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8.12.06

Barocker Glanz bei der großen Krippenausstellung in Schloss Ellwangen

Fürstliche Boten, tanzende Hofdamen, musizierende Spielleute - und der Heiland als Kirchenfürst: Manch einer wundert sich bei dieser Aufzählung, was das mit einer Krippe zu tun hat. Tatsächlich gehören diese Figuren alle zu einer der zahlreichen Krippenszenerien, die ab 10. Dezember im Schlossmuseum Ellwangen zu bewundern sind. Schloss Ellwangen - das ist ein Geheimtipp am östlichen Rand von Baden-Württemberg. Das hinreißend gelegene Renaissance-Schloss über der historischen Residenzstadt ist eine Entdeckung wert.

Das Prunkstück der Krippen-Ausstellung stammt bereits aus dem 18. Jahrhundert und wurde von keinem geringerem als dem geistlichen Herrscher von Ellwangen, dem Fürstpropst, in Auftrag gegeben. Es umfasst über 100 verschiedene, zwischen 20 und 30 cm große Figuren: Himmlische Heerscharen in barocker Gewandung verkünden die Geburt Jesu. Die Weisen aus dem Morgenland knien vor dem Kind und seiner Mutter. Dem heiligen Geschehen gegenüber befindet sich Bethlehem als typische deutsche mittelalterliche Stadt. Mächtige Türme, Stadttore, Fachwerkhäuser und eine schützende Mauer erinnern an die Stadt Ellwangen. Ziel des Kirchenfürsten war es, der einfachen Bevölkerung, die damals nicht lesen konnte, die Biblische Botschaft bildlich darzustellen.

Bemerkenswert: die große Liebe zum Detail, mit der die Krippe gearbeitet ist. Das Miniaturgeschirr ist aus echtem Zinn und Porzellan, die Tischchen barock geschnitzt und mit Blattgold überzogen, die Gewänder aus Brokat, Seide und Damast gefertigt. En miniature sieht man hier ein originalgetreues Spiegelbild eines fürstlichen Hofes im Barockzeitalter!

Spannend ist auch die Geschichte der Krippe selbst: Nach der Säkularisation im Jahr 1803 und der Auflösung des geistlichen Fürstentums erwarb sie der Ellwanger Künstler Anton Stubenvoll - bei einer Schlossauktion! Damit rettete er sie vor dem Untergang. Davor hatten die Kinder des jüngsten Bruders von Napoleon, Jerome Bonaparte, mit den kostbaren Figuren gespielt. Denn die Familie Bonaparte bewohnte von 1815 bis 1816 das Schloss. Nach einigen Wirren im 2.Weltkrieg kam die kostbare Krippe endlich in sichere Hände: das Landesmuseum Württemberg in Stuttgart sorgte für eine gründliche Restaurierung, bevor die Miniaturen ins Ellwanger Schlossmuseum zurückwanderten.

Neben dieser einzigartigen Krippe sind in der Ausstellung "Krippen im Schloss - Kommt, lasst uns sehen!" vom 10.12. 2006 bis zum 14. 1. 2007 im Thronsaal des Ellwanger Schlosses zahlreiche weitere Exemplare zu betrachten. Die Ausstellung vermittelt die lange Krippentradition auf der Ostalb. Dabei sind auch ganz originelle Darstellungen zu sehen, wie beispielsweise eine aus Gartengeräten gestaltete Krippe. Die Bandbreite jedenfalls ist groß und reicht von einer "Arme-Leute-Krippe" bis zu Werken bekannter Künstler aus dem Raum Ellwangen. Ein abwechslungsreiches Programm an Führungen und Begleitveranstaltungen rundet die Ellwanger Weihnachtsausstellung im Schloss ab.

Informationen:
Schlossmuseum Ellwangen
Schloss 12
73479 Ellwangen
Tel: 0 79 61 / 5 43 80
Fax: 0 79 61 / 96 93 65
E-Mail: info@schlossmuseum-ellwangen.de
www.schlossmuseum-ellwangen.de

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 14 - 17 Uhr
Samstag: 10 - 12 und 14 - 17 Uhr
Sonn- und Feiertag: 10.30 - 16.30 Uhr
(Änderungen vorbehalten!)

 

 

 
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