7.5.07
Neue Sonderschau im Alamannenmuseum
Ellwangen:
Geschätzt - verehrt - gefürchtet: Damaszierte Schwerter des
frühen Mittelalters
ELLWANGEN (pm) - Ab 2.8.2007 werden im
Erdgeschoss des Ellwanger Alamannenmuseums drei Sondervitrinen zum
Thema „Damaszierte Schwerter der Alamannen„ gezeigt. Ausgestellt
sind einige "Highlights" des Landesmuseums Württemberg in
Stuttgart, darunter das Ringknaufschwert aus Niederstotzingen, die
Goldgriffspatha aus Sindelfingen und das wie ein Goldgriffschwert
gearbeitete Schwert aus Hemmingen. Erläutert wird die Technik des
Damaszierens, bei der weiches Eisen mit hartem Stahl verbunden
wird. Eine Besonderheit sind die so genannten "Schlangenschwerter"
des frühen Mittelalters. Die Sonderpräsentation unter dem Titel
„Geschätzt - verehrt - gefürchtet: Damaszierte Schwerter des
frühen Mittelalters“ ist bis zum 6. Januar 2008 im Alamannenmuseum
zu sehen.
Ab dem Beginn des 5. Jahrhunderts begannen
die Alamannen Südwestdeutschlands ihren männlichen Toten Waffen
mit ins Grab zu geben. Damit wurde Rang und Status des Bestatteten
als Krieger auch im Jenseits dokumentiert. Eine vollständige
Waffenausrüstung, bestehend aus Spatha, Lanze, Schild und Axt oder
Sax, konnten sich jedoch nur die Wohlhabenden leisten. Vor allem
der Spatha, dem zweischneidigen, eisernen Langschwert, kommt hier
eine besondere Bedeutung zu. Sie ist nicht nur Waffe, sondern auch
Rangabzeichen. Die mit einer Goldblechhülse am Griff versehenen
Waffen des späten 5. und frühen 6. Jh. repräsentieren die
gesellschaftliche Spitzenstellung ihrer Träger.
Diese Spathen waren jedoch keine prunkvollen
Attrappen! Als Spitzenprodukte frühmittelalterlicher Schmiedekunst
wurden sie in spezialisierten Werkstätten mittels einer
aufwendigen Technik, der Damaszierung, hergestellt. Dadurch gelang
es, scharfe und gleichzeitig elastische Klingen herzustellen.
Durch Ätzen und Polieren konnten die farblich abgesetzten
Schweißbahnen dann besonders zur Geltung gebracht werden. Da diese
Bahnen auf der Klinge wie „sich kräuselndes Gewürm“ erschienen
wurden damaszierte Klingen ‚wurmbunt’ genannt.
Die Wertschätzung dieser Waffen war so hoch,
dass die berühmtesten Exemplare mit eigenen Namen versehen wurden.
Allein aus der nordischen Überlieferung sind mehr als 150 solcher
Namen bekannt, wie beispielsweise „Balmung“, das Schwert
Siegfrieds, „Mimung“, das Schwert Wielands des Schmieds oder „Nägeling“,
das Schwert Beowulfs. Legenden rankten sich um die Wirksamkeit
einiger dieser Waffen und magische Vorstellungen waren mit ihnen
verknüpft. Im Rahmen dieser Schwertmagie sind auch die hier
ausgestellten Schwertperlen, Anhänger aus Bernstein, Glas,
Bergkristall oder Meerschaum zu sehen. Diese magischen Accessoires
waren in der Regel am oberen Teil der Schwertscheide befestigt und
sollten wohl die Wirksamkeit des Schwertes verstärken. Sie blieben
während des gesamten 6. Jh. in Mode und verschwanden im Laufe des
7. Jh. gleichzeitig mit den kunstvoll gestalteten Griff- und
Scheidenbeschlägen. Offenbar fallen zu dieser Zeit sowohl die
magischen Vorstellungen als auch die Statusaspekte einer
zunehmenden ‚Funktionalisierung’ des Schwertes zum Opfer.
Die Sonderschau mit Leihgaben des
Landesmuseums Württemberg in Stuttgart sowie aus Privatbesitz ist
zu den üblichen Öffnungszeiten und im Rahmen des üblichen
Eintritts zu sehen. Beim großen Museumsfest am 9. September wird
das Thema durch Vorführungen der Schwertgruppe „Lebendige
Schwertkunst” aus Rottenburg am Neckar weiter vertieft.
Geschätzt - verehrt - gefürchtet:
Damaszierte Schwerter des frühen Mittelalters
2.8.2007-6.1.2008
Alamannenmuseum Ellwangen
Haller Straße 9
73479 Ellwangen
Tel. 07961 / 969747
Fax. 07961 / 969749
alamannenmuseum@ellwangen.de
www.alamannenmuseum-ellwangen.de
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