandbild des Schlossherren, das heute durch eine andere allegorische Figur ersetzt ist. Diesen Rahmen bildeten, und das versinnbildlicht den Geltungsanspruch des Schlossherrn, die vier großen Könige des Altertums, die Herrscher der vier großen Weltreiche: Nimrod von Assyrien, Kyros von Persien, Alexander der Große und Augustus.

Kleinere Ungereimtheiten in den Ausführungen sollten der durchaus kompetenten Führerin nicht angelastet werden. Sie schaffte es, ein Bild von der vielfältigen Allegorienwelt des 18. Jahrhunderts zu zeichnen, das den Zeitgenossen – die durchweg eine „Kavalierstour“ zu ihrer eigenen Bildung unternommen hatten – sofort bewusst war, kaum dass sie einen der vielen gedanklichen Anknüpfungspunkte sahen. „Lustwandeln wie ein Graf“ war eben nicht nur das stille Genießen, sondern das Erkennen der Bezüge, die der Schloss- und Gartenherr zu seiner eigenen Selbstdarstellung aufgebaut hatte.

 

 

 
In Surfin' Süden:
Schloss Weikersheim
 


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