Am 28. September
2006, unterzeichnete Regierungspräsident Dr. Sven von Ungern-Sternberg
die Verordnung über das Natur- und Landschaftsschutzgebiet "Rötenbacher
Wiesen".Bei dem rund 307 Hektar großen Gebiet handelt es sich
um eine von extensiver Nutzung geprägte offene Wiesenlandschaft
mit einem Mosaik aus unterschiedlichen Grünlandtypen und einer
sehr großen Anzahl an seltenen und gefährdeten Arten.
Mit dem
neuen Schutzgebiet soll insbesondere die extensive Landwirtschaft
weiter gesichert werden. Hierzu werden die guten Erfahrungen mit
dem Vertrags-Naturschutz genutzt und dieser fortgeführt. Außerdem
wird ein rechtlicher Rahmen für die nötigen Artenschutzmaßnahmen
geschaffen. Das Landschaftsschutzgebiet ist hierbei ein wichtiger
Puffer zur Sicherung des eigentlichen Kerngebietes. Es dient den
im Naturschutzgebiet beheimateten seltenen Tierarten zur Nahrungssuche.
"Ich
freue mich, dass es gelungen ist, durch einen offenen und intensiven
Informations- und Abstimmungsprozess während des Verfahrens die
bei den betroffenen Landwirten zunächst bestehenden Vorbehalte
abzubauen," sagte der Regierungspräsident. Er dankte außerdem
Herrn Bürgermeister Clemens Hensler und Herrn Bürgermeister Norbert
Brugger für die besondere Unterstützung von Gemeindeseite und
würdigte besonders das positive Engagement von Herrn Karlheinz
Agostini vom BLHV-Ortsverein Löffingen sowie dem Gemeindeangestellten
von Friedenweiler, Herrn Oskar Bier. Ohne deren Vermittlung hätte
es bei der Abgrenzung und den Regelungen des Schutzgebietes nicht
diese Zustimmung bei den beiden Gemeinden Friedenweiler und Löffingen,
den betroffenen Landwirten und dem BLHV gegeben. Besonders zufrieden
zeigte sich der Regierungspräsident auch darüber, dass die Ausbauplanung
der B31 zwischen Rötenbach und Löffingen berücksichtigt werden
konnte, also auch in diesem Bereich nun zügig weitergebaut werden
kann.
Aus fachlicher Sicht sind vor allem die Grünlandtypen im
Naturschutzgebiet hervorzuheben, insbesondere Flachmoore, Pfeifengraswiesen,
Halbtrockenrasen sowie die großflächig landschaftsbestimmenden
Goldhafer- und Bachkratzdistelwiesen. Die kulturhistorisch sehr
alten Wiesen sind höchstwahrscheinlich aus eiszeitlichen waldfreien
Flachmooren mit eingestreuten kleineren Gewässern hervorgegangen.
Diese Hypothese wird gestützt durch das Vorkommen einiger als
Eiszeitrelikte geltenden Arten wie der Bleichen Weide, Shuttleworths
Rohrkolben sowie einigen Schwebfliegen-Arten. Aus botanischer
Sicht ist das neue Schutzgebiet auch wegen der großen Bestände
von Niedriger Schwarzwurzel, Spatelblättrigem Greiskraut, Moor-Klee,
Busch-Nelke und Hartmans Segge landesweit bedeutsam. Ornithologisch
sind insbesondere Wachtelkönig und Braunkehlchen hervorzuheben.
Auch seltene und gefährdete Arten von Libellen und Schmetterlingen
finden sich dort. Insgesamt 9 Tier- und Pflanzenarten des Schutzgebietes
wurden bislang in das Artenschutzprogramm Baden-Württemberg aufgenommen,
einem "Feuerwehrprogramm" zum Schutz der landesweit am stärksten
gefährdeten Arten. Wegen der hohen Wertigkeit der im Gebiet vorkommenden
FFH-Lebensraumtypen Pfeifengraswiesen und Berg-Mähwiesen wurde
der Bereich des geplanten Naturschutzgebietes 2004 als FFH-Gebiet
der EU nachgemeldet.
Das Natur- und Landschaftsschutzgebiet "Rötenbacher
Wiesen" ist übrigens das 999. Naturschutzgebiet des Landes Baden-Württemberg.
Die Unterzeichnung der 1.000. Naturschutzgebietsverordnung steht
unmittelbar bevor. Hierzu ergeht morgen eine gesonderte Presseeinladung
des Regierungspräsidiums Freiburg.