5.2..07
"Erinnern-Gedenken-Mahnen"
Ausstellung zeigt Zeugnisse jüdischer Religiosität in der Pfalz
Speyer. "Erinnern-Gedenken-Mahnen" lautet der Titel einer Ausstellung
in der Speyerer Heiliggeistkirche, mit der die Arbeitsstelle Frieden
und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz, die Deutsch-Israelische
Gesellschaft, die Katholische Erwachsenenbildung und die Stadt
Speyer noch bis 16. Februar an die Opfer des Nationalsozialismus
erinnern. Die Ausstellung bildet den Rahmen für eine Reihe von
Veranstaltungen, dessen Höhepunkt eine öffentliche Gedenkstunde
war, die in diesem Jahr bereits am 26. Januar begangen wurde.
Zum zehnten Mal in Folge, so auch in diesem Jahr, wurde die
Gedenkfeier von über 50 Speyerer Schülerinnen und Schülern gestaltet.
Eberhard Dittus von der Arbeitsstelle Frieden der pfälzischen
Landeskirche freut sich über die gelungene Zusammenarbeit: "Nur
dem kontinuierlichen und konstruktiven Engagement des Gymnasiums
am Kaiserdom, der Edith-Stein-Realschule, des Edith-Stein Gymnasiums
und dem Nikolaus-von-Weis-Gymnasium mit Chor und Orchester ist
das Gelingen der Feier zuzuschreiben. Für uns als Veranstalter
ist die Beteiligung möglichst vieler junger Menschen ein wichtiges
pädagogisches Anliegen." Zur Konzeption des Projektes "Erinnern-Gedenken-Mahnen"
gehört es, dass in jedem Jahr thematische Schwerpunkte gebildet
werden, die sich an den jeweiligen Opfergruppen orientieren, erläutert
Dittus. In diesem Jahr steht die Opfergruppe der Juden im Mittelpunkt
des Gedenkens. "Zentraler Teil der Ausstellung ist eine große
Wandfläche, an der in beeindruckender Weise stellvertretend für
Millionen ermordeter Juden die 81 Namen der aus Speyer zu beklagenden
Opfer zu lesen sind." In vier Glasvitrinen sind wertvolle Kultgegenstände
als Zeugnisse jüdischer Religiosität in der Pfalz zu besichtigen.
Eine Kostbarkeit unter den Exponaten stellt eine 21 Meter lange
Tora-Rolle aus dem 18. Jahrhundert dar, die den Brand in der Neustadter
Synagoge in der Pogromnacht 1938 überlebt hat. Die Exponate sind
Leihgaben des Historischen Museums der Pfalz, der Privatsammlung
Otmar Weber und der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz. "Jüdische
Kultur, Feste und Religion" ist Titel einer Plakatausstellung
mit Multimediapräsentation. Sie wurde speziell für Unterrichtszwecke
von dem Pädagogen Gerhard Wirtgen und dem Schüler Thimo Oberfrank
in der Georg-von-Neumayer-Realschule in Neustadt entwickelt. Kirchengeschichtlich
interessant sind die Plakate "Antijudaismus und Antisemitismus
von den Kirchenvätern bis zu Adolf Hitler". Mit den Mitteln digitaler
Grafik schuf die Künstlerin Rita Rössler-Buckel zwölf Variationen
über ein Photo der 1938 zerstörten Speyerer Synagoge. Auf dem
weiteren Programm stehen eine Filmsondervorstellung, historische
Stadtführungen und zwei Vorträge.
Über die Entwicklungsgeschichte Jüdischer Gemeinden in Rheinland-Pfalz
seit 1945 bis heute" spricht am Dienstag, 6. Februar, 19.30 Uhr,
der Präsident des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Rheinland-Pfalz,
Dr. Peter Waldmann, Mainz. Die Moderation der Gesprächsrunde hat
die baden-württembergische Landtagsabgeordnete Rosa Grünstein.
Am Dienstag, 13. Februar, 19.30 Uhr, spricht Dr. Wolfgang Fenske,
Privatdozent an der Evangelischen Fakultät der Universität München,
zum Thema "Wie Jesus zum 'Arier' gemacht wurde". Er zeigt dabei
auf, wie im 19. und frühen 20. Jahrhundert immer wieder versucht
wurde, Jesus "rassisch" zu reinigen und seine jüdische Herkunft
umzuinterpretieren.
Cineasten kommen am Donnerstag, 8. Februar, auf ihre Kosten. Um
19.30 Uhr wird "Jakob der Lügner" nach dem gleichnamigen Roman
von Jurek Becker gezeigt.
Schließlich können sich Interessierte mit dem kürzlich in Berlin
mit dem "Obermayer German Jewish History Awards" ausgezeichneten
Speyerer Johannes Bruno auf "Jüdische Spuren in Speyer" begeben.
Termine: Dienstag, 6. und 13. Februar, Start jeweils um 14 Uhr
an der Heiliggeistkirche.
Hinweis:
Alle Veranstaltungen finden in der Heiliggeistkirche in Speyer,
Johannesstraße 6, statt. Die Ausstellung ist Dienstag bis Donnerstag
von 15 bis 17 Uhr und Samstag und Sonntag von 11 bis 13 Uhr geöffnet
(Gruppen und Schulen nach Vereinbarung) und läuft noch bis 16.
Februar. Der Eintritt zur Ausstellung und zu den Veranstaltungen
ist frei. Weitere Informationen bei der Arbeitsstelle Frieden
und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz, Eberhard Dittus,
Große Himmelsgasse 3, Speyer, Telefon 06232/67 15 17, E-Mail:
dittus@frieden-umwelt-pfalz.de.
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