Schwerpunktthema

Industrie und Technik

Eisenbahnfieber

Badens Aufbruch ins Eisenbahnzeitalter

N&N 1/96

Schnelligkeit der Dampfwagen

Folgende Zusammenstellung schneller Bewegung ist, obgleich auf nur ungefähren Angaben beruhend, doch interessant, indem sie ungefähr die Stelle anzeigt, welche die Geschwindigkeit der Dampfwagen einnimmt.
 
Eine Extrapost legt zurück in der Stunde 7 Fuß
Eine Krähe 32 Fuß
Ein Dampfwagen 40 Fuß
Ein Zug wilder Gänse 120 Fuß

Demnach hat man mit dem Dampfwagen die Schnelligkeit der Krähe bereits übertroffen und es verlohnt die Mühe des Fliegens nicht mehr.

aus dem nachfolgend besprochenen Band

Satire, Zukunftsängste und hoffnungsvolle Erwartungen lagen hier sehr eng beieinander. Es war das Eisenbahnfieber, das Baden nur sehr allmählich ergriffen hatte: Zwar waren schon 550 km Schienen in Deutschland verlegt, und die Diskussionen im "Eisenbahnlandtag" von 1838 beschäftigten sich sehr gründlich mit allen Gefahren und Konsequenzen von Handeln und Nicht-Handeln – als aber der badische Staat den Bau der Eisenbahn auch am Oberrhein beschloß, war der Grundstein gelegt für die bis dahin längste Strecke in Staatsregie. Eine fundierte Darstellung aus dem Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim bringt Licht in die Frühzeit des staatlichen Eisenbahnbaus zwischen Mannheim und Konstanz. Vier Fachleute beschäftigen sich darin mit den politischen, technischen, sozialen und industriellen Aspekten des Eisenbahnwesens.

Den Anfang machte die am 12. September 1840 eröffnete "Probestrecke" zwischen Mannheim und Heidelberg, die auch gleich den Ansatz für politische Lösungen forderte: Wollte man das badische Schienennetz nicht an den Landesgrenzen enden lassen, sondern Anschluß an die große Welt der Zollfreiheit finden, waren Verträge und Kompromisse mit den Nachbarn nötig. Für Nordbaden wichtig war hier der im Staatsvertrag von 1843 vereinbarte Anschluß von Mannheim und Heidelberg über Friedrichsfeld an die hessische Main-Neckar-Bahn, die aber - wegen unterschiedlicher Spurweite - auf eigenem Bahnkörper und in Heidelberg auch mit eigenen Bahnhofsanlagen nach Baden geführt wurde.

Das Buch veranschaulicht die ersten Jahrzehnte des badischen Bahnbaus in Wort und Bild, es stellt die Initiatoren des Bahnbaus vor, wie z.B. den Staatsrat Karl Friedrich Nebenius, und berichtet ausführlich über die zeitgenössischen Erwartungen und Vorstellungen gegenüber dem neuen Verkehrsmittel, das ganz in traditionellen Wortmustern als "Dampfroß" bezeichnet wurde. Mit reichhaltigem Quellen- und Bildmaterial schildern die Autoren Planung, Bau und Betrieb der Eisenbahn, die Reaktion der zeitgenössischen Öffentlichkeit und die Auswirkungen der Eisenbahn auf Wirtschaft und Gesellschaft.


Wolfgang von Hippel/ Joachim Stephan/ Peter Gleber/ Hans-Jürgen Enzweiler: Eisenbahnfieber. Badens Aufbruch ins Eisenbahnzeitalter. 328 S. mit 220 Abb. Ubstadt-Weiher: verlag regionalkultur, 1990
Für weitere Fragen des Ausbaus der badischen Eisenbahnen, vor allem über die Badische Neckartalbahn über Meckesheim und Aglasterhausen nach Mosbach oder über die Strecke Heidelberg - Schwetzingen - Speyer informieren will, sei auf das folgende Werk verwiesen:


Mihailescu, Peter-Michael, Michalke, Matthias: Vergessene Bahnen in Baden-Württemberg. 1985


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