Die beiden Staatsporträts der Herzogin und des Herzogs von Orléans
sind nach umfangreichen Restaurierungen nun wieder im Rastatter
Schloss zu besichtigen. Die großformatigen Gemälde, deren reich
vergoldete Rahmen die Bourbonenlilie bekrönt, bezeugen eindrucksvoll
die Verbindung, welche im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts
als "eine der ganz großen Allianzen in Europa" gefeiert wurde.
Der Maler der Gemälde ist Simon Alexis Belle (Paris 1674-1784),
der in Paris vornehmlich mit Bildnisaufträgen für den französischen
und polnischen Hof gearbeitet hat. Im Mercure de France, der zeitgenössischen
Pariser Zeitung, ist nachzulesen, dass seine beiden Porträts des
Herzogs und der Herzogin von Orléans im Jahr 1725 bei der Jahresausstellung
der französischen Akademie ausgestellt waren. Die Schau im Louvre
war den besten zeitgenössischen Porträtisten gewidmet. Die charakteristischen
Merkmale der höfischen Porträts, wie sie uns aus den Porträts
seines Lehrers Francois Troy, aber auch von Hyacinthe Rigaud,
dem Hofmaler des Sonnenkönigs und dem von den Orléans so geschätzten
Nicolas de Largillière bekannt sind, zeichnen auch die beiden
Rastatter Porträts aus. Die Darstellung des Rangs der Porträtierten
ist das Hauptanliegen. Der blau samtene Mantel mit den goldbestickten
Bourbonenlilien kennzeichnet die geborene markgräfliche Prinzessin
als Mitglied der königlichen Familie genauso, wie wir es z. B.
aus Bildnissen der Lieselotte von der Pfalz, der Großmutter ihres
Gemahls, kennen. Die Vorstellung des Herzogs Louis als Feldherrn
entspricht dem damaligen Bildtypus repräsentativer Fürstenporträts
in der Zeit des Sonnenkönigs.
Die Bilder des herzoglichen Paares waren vermutlich ein Geschenk
für Sibylla Augusta, um damit die glanzvolle Verbindung des Hauses
Baden mit Frankreich den fürstlichen Schlossbesuchern zu vergegenwärtigen.
Da am 13. Mai 1725 der erste Sohn des Herzogpaares geboren wurde,
könnte das prächtige Geschenk aus Anlass der Geburt des ersten
Erben des Hauses Orléans nach Rastatt gekommen sein. Auf eine
solche Vorstellung verweist jedenfalls auch die Nachricht in einem
Brief der jungen Herzogin, die Sibylla Augusta ein Bildnis ihres
Sohns in die Heimat schicken wollte.
Die Präsentation der Prunkgemächer in der Beletage der Barockresidenz
Rastatt wird mit der Rückkehr der Gemälde an ihren ursprünglichen
Ort um eine bedeutende Attraktion reicher. Die Staatsporträts
der Herzogin von Orléans und ihres Gemahls Louis von Orléans bringen
ein historisches Ereignis von europäischer Tragweite in Erinnerung.
Der prächtige Verweis auf Paris erinnert den Kunstfreund aber
auch an die vielfältigen französischen Einflüsse, Anregungen,
ja selbst Ankäufe, die zu der Gestaltung der Residenz Rastatt
und dem dazugehörigen Lust- und Jagdschloss Favorite vom Türkenlouis
und seiner Gemahlin Sibylla Augusta genutzt wurden.
Text: SSG