7.4.07
Restaurierter
romanischer Kruzifixus zu Karfreitag wieder in der Frauenkirche
in Markgröningen-Unterriexingen
Zwei Jahre und vier Monate wurde der bedeutende romanische Kruzifixus
aus der Frauenkirche in Markgröningen-Unterriexingen im Landesamt
für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart restauriert.
Die über 800 Jahre alte monumentale Holzskulptur hatte durch die
Durchfeuchtung der Unterriexinger Kirche erheblichen Schaden genommen
und durfte noch vor Ostern am 21. März 2007, nachdem sie über
ein Jahr lang im Stuttgarter Landesmuseum Württemberg ausgestellt
war, an ihren ursprünglichen Platz im Chorbogen der Frauenkirche
Unterriexingen zurückkehren. 1999-2003 waren der Kircheninnenraum
saniert und die historischen Putze, die Chorausmalung sowie zahlreiche
Grabdenkmäler konserviert worden. Karl Magnus Graf Leutrum, Eigentümer
des Kruzifixus, Pfarrer Jochen Hägele und Architekt Gerhard Schmid
ließen es sich nicht nehmen, sich vom Abschluss der gelungenen
Kampagne selbst zu überzeugen. Eine Besichtigung der geschlossenen
Kirche ist im Rahmen von Führungen möglich. Auskünfte darüber
können über die Stadtverwaltung Markgröningen (Tel.: 07145 - 130)
eingeholt werden.
1875 erwarb Gerhard Freiherr Leutrum von Ertingen die Frauenkirche
in ruinösem Zustand und restaurierte sie in den Jahren darauf
als Grablege für seine Familie.
1891, inzwischen in den Grafenstand erhoben, erstand er das hölzerne
Triumphkreuz aus der Dorfkiche zu Ertingen und ließ es im Chorbogen
der Frauenkirche in Unterriexingen aufhängen.
Der lebensgroße Corpus aus Pappelholz
datiert aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, das Kreuz ist neueren
Datums. Zwei Restaurierungsmaßnahmen aus jüngerer Vergangenheit
sind archivalisch überliefert. Bei der ersten um 1891 erhielt
der Corpus eine komplette Neufassung mit Krone und Nimbus in historisierendem
Stil. Beim zweiten bekannten Eingriff 1960 kam es zur vollständigen
Entfernung von Bemalung und Nimbus. So erklärt sich die heutige
Holzsichtigkeit der Skulptur. Die Krone wurde damals nach dem
Vorbild der Grabkronen Kaiser Konrads II. und Kaiser Heinrichs
III. im Dom zu Speyer ersetzt. Über weiter zurückliegende Eingriffe
lagen den Restauratoren keine gesicherten Erkenntnisse vor. Doch
die für die Zeit vor 1200 noch üblichen, ursprünglich parallel
ausgerichteten Füße müssen bereits vor 1891 abgesägt und übereinander
gelegt worden sein, wie eine vor diesen Eingriff datierbare Aufnahme
belegt. Aufgrund der kunstgeschichtlich herausragenden Bedeutung
des Kruzifixus wurde er in das Restaurierungsatelier des Landesamtes
für Denkmalpflege nach Esslingen gebracht. In enger Zusammenarbeit
mit dem Institut für Technologie der Malerei, Studiengang "Restaurierung
und Technologie von Gemälden und gefassten Skulpturen", an der
Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, erfolgte
eine eingehende Untersuchung mit Bestandsaufnahme der vorliegenden
Substanz. Das daraus entwickelte Restaurierungskonzept wurde von
einer Studentin für Skulpturenrestaurierung unter Anleitung von
Fachrestauratoren des Landesamts für Denkmalpflege umgesetzt. Die
Aufgabe bestand darin, die über Jahrzehnte aufgebauten Schmutzbeläge
und einen in der Vergangenheit dick aufgetragenen, die Oberfläche
entstellenden Wachsfirnis zu entfernen. Ebenfalls abgenommen wurden
zu groß geratene Retuschen und Holzkittungen der Vorgänger auf
intakten Oberflächen. Salzausblühungen beeinträchtigten das Erscheinungsbild
in erheblichem Ausmaß. Sie rührten vermutlich vom Eingriff des
Jahres 1891 her, als die Skulptur in Lauge getaucht wurde, um
die Farbschichten zu entfernen. Bei der Restaurierung wurde die
Skulptur mit demineralisiertem Wasser und stark saugenden Mikroporenschwämmen
erfolgreich entsalzt. Durch Kittung und Retusche auffälliger Fehlstellen
und Farbtonabweichungen wurde wieder eine einheitliche Gesamterscheinung
erzielt. Zur Dokumentation der Maßnahme hat das Landesamt für
Denkmalpflege ein Faltblatt und einen Beitrag in der Zeitschrift
"Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege",
Heft 1/2007, S. 32-41 herausgegeben. Bezug über: Landesamt für
Denkmalpflege Öffentlichkeitsarbeit Berliner Str. 12 73728 Esslingen Fax
0711-90445249 Abteilung11@rps.bwl.de
Bild: Landesamt für Denkmalpflege
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