17.10.06
Arbeitskreis
Heimatpflege in Stuttgart zeichnet ehrenamtliches Engagement aus
Andriof:
Ehrenamtliches Engagement wichtig für die Gesellschaft
Regierungspräsident
Dr. Udo Andriof und der Vorsitzende des Arbeitskreises Heimatpflege,
Landtagsabgeordneter Hans Heinz, haben am Montagabend, 16. Oktober
2006, gemeinsam die Ehrennadel des Arbeitskreises Heimatpflege
im Regierungsbezirk Stuttgart an Personen, die sich der Heimatpflege
in besonderer Weise verdient gemacht haben, verliehen. "Ehrenamtliches
Engagement wird oft unterschätzt, übersehen oder als selbstverständlich
hingenommen. Dabei funktioniert vieles in unserer Gesellschaft
nur, weil es Menschen gibt, die mehr tun als sie müssten", so
Andriof. Dieses Engagement nützt allen, auch den Ehrenamtlichen
selbst. "Wissenschaftliche Untersuchungen weisen nach, dass Menschen,
die sich engagieren, zufriedener sind und eine positive Einstellung
zum Leben haben."
In diesem
Jahr zeichnet der Arbeitskreis Heimatpflege im Regierungsbezirk
Stuttgart e.V. bereits zum fünften Mal Personen aus, die sich
auf lokaler oder regionaler Ebene auf vielfältige Weise in der
Heimatpflege engagiert haben.
Gerade in
Zeiten fortschreitender Globalisierung sei die Heimat das Fundament,
das Halt und Orientierung gebe und sozialen Zusammenhalt erfahren
lasse. Andriof weiter: "Niemand darf Heimat für sich allein reklamieren.
In einem Europa der Nationen finden auch ausländische Mitbürger
hier ihre Heimat und tragen zur kulturellen Vielfalt in unserem
Land bei. Die Integration der bei uns lebenden Ausländer ist eine
große gesellschaftliche Aufgabe und kann nur dann gelingen, wenn
diese sich hier heimisch fühlen, ohne zugleich ihre eigenen Werte,
ihre kulturelle Identität aufgeben zu müssen."
Die in diesem
Jahr verliehene Auszeichnung erhalten Frau Andrea Muckenfuß, Winterbach,
Herr Hans-Peter Bühler, Nürtingen, Herr Wilfried Hünemörder, Herrenberg,
Herr Helmut Kuhn, Heidenheim, sowie Herr Professor a.D. Konrad
Plieninger, Rechberghausen.
Im Rahmen
dieser Veranstaltung wurde außerdem Herrn Helmut Pfitzer aus Markgröningen
die Heimatmedaille Baden-Württemberg nachträglich überreicht.
Herr Pfitzer war an dem Termin zum Festakt der Verleihung der
Heimatmedaille am 07. September 2006 in Wertheim verhindert.
Herr Hans-Peter
Bühler (Nürtingen) identifiziert sich seit seiner Jugend mit
der heimatlichen Landschaft und Ökologie und war mit 17 Jahren
jüngster Nürtinger Stadtführer. Mit großem Einsatz hat er sich
für den Erhalt der historischen Kreuzkirche (1455), die seit 1986
für kulturelle Veranstaltungen genutzt wird, eingesetzt und eine
baugeschichtliche Studie über dieses Baudenkmal verfasst. Hans-Peter
Bühler trug wesentlich dazu bei, dass im Jahr 1983 die Fotoausstellung
"Bilder einer Stadt - Nürtingen damals und heute" in der Kreuzkirche
zustande kam. Bereits als Jugendlicher recherchierte er die Geschichte
der Juden in Nürtingen. Im Nürtinger Stadtmuseum organisierte
er eine große Sonderausstellung über das Schaffen des im Jahr
2000 verstorbenen Künstlers und Zahnarztes Dr. Anton Mayer. Das
Kochbüchle in gereimter Form "So mag i's" von Else Henle aus dem
Jahr 1892 überarbeitete er und gab es neu heraus. Seit Anfang
der neunziger Jahre entstanden bei den "Turmdichtern", wie sich
die Freizeitliteraten nannten und zu denen auch Hans-Peter Bühler
gehörte, vor allem Gedichte, die Hans-Peter Bühler unter dem Titel
"Dichterfahnen" herausgab.
Herr Wilfried
Hünemörder (Herrenberg)
erforschte die Geschichte von Herrenberg-Kayh und machte diese
bei verschiedenen Anlässen wie Vereinsfesten und naturkundlichen
Führungen publik. Verschiedene Festumzüge, u.a. der historische
Festumzug anlässlich der 800-Jahr-Feier von Kayh im Jahr 1990,
wurden von ihm federführend unter Darstellung der Geschichte,
der örtlichen Landwirtschaft und des Handwerks sowie des örtlichen
und regionalen Brauchtums organisiert. Seither werden im Zweijahresrhythmus
von der Arbeitsgemeinschaft der Kayher Vereine Dorffeste veranstaltet,
die stets unter historische Themen gestellt werden. Bei der Sanierung
und dem Umbau eines alten Bauernhäuschens zum Heimatmuseum war
er treibende und initiierende Kraft. Beim 1997 gegründeten Kayher
Heimatgeschichts- und Trachtenverein war Wilfried Hünemörder bis
2004 erster Vorsitzender. Als langjähriger Ortschaftsrat und Gemeinderat
hat sich Wilfried Hünemörder für die Sanierung der ehemaligen
Kelter aus dem Jahr 1708 eingesetzt. Diese ist heute als Bürger-
und Vereinshaus ein kultureller Mittelpunkt Kayhs.
Herr Helmut
Kuhn (Heidenheim an der Brenz) begann mit 19 Jahren seine Theaterlaufbahn
als Techniker und Schauspieler bei den Heidenheimer Volksschauspielen.
Er war stellvertretender Vorsitzender der Heidenheimer Volksschauspiele
und ist heute Ehrenvorsitzender. 1970 wurde er Vorsitzender des
Baden-Württembergischen Landesverbandes für Volksbühnenspiele
e.V.. Der Baden-Württembergische Landesverband für Volksbühnenspiel
und die Arbeitsgemeinschaft Spiel und Theater Nordbaden fusionierten
1972 zum Landesverband der Amateurtheater Baden-Württemberg e.V..
In seinen 34 Jahren als Vorsitzender und Präsident (bis 2004)
hat Helmut Kuhn den Landesverband der Amateurtheater Baden-Württemberg
e.V. zu einem Dachverband auf- und ausgebaut. Die Anzahl der Mitgliedsbühnen
ist auf fast 600 angewachsen. Helmut Kuhn war Vorsitzender des
Bundesbeirats im Bund Deutscher Amateurtheater und Vizepräsident
des Bundes. Seit vielen Jahren bringt sich Helmut Kuhn als Vertreter
des Landesverbandes der Amateurtheater im Vorstand des Arbeitskreises
Heimatpflege im Regierungsbezirk Stuttgart e.V. ein.
Frau Andrea
Muckenfuß (Winterbach)
ist seit ihrer Kindheit Mitglied im Schwäbischen Albverein und
war in der Ortsgruppe Sontheim-Heroldstatt lange Jahre Jugendleiterin
und Jugendtanzleiterin. Als 1988 der Volkstanzrat, heute Kulturrat,
im Schwäbischen Albverein ins Leben gerufen wurde, war Andrea
Muckenfuß das jüngste Mitglied. Seither setzt sie sich für die
Belange des Kulturbereiches im Schwäbischen Albverein ein. Sie
war maßgeblich an der Entwicklung eines Projektes zur Ausbildung
von jungen Tanzleitern beteiligt. Seit 2001 haben fast 100 Jugendliche
das Tanzleiterjugend-Zertifikat erhalten. Ihr Organisationstalent
und ihre Hilfsbereitschaft bringt Andrea Muckenfuß bei der Vorbereitung
des alljährlich in einer anderen baden-württembergischen Stadt
stattfindenden Albvereinsfestes ein. Sie ist hierbei maßgeblich
an der Gestaltung des Kulturprogramms beteiligt. Tanzgruppen des
Schwäbischen Albvereins sowie internationale Gastgruppen treten
hierbei auf verschiedenen Bühnen auf. Ein Konzert mit traditioneller
Musik gehört ebenso zum Programm wie der "Danz", auf dem alle
Teilnehmer traditionelle Tänze tanzen.
Herr Professor
a. D. Konrad Plieninger (Rechberghausen)
ist seit 1968 Mitglied des Geschichts- und Altertumsvereines Göppingen
e.V. und gehört dem Arbeitskreis "geschichte regional" an. Der
Arbeitskreis hat unter Mitwirkung von Konrad Plieninger mehrere
Arbeitshefte für den Geschichtsunterricht herausgegeben. Zu den
seit 1991 jährlich erscheinenden gemeinsamen Jahrbüchern der historischen
Vereine von Göppingen und Geislingen erarbeitet Konrad Plieninger
jeweils wesentliche Beiträge. Für den Arbeitskreis Heimatgeschichte
Rechberghausen wirkte er an dem Band über die Geschichte Rechberghausens
mit. Im Jahr 2002 hat Konrad Plieninger als ehrenamtlicher Archivpfleger
die Archivalien und Bücher des katholischen Pfarrarchivs Rechberghausen
geordnet, gesichtet und ein umfassendes Verzeichnis erstellt.
In zahlreichen Vorträgen und Studienfahrten hat er Interessierte
an seinen Forschungen und an neuen Erkenntnissen teilhaben lassen.
Konrad Plieninger setzt sich dafür ein, die vor fast 40 Jahren
stillgelegte untere Mühle als funktionierendes Denkmal wieder
Besuchern zugänglich zu machen.
Herr Helmut
Pfitzer (Markgröningen)
ist heute wohl einer der bekanntesten schwäbischen Mundartkünstler.
Seine Bandbreite reicht von poetischen Chansons bis zu humorvoll-satirischen
Texten über die schwäbische Mentalität. Helmut Pfitzer ist Schatzmeister
beim Schwäbischen Albverein und engagiert sich als Mitglied des
Kulturrats und Beauftragter für die Mundart. Auf seine Initiative
hin haben sich eine Vielzahl von Mundartbühnen etabliert, denen
er stets mit Rat und Tat zur Seite steht. Lange Zeit im öffentlichen
Leben unter Wert gehalten und oftmals verunglimpft, ist heute
hinsichtlich der Mundart eine Bewusstseinsentwicklung zu spüren:
man steht zu seinem Dialekt, hat keine Scheu ihn zu benützen,
ohne sich auf der anderen Seite damit von anderen elitär abgrenzen
zu wollen. Sein eigenes künstlerisches Wirken währt schon über
zwei Jahrzehnte. Er hat sich in verschiedenen Gruppen, aber auch
als Solokünstler im Mundartbereich einen Namen gemacht. Mit Reinhold
Hittinger zusammen bildet er das "Duo Aurezwicker". Mit seinem
sehr breiten Spektrum an musikalischen und literarischen Begabungen
hat er Lieder komponiert und Geschichten und Gedichte geschrieben.
[RP
Stuttgart]
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