4.7.07
"Hohner Areal" in Trossingen:
Erhaltung repräsentativer Industriearchitektur stellt Denkmalpflege
und Investoren vor besondere Herausforderungen
Bei den im ausgehenden 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts
zur Blütezeit der Mundharmonikaproduktion erstellten Bauten der
ehemaligen Harmonikafabrik Mathias Hohner AG in Trossingen handelt
es sich um repräsentative Fabrikgebäude ihrer Zeit. Sie prägen
bis heute das Stadtbild von Trossingen wesentlich mit. Nachdem
die Produktion der Firma Hohner an diesem Standort in der Mitte
der 90er Jahre aufgegeben worden war, übernahm die Stadt Trossingen
das Gelände und erarbeitete in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege
Konzepte zur Um- und Weiternutzung des vormaligen Fabrikareals. In
den zurückliegenden Jahren wurden das ehem. Kesselhaus als Energiezentrale
der Fabrik, der freistehende Bau L und die Gebäude Cluserstr.
3-7 und Hohnerstr. 8/2 in enger Zusammenarbeit mit den Denkmalbehörden
- es handelt sich um eine Sachgesamtheit im Sinne von § 2 des
Denkmalschutzgesetzes - erfolgreich saniert. Dabei wurden für
je unterschiedliche Nutzungen individuelle Lösungen gefunden,
die überdies finanzielle Förderungen aus Landesmitteln erfahren
haben. Die Erhaltung des wertvollen Fensterbestandes der Industriebauten
im Hohnerareal stellt für alle Beteiligten eine besondere Herausforderung
dar. Charakteristisch und unverwechselbar für ihr Erscheinungsbild
sind die verschiedenen kleinteiligen historischen Fenstertypen.
Vor diesem Hintergrund wurde der Gebäudetrakt mit dem Fensterbestand
an der Cluser-/Ecke Hohnerstraße durch den Einsatz unterschiedlicher
technischer Varianten bereits saniert. Wo der Erhalt der bauzeitlichen
Fenster nicht mehr möglich war, wurden diese entsprechend der
historischen Vorbilder erneuert. Die verschiedenen Varianten der
technischen Ertüchtigung der historischen Fenster sind denkmalverträglich
und gehen auf die unterschiedlichen individuellen Anforderungen
der jeweiligen Nutzer ein. Als Ergebnis konnte sowohl aus denkmalpflegerischer
als auch aus wirtschaftlicher Sicht eine positive Bilanz gezogen
werden. Für einen großen Teil der Fenstersanierungen wurden entsprechend
den Förderrichtlinien hohe Zuschüsse aus Landesmitteln und seitens
der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Bonn bewilligt. Neue Nutzungskonzepte
für Objekte der Industriebaugeschichte zu entwickeln, ist ein
wichtiges Anliegen der Denkmalpflege. Liegen sinnvolle Konzepte
zur Nutzung dieser gefährdeten Denkmalgattung vor, ist deren Erhalt
langfristig gesichert. Denkmalpflegerisches Ziel dabei ist es,
neue Nutzungen so substanzschonend wie möglich in die Kulturdenkmale
einzubringen. Das gilt für das historische Erscheinungsbild und
für die historische Substanz. In den vergangenen Jahren konnte
dieses Anliegen der Denkmalpflege an zahlreichen Kulturdenkmalen
der näheren Umgebung umgesetzt werden: So wurden beispielsweise
auch in Rottweil die sogenannte Markthalle in der Innenstadt,
und Verwaltergebäude, ehemaliges Badhaus und vormaliges Kraftwerk
der Pulverfabrik behutsam saniert und bleiben so unter Erhalt
von bauzeitlicher Substanz und historischem Erscheinungsbild der
Nachwelt überliefert. Die aktuellen Bemühungen der Stadt Trossingen
zur kulturellen, öffentlichen und privaten Nutzung für Bau V begrüßt
die Denkmalpflege ausdrücklich. Gemeinsame Aufgabe ist es, soweit
dies technisch möglich und wirtschaftlich zumutbar ist, den historischen
Fensterbestand zu erhalten. Auch ein Umbau oder eine Erneuerung
einzelner Fenster wird möglich sein. "Wir sind daher zuversichtlich,
dass eine konstruktive Lösung gemeinsam mit dem Investor und der
Stadt erreicht wird, um den Bau V langfristig zu nutzten und langfristig
zu erhalten", so Konservatorin Monika Loddenkemper, zuständige
Denkmalpflege-Referentin im Regierungspräsidium Freiburg
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