Fotografien aus der Sammlung F.C. Gundlach
Diese
Ausstellung verändert den Blick auf die Modefotografie:
Anhand von nahezu 400 Fotografien von 100 Fotografen aus
dem Zeitraum 1843 bis 2006 zeigt sie auf, daß Modefotografie
mehr ist als das Abbildung von Bekleidung. Ja, so ist die
These dieser Ausstellung, dass vielmehr jedes Foto von einem
Menschen seinem Wesen nach immer auch ein Modefoto ist.
Und
so beginnt die Ausstellung "MODE:BILDER" im NRW-Forum mit
den kostbaren Aufnahmen von Robert Adamson aus der Frühzeit
der Fotografie; einer Inkunabel der Fotografie-Geschichte.
Adamson fotografierte im Jahre 1843 über 450 schottische
Geistliche die sich in einem aufständischen Akt von der
Church of England lossagten und die Free Church of Scotland
gründeten. Diese Einzelfotos benutzte der Maler Octavius
Hill als Vorlagen für ein Gemälde das eben diese Versammlung
der Abtrünnigen darstellt. Diese Fotografien sind nicht
nur das erste Mal, daß Fotografie als Vorlage für Malerei
diente es ist auch die Typologie eines Berufsstandes und
einer Generation Mitte des 19. Jahrhunderts: sie sagen alles
aus über Mode und Gestus der dargestellten "Fotomodelle".
Dem Sinn nach ist es Modefotografie.
Es folgen in rascher Abfolge Fotografien der Belle Epoque,
der 20er und 30er Jahre in Deutschland, ...Fotografien von
Künstlern, wie Wols (Otto Wolfgang Schulze, einem Wegbereiter
des Informel) treffen auf Fotografien von Schaufenstergestaltungen
von Peek & Cloppenburg; Aktaufnahmen treffen auf Freikörperkultur,
Mode ist hier nur noch in Haltung und Haar zu erkennen,
und schließlich schließt die erste Hälfte der Ausstellung
mit den großartigen schwarz-weiß-Aufnahmen von Richard Avedon.
Mit ihm endet die Epoche der Elegance ...
... um dann
im zweiten Teil der Ausstellung fortzufahren mit den voyeuristischen,
berührenden, bahnbrechenden Aufnahmen von Guy Bourdin. Ein
Gegenpol, mit dem eine neue Epoche beginnt, die Epoche der
Exzentrik und der expliziten Bildsprache. Moden und Modefotografien
reflektieren Zeitzeugenschaft, sie sind Momentaufnahmen
einer Zeit und spiegeln das Lebensgefühl einer jeden Generation
wider. Sie sind die wichtigste Komponente unserer non-verbalen
Kommunikation, ihre einzige Konstante ist der Wechsel in
Permanenz. Der Modefotograf muß genauso wie der Modeschöpfer
Trends antizipieren, Intentionen visualisieren und das möglichst
in Bildern, mit denen sich Frauen und Männer - bewußt oder
unbewußt - identifizieren. Die Ausstellung "MODE:BILDER"
befreit den Begriff der Modefotografie aus seiner Verengung.
Gezeigt werden nicht die Konjunkturen von Textilien, Couturiers,
Models und der sie begleitenden oder interpretieren den
Fotografen. Ziel ist es vielmehr zu zeigen, wie das Genre
sich ständig verändert und sich strengen Kategorisierungen
entzieht. Die Ausstellung trägt damit einer Entwicklung
innerhalb der Mode selbst Rechnung: Wer sie heute noch mit
den Kategorien von Schönheit und Eleganz zu erfassen versucht,
wird scheitern. Die Ausstellung dokumentiert die Mode
als integralen, als substantiellen Bestandteil unseres
Lebens. Sie zeigt die mannigfaltigen Facetten von Mode,
jenseits der Schutzfunktion von Kleidung vor Kälte und Hitze.
Moden bestimmen unser Leben mehr, als wir es vielleicht
bemerken, wahrnehmen oder zuzugeben bereit sind. Die Auswahl
der fast 400 Werke von 100 Fotografen über den Zeitraum
vom 1843 bis 2006 beansprucht keineswegs einen repräsentativen
Überblick über 160 Jahre Modefotografie zu geben. Sie ist
ein subjektives Extrakt der Sammlung F.C. Gundlach - geprägt
von der ganz persönlichen Sicht des Sammlers und Kurators,
getroffen unter der bereits eingangs erwähnten These, daß
Modefotografie viel mehr ist als die Reproduktion eines
Kleides. Ein weiterer Schwerpunkt der Sammlung wie auch
in der Ausstellung sind die Fotografien der Moden, so wie
sie sich auf der Straße, dem "Catwalk der Öffentlichkeit",
präsentieren. Darüber hinaus zeigt die Ausstellung, wie
der Sammler konstant sein Konzept veränderte, andere Schwerpunkte
setzte und auf gesellschaftliche Veränderungen reagierte.
Was einmal 1975 mit dem Erwerb eines Abzugs von Ansel Adams
"Hernandez Moonrise" begann, setzte sich über viele Inkunabeln
der Photographie fort bis hin zum anonymen Bild oder Amateurfoto,
die im Kontext der Sammlung und in der Vorstellung des Sammlers,
eine neue und andere Bedeutung erfahren. "MODE:BILDER"
zeigt unter anderem Arbeiten der Künstler und Fotografen
Hill und Adamson, Madame d´Ora, George Hoyningen-Huene,
Yva, Regina Relang, Irving Penn, Richard Avedon, Guy Bourdin,
Robert Mapplethorpe, George Platt-Lynes, Will Mc Bride,
David LaChapelle, Herlinde Koelbl, Peter Lindbergh, Martin
Kippenberger, Jürgen Klauke, Bernhard Prinz, Wols, Wolfgang
Tillmans, Merry Alpern. Die Ausstellung wurde von F.C.
Gundlach 2006 anläßlich seines 80. Geburtstags unter dem
Titel "The Heartbeat of Fashion" kuratiert und im gleichen
Jahr erstmals in dem "Haus der Photographie" der Hamburger
Deichtorhallen gezeigt. Die umfangreiche Sammlung von F.C.
Gundlach bildet den Grundstock des von ihm mit gegründeten
"Haus der Photographie" in den Hamburger Deichtorhallen. Für
Düsseldorf wurde die Ausstellung vom NRW-Forum neu arrangiert.
"Die Ausstellung ist für das NRW-Forum von großer Bedeutung,
beinhaltet Sie doch vieles, was wir bereits ausgestellt
haben - oder noch gerne ausstellen möchten. Sie ist eine
Quintessenz unserer Auseinandersetzung mit der Modefotografie",
faßt Werner Lippert vom NRW-Forum seine Faszination für
die Sammlung von F.C. Gundlach zusammen. Die Ausstellung
"MODE:BILDER" wird gesponsert vom Modelabel Luisa Cerano,
das am 9. Februar 2007 mit einer Charity-Foto-Auktion sein
10-jähriges Bestehen feiert; Partner der Ausstellung sind
Vogue und ERCO. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog:
311 Seiten, 4-farbig, Hardcover, Euro 48,00. Erhältlich
im Museumsshop oder im webshop des NRW-Forums unter www.nrw-forum.de
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