"Ich habe
nun den Ort ausgelesen, wohe meine residentz hinkommen solle (…),
es ist zu Bruchsal…" schrieb Damian Hugo von Schönborn am 9.
März 1720 an seinen Bruder. Zwei Jahre später erfolgte die Grundsteinlegung
des Schlosses. Es wurde zu einem der prächtigsten Barockschlösser:
mit dem berühmten Treppenhaus von Balthasar Neumann, den phantastischen
Stuckdekorationen von Johann Michael Feichtmeyr und den wunderbaren
Deckenbildern von Johann Zick. Am 19. September jährt sich der Geburtstag
des Erbauers Fürstbischof Damian von Schönborn zum 330. Mal.
Hugo Damian bot aufgrund seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten
die besten Voraussetzungen, um die Residenzgründung und den Verwaltungsaufbau
im kriegsgeschundenen Land mit glücklicher Hand zu betreiben.
Er stammte aus einer einflussreichen Familie, die zu den baufreudigsten
Geschlechtern seiner Zeit gehörte. Er erhielt eine strenge, tief
religiöse Erziehung, war jedoch zunächst nicht für die geistliche
Laufbahn vorgesehen. Nach Studien in Würzburg, Mainz und Rom war
er in diplomatischen Missionen für den Wiener Hof unterwegs. 1719
erfolgte seine Wahl zum 76. Fürstbischof von Speyer.
In der
mehr als zwanzigjährigen Regierungszeit widmete er sich völlig
dem Aufbau seines Bistums, das durch den Pfälzischen und Spanischen
Erbfolgekrieg sehr gelitten hatte. Durch zähen Fleiß, durch Sparsamkeit
und durch seine starke Führungspersönlichkeit gelang es ihm in
seiner Regentschaft, das Fürstentum aus dem Niedergang des 17.
Jahrhunderts in ein blühendes, wirtschaftlich und politisch gesundes
Gemeinwesen empor zu führen. Er verhalf der Region zu einer florierenden
Wirtschaft, modernisierte die Verwaltung und führte die Schulpflicht
ein.
Die Errichtung der Bruchsaler Residenz lag ihm aber besonders
am Herzen. Sein Bildnis ist in der Kuppel des Treppenhauses verewigt:
als selbstbewusster Barockfürst und Bauherr präsentiert er den
Grundriss seines Schlosses. Mit dem Standort Bruchsal ging der
Inhaber geistlicher und weltlicher Macht den ständigen Auseinandersetzungen
mit der protestantischen Reichsstadt Speyer aus dem Weg.
Schönborn
verstarb am 17. August 1743. Sein Lebenswerk wird in seiner Trauerpredigt
mit den markanten Worten umschrieben: "... muros et mores aedificavit"
- "Die Mauern und die Sitten hat er aufgebaut".
In seiner Residenz
ist derzeit die Ausstellung "Historische Ansichten - Glanzvolle
Aussichten" zu sehen. Es werden historische Fotografien gezeigt,
die den Zustand der Innenräume aus der Zeit vor der Zerstörung
im Jahr 1945 dokumentieren. Sie gehören zu den ersten Aufnahmen
dieser Art überhaupt. Originale Möbel, Tapisserien und Gemälde
erlauben einen direkten Vergleich mit den entsprechenden Fotografien.
Die Ausstellung ist noch bis 5. November 2006 in Schloss Bruchsal
zu sehen.