17.4.07
Bad Schussenried: Informationsräume zur Klostergeschichte
jetzt mit großartigen historischen Modellen
Jetzt zugänglich und ein Gewinn im Besucherangebot des Neuen
Klosters Bad Schussenried: die neuen Informationsräume mit einer
Dauerpräsentation zur Klostergeschichte. Direkt beim Kassenbereich
in historischen Räumen gelegen, liefert sie die notwendigen Informationen
und stimmt zugleich auf den Besuch des einst mächtigen Klosters
ein. Ein Höhepunkt der Besichtigung: die großen Klostermodelle
aus dem 18. Jahrhundert! Die Inforäume in Kloster Schussenried
wurden am Montag der Öffentlichkeit übergeben. Die Geschichte
beginnt vor über acht Jahrhunderten: 1183 gründeten Prämonstratensermönche
das Kloster. Der Bau der mittelalterlichen Klosterkirche zog sich
hin bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts. Seine größte Blüte
erreichte Schussenried im 18. Jahrhundert; damals entstanden auch
die Pläne für den barocken Neubau, zeittypisch an Vorbildern von
Residenzen und Schlössern ausgerichtet. Erläuternde Texte begleiten
durch diese Geschichte, alte Abbildungen und historische Architekturzeichnungen
lassen die Planungen sichtbar werden. Nur Teile der großzügigen
Planungen wurden fertig gestellt: die Klosterkirche etwa, bei
der man dem romanischen Bau eine barocke Neuausstattung gab. 1763,
mit der Vollendung des berühmten Bibliothekssaales, endeten die
Aktivitäten. Gemälde, Porträts der Hauptpersonen des 18. Jahrhunderts
- Äbte und andere geistliche Herren - geben der oberschwäbischen
Kultur des Barock ein Gesicht. Um 1800 bricht die Geschichte
des souveränen Klosterstaates ab, die Orden werden aufgelöst,
in der Säkularisation übernimmt der Staat den geistlichen Besitz.
1835 kommt Schussenried endgültig zum Königreich Württemberg.
Die Ausstellung zeigt auch diese späte und wenig bekannte Phase
der Schussenrieder Geschichte. Der Staat errichtete damals auf
dem Klostergelände eine Industrieanlage zur Verhüttung des Eisenerzes
von der Schwäbischen Alb. Diese "Wilhelmshütte" wurde schließlich
an das gerade entstehende württembergische Eisenbahnnetz angeschlossen:
Die Moderne hielt Einzug im ehemaligen Klosterflecken Schussenried.
1875 wurde in den Räumen des Klosters die Königliche Heil- und
Pflegeanstalt Schussenried eröffnet. Erst 1998 zogen sich diese
profanen Nutzer aus den Klostergebäuden zurück. Absolute Highlights
in den Inforäumen: die großen Klostermodelle. Dietmar Sauter,
der Leiter der Staatlichen Schlösser und Gärten im Bereich Ulm,
meinte hierzu bei der Eröffnung: "Wir sind froh, dass wir diese
einzigartigen Stücke jetzt endlich dem Publikum zeigen können!"
Zwei der prachtvollen Modelle stammen aus dem 18. Jahrhundert,
eines zeigt die Planungen des berühmten Baumeisters Dominikus
Zimmermann. Das hölzerne Modell, um 1749 entstanden, ist bis in
die Innenräume detailliert ausgestattet - man sieht das, weil
die Stockwerke einzeln abgenommen werden können! Zimmermann, Architekt
der Wallfahrtskirche im nahe gelegenen Steinhausen, bewarb sich
mehrmals um die Schussenrieder Bauleitung, wurde aber wohl wegen
der zu hohen Kosten abgelehnt. Baumeister wurde Jakob Emele, ein
einheimischer Maurermeister, der die Planung etwas abspeckte.
Das zweite große Holzmodell des 18. Jahrhunderts zeigt seinen
Vorschlag für die mächtigen Wirtschaftsgebäude. Beeindruckend
sind die Dimensionen der symmetrisch zueinander angeordneten Wirtschaftstrakte
- die aber so nie gebaut wurden. Ein drittes Modell ist 150
Jahre jünger: Es zeigt die "Königliche Heilanstalt", das einstige
Kloster Schussenried in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg. In dem
Gebäude waren bis zu 400 Patienten untergebracht, in großen Sälen
lediglich aufgeteilt in Männer und Frauen… Auch dieses Modell
ist bis ins Detail ausgeführt. Im Bibliothekssaal sieht man die
Orgel von 1892; sie wurde eingebaut, als der Saal für die Evangelische
Gemeinde und später die Patienten der Heilanstalt als Kirchenraum
und Betsaal genutzt wurde. Öffnungszeiten des Informationsbereichs
und des Klosters: Während der Saison (April - Oktober): Di-Fr.
10-13 und 14-17 Uhr
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