8.2.07
Barockschloss Mannheim
Wiedereinrichtung der Prunkräume der Beletage - Endphase des Countdowns
Nur noch 47 Tage bis zur feierlichen Eröffnung des
Barockschlosses Mannheim - die Wiedereinrichtung der neun Prunkräume
der Beletage ist dann abgeschlossen, berichtete am Mittwoch 7.
Februar 2007 Regierungsdirektor Gerhard Wenz von den Staatlichen
Schlössern und Gärten Baden-Württemberg (SSG). Die Wände des Vorzimmers,
Coursaals und des Großen Kabinetts sind bereits mit den kostbaren
Tapisserien aus dem 18. Jahrhundert bekleidet. Auch der Wiederaufbau
des Thronbaldachins und des dreistufigen Podests im Thronsaal
sind nächste Woche abgeschlossen. Erfreuliches ist auch in Hinblick
auf die für Schloss Mannheim bestimmten 800 Kunstobjekte zu berichten,
deren Anzahl sich seit Ende letzten Jahres um drei weitere Stücke
erhöht hat. Durch die großzügige finanzielle Unterstützung der
Firma Fuchs Petrolub AG wurden drei Pastellbilder mit den Porträts
der drei Enkelkinder der Großherzogin Stéphanie von Baden in letzter
Minute erworben. Sie stehen für das liebevolle und innige Verhältnis
der Fürstin zu ihrer Familie. Stéphanies mittlere Tochter Josephine
Prinzessin von Baden (1813-1900) hatte am 21. Oktober 1834 Karl
Anton Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen (1811-1885) geheiratet.
Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor. Die signierten und datierten
Porträts zeigen drei der Kinder des fürstlich-hohenzollernschen
Paares: Stephanie (1837-1859), benannt nach ihrer großherzoglich-badischen
Großmutter, und ihre Brüder Anton (1841-1866) und Friedrich (1843-1904).
In ovalen, aufwändig geschnitzten und vergoldeten Rahmen sind
sie jeweils als Bruststücke dargestellt. Der Sigmaringer Maler
Richard L. Lauchert (1823-1869) stellte die Kinder 1849 vor blauem,
mit Wolken durchzogenem Himmel dar. Lauchert arbeitete dabei mit
Pastellkreiden, eine Technik, die zarte Farbübergänge und feine
Farbnuancen ermöglicht. Die Pastelle stammen aus dem Privaterbe
von Prinzessin Marie von Belgien, der jüngsten Tochter von Fürstin
Josephine. Marie hatte den Grafen von Flandern geheiratet und
wurde dadurch zur Stammmutter des heutigen belgischen Königshauses.
Ab 31. März 2007 können die Bilder im Gelben Salon der Großherzogin
Stéphanie bewundert werden. Oberkonservator der SSG, Dr. Wolfgang
Wiese, freut sich heute ganz besonders, mit dem Großen Kabinett,
den ersten vollständig eingerichteten Prunkraum der Beletage des
Barockschlosses Mannheim präsentieren zu können. Das Große Kabinett
bildet den östlichen Abschluss der Raumabfolge der Kaiserzimmer.
Hier bedecken nun wieder die farbenprächtigen Tapisserien der
"Christus-Folge" die Wände. Die in der Brüsseler Manufaktur von
Jean-Baptiste Vermillion um 1730 entstandenen Wandteppiche hingen
von 1804 bis 1855 im Audienzzimmer der schwedischen Königin und
gelangten dann in das Große Kabinett. Ob die Teppiche ebenfalls
aus dem Nachlass des Fürstbischofs Rohan, wie vermutet wurde,
oder aus kurpfälzischem Besitz stammen, konnte bisher nicht nachgewiesen
werden. Zu den weiteren Einrichtungsgegenständen zählen das
Kaminbild "Gebirgslandschaft" des Nürnberger Malers Christoph
von Bemmel (um 1750), zwei reich geschnitzte Konsoltische aus
der Mannheimer Werkstatt von Matthäus van den Branden (um 1750/55)
und die darüber angebrachten Konsolspiegel der Rokoko-Zeit. Eine
mit Seidenpflanzen bestückte Jardinière, Tischchen, zierliche
Vasen und Uhren französischer und badischer Provenienz vervollständigen
das Bild dieses Raums. Die Wände des Vorzimmers des so genannten
Kaiserquartiers schmücken jetzt wieder die vier Tapisserien der
"Teniers-Serie", die wohl zu Beginn des 18. Jahrhunderts von den
Teppichwebern Jasper van der Borght und Hieronymus le Clerck aus
Brüssel gefertigt wurden. Sie zeigen in der oberen Bordüre das
Wappen des Hauses Pfalz-Neuburg und können somit dem Besitz Kurfürst
Johann Wilhelm von der Pfalz zugeschrieben werden. Die Stücke
gelangten nach Schloss Düsseldorf, aus dem sie der Erbnachfolger
des Kurfürsten, Carl Philipp von Pfalz-Neuburg, 1731 nach Schloss
Mannheim bringen ließ, um hier das Audienzzimmer der Kaiserin
zu schmücken. 1806 kamen die "Teniers-Teppiche", nun vier an der
Zahl, in das Speisezimmer, das später in "Roten Saal" umbenannt
wurde und verblieben hier bis zum Ersten Weltkrieg. Auch der
Coursaal weist seit heute keine nackten Wände mehr auf: Die Textilrestauratorin
Diane Lanz und ihre Kolleginnen hängten den letzten Wandteppich
der "Jason und Medea-Serie" im ehemaligen Zweiten Vorzimmer auf.
Die vier Tapisserien "Medeas Rache", "Medeas Flucht", "Jasons
Vermählung" und "Die aufgehende Drachensaat" gehören zu einer
insgesamt siebenteiligen Serie, die nach Entwürfen von Jean-Francois
de Troy, Pariser Gobelin-Manufaktur, aus der Zeit von 1744 - 1746
in den Jahren zwischen 1762 und 1767 in den Hautelisse-Manufakturen
von Michel und Jean Audran sowie von Pierre-Francois Cozette hergestellt
wurden. 1780 soll die Serie vom französischen König an den Straßburger
Fürstbischof, Kardinal de Rohan, verschenkt worden sein. Die übrigen
drei Wandteppiche werden zusammen mit dem Marc-Anton-Teppich wieder
den Thronsaal schmücken, wenn die momentan noch laufenden Arbeiten
an der Stoffbespannung des Baldachins und der Rückwand mit rotem
Seidensamt und Silberlitze abgeschlossen sind.
Auch der Countdown für das Veranstaltungsprogramm 2007 geht in
die letzte Runde. Eine Fülle von spannenden Veranstaltungen mit
berauschenden Schlossfesten, interessanten Sonderführungen, hochkarätigen
Konzerten, kunstwissenschaftlichen Vorträgen und unterhaltsamen
Nachmittagen mit Aktionen für Groß und Klein finden jetzt schon
großen Anklang und werden bereits vorbestellt.
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