Nach dem großen Erfolg der Ausstellung "Zwischen Sonne
und Halbmond - Der Türkenlouis als Barockfürst und Feldherr",
die sich mit Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden und seiner
Epoche beschäftigte, widmet sich das Wehrgeschichtliche
Museum Rastatt in diesem Jahr dem epochalen Umbruch, der
mit der Französischen Revolution und dem Aufstieg Napoleons
verbunden war.
Gerade für Südwestdeutschland bedeuteten die Jahre zwischen
1794 und 1815 den tiefsten Einschnitt in die bisherige Geschichte.
Die Herrscher von Württemberg und Baden, im Heiligen Römischen
Reich Deutscher Nation Landesherren unter vielen anderen,
wurden zu König und Großherzog. Ihre aus vielen Teilen zusammengesetzten
Gebiete wurden zu souveränen Staaten, die all die anderen
bisher selbständigen Herrschaften, von den Reichsstädten
und dem Reichsadel bis zu den reichsunmittelbaren Klöstern
in sich aufsogen. Nur das Fürstentum Hohenzollern blieb
bis ins 20. Jahrhundert als eigene staatliche Einheit bestehen.
Mit dieser Entwicklung war ein großer Zuwachs an wirtschaftlicher
Kraft und politischer Bedeutung verbunden. Württemberg und
Baden wurden zu modernen Staaten mit eigener politischer
und kultureller Identität, die im heutigen Bundesland Baden-Württemberg
verbunden sind. Eine "Erfolgsgeschichte" also. Dass der
Prozess der Modernisierung und Vergrößerung auch mit Verlusten
verbunden war, mit dem Ende der bunten Vielfalt der reichsstädtischen,
adeligen und klösterlichen Kultur und Lebensformen, ist
in den letzten Jahren nicht zuletzt in verschiedenen spektakulären
Ausstellungen im Lande gezeigt worden, so in Ulm, Ellwangen,
Bad Schussenried und Bruchsal.
Die Ausstellung des Wehrgeschichtlichen Museums rückt aus
einer anderen Perspektive den "Preis" ins Bewusstsein, den
"die neuen Kronen" und die "Modernisierung" gekostet haben.
Das entscheidende Element war die militärische Unterstützung
Frankreichs. Im Juli 2006 wiederholt sich zum 200. Mal die
Gründung des Rheinbundes. Unter dem Protektorat Napoleons
schlossen sich 16 deutsche Fürsten zu einem politischen
und militärischen Bündnis zusammen. Als feste Verbündete
des französischen Kaiserreichs trugen die Rheinbundstaaten
wesentlich zur militärischen Überlegenheit Napoleons in
Europa bei. So auch Württemberg und Baden.
Württembergische und badische Soldaten zogen als Teil der
napoleonischen Heere durch Europa, kämpften in Schlesien,
Vorarlberg, Spanien und Russland und starben zu zehntausenden.
Im Zentrum der Ausstellung des WGM steht naturgemäß die
Militärgeschichte. Militärgeschichte in einem modernen Verständnis
freilich, die sich umfassend in die allgemeine Geschichte
einbettet und sich an ihren aktuellen Fragestellungen und
Methoden orientiert. So geht es um die enge Verflechtung
zwischen politischen Ansprüchen und militärischen Anforderungen
einerseits und den staatlichen sowie gesellschaftlichen
Reformen. Das Leben und Erleben der einfachen Soldaten einen
großen Raum einnehmen. Die reichen eigenen Bestände des
Wehrgeschichtlichen Museums an überaus seltenen originalen
Waffen und Uniformen, an Modellen und Gemälden und Graphik
zur südwestdeutschen Militärgeschichte dieser Zeit, die
noch durch einzelne Stücke aus den Sammlungen weiterer Museen
und Privatleute ergänzt werden, erlauben hier eine "Nahperspektive"
auf Militär und Krieg der Jahre um 1806 aufzubauen, wie
sie bisher noch nicht zu sehen war.
[WGM]