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Der Stadtherr und seine Stadt:

Bischof Burchard von Worms, 1000 - 1025

Ausstellung im Museum der Stadt Worms

Vor eintausend Jahren trat der Mann sein geistliches Amt an, dem Worms eine hohe Blütezeit seiner städtischen Entwicklung verdankt: Bischof Burchard, zu der Zeit vermutlich um die 35 Jahre alt, Mitglied einer der führenden Adelsfamilien im nordhessischen Raum mit Besitz und Herrschaftsrechten an der oberen Eder, vermutlich am Stift St. Florin in Koblenz ausgebildet, seit 993 im Umkreis des Mainzer Erzbischofs Willigis, 995 Propst des Mainzer Kollegiatsstifts St. Viktor, Mitglied der königlichen Hofkapelle - einer Art Verwaltungshochschule des Reiches - und mit hohen Verwaltungsaufgaben im Mainzer Erzstift betraut.
997 schließlich wurde er zum Priester geweiht. Nach kurz aufeinanderfolgendem Tod von drei Anwärtern auf dfen Wormser Bischofsstuhl erhielt Burchard schließlich im März/April des Jahres 1000 von Kaiser Otto III. die Investitur in das Bistum Worms, wohl unter entscheidendem Einfluss seines Mentors, des Mainzer Erzbischofs Willigis.

Schnell war für den jungen Bischof die Notwendigkeit deutlich, „seine" Stadt samt ihrer Verteidigung neu zu organisieren - so zumindest die nach Buchards Tod verfasst Vita, die Lebensbeschrei-bung des Bischofs. Sie stellt die Zustände im Worms der Jahrtausend-wende in den schwärzesten Farben dar: „Denn nicht als Wohnstätte für Menschen, sondern als Schlupfwinkel für wilde Tiere, besonders Wölfe, war sie geeignet. ... Zuletzt verließen gar die Bürger die verödete Stadt, zogen alle außerhalb der Stadtmauer und bauten dort Häuser..." Hier spricht freilich die bischöfliche Propaganda, denn innerhalb der Stadt war zu jener Zeit immer noch die traditionelle Macht wirksam: die herzogsgleiche Macht der Salier, die geradezu die „Herzöge von Worms" genannt wurden.

Mosaikfußboden des Burcharddoms, um 1020
Ihre Herrschaft in der Stadt nennt die Vita des Bischofs eine „lange und ungerechte Herrschaft" und ihr Ende wird allein als das Verdienst des Bischofs Burchard dargestellt. Die historische Forschung indessen begreift den Abzug der Salier aus Worms, den der Bischof mit der Niederlegung der Burg und der Gründung des St. Pauls-Stifts („mit demselben Bauholz und denselben Steinen") feierte, als einen politischen Ausgleich und damit als einen Schachzug der Salier, der eher die Übernahme des Königtums zwei Jahrzehnte später vorbereiten half.

Das ist der Rahmen, den die Ausstellung des Wormser Stadtarchivs im Andreasstift in Worms beschreibt: Die Topografie der Stadt am Beginn des 11. Jahrhunderts, das Wirken des Bischofs Burchard und die Rekonstruktion der kirchlichen Gebäude, die die Stadt seit jener Zeit prägen. Burchard scheint dem Vorbild der Heilgen Stadt Rom folgend seine Bischofskirche mit einem Kranz vornehmer Pfarr- und Stiftskirchen umgeben zu haben, wie es zur gleichen Zeit in Lüttich, Verdun und Konstanz als Bauprogramm verwirklicht wurde. Das sind die Stiftskirchen von St.Paul, St. Andreas, St. Martin innerhalb der Mauern und St. Cyriakus und St. Amandus vor den Mauern. Dazu gehört auch die romanische Kirche St. Peter in Hochheim mit ihrer auf Bischof Burchard als Bauherren zurückführbaren Krypta. Erst im 13. Jahrhundert wurde diese geistliche Sdtruktur durch neue Gründungen erweitert.

Das ausführliche Begleitbuch zur Ausstellung stellt zunächst die geschichtlichen Grundlagen der Burchard-Zeit dar und beschreibt anschließend die in der Ausstellung gebotenen Einzelstücke. Der Bogen spannt sich dabei von den ersten Zeugnissen des Christentums in der Stadt, dem Christogramm auf der Balkenkopfzier eines römischen Reisewagens über die Funde aus den Saliergräbern im Dom und Modellen der Wormser Kirchen bis hin zum städtischen Leben in der Bischofsstadt, an dem auch die Juden einen gehörigen Anteil hatten.

Wesentlicher Be-standteil der Ausstellung aber ist eine virtuelle Rekonstruktion des Doms, der auf Bischof Burchard zurückgeht und in seinen Strukturen bis heute fortbesteht. Er steht natürlich als das herausragende Bauwerk der Stadt im Mittelpunkt der Ausstellung, wird als dreidimensionales Computermodell präsentiert und im Begleitbuch ausführlich dokumentiert.

Dieser Darstellung der Exponate schließt sich im Begleitbuch ein „Rundgang durch das romanische Worms" an, der in 14 Stationen zwischen dem Dom und der Bergkirche St.Peter im Stadtteil Hochheim die Monumente beschreibt, die das Worms des 11. und 12. Jahrhunderts charakterisierten.

11. 3. bis 1.10. 2000, Andreasstift Worms

Di. - So. 10 - 17 Uhr

Das Begleitbuch

„Bischof Burchard 1000 - 1025 - Tausend Jahre Romanik in Worms"

ist im Verlag des Stadtarchivs erschienen. ISBN 3-9806754-1-6

Die Bilder: (beide Abb. aus dem Begleitheft)

Saliergräber bei der Freilegung 1905

Rekonstruktion des unter Bischof Burchard erbauten Doms ( asb baudat Bensheim)

Badische Heimat e.V.
Bezirksgruppe Bergstraße - Neckartal (Heidelberg)

 


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