Kurfürst Ottheinrich (1556 - 1559)

 

Kurzbiografie

Ottheinrich wurde am 10. April 1502 als Sohn des Pfalzgrafen Ruprecht und seiner Gemahlin Elisabeth von Bayern-Landshut in Amberg in der Oberpfalz geboren. Als die Kurpfalz 1504 ihre Erbansprüche auf Bayern-Landshut geltend machte, brach der Landshuter Erbfolgekrieg aus, da die Hauptlinie der Herzöge von Bayern in München diesen Erbanspruch der Pfalz ablehnte. Mit der Niederlage der Pfalz ging der Anspruch verloren, Pfalzgraf Ruprecht starb, bald darauf seine Gemahlin.

Als Ausgleich der Erbansprüche der beiden Söhne Ottheinrich und Philipp - Enkel des Herzogs Georg des Reichen von Bayern-Landshut - wurde im „Kölner Spruch" von 1505 die „Junge Pfalz", das Fürstentum Neuburg geschaffen und den beiden Söhnen übertragen. Ihr Vormund war bis zu ihrer Volljährigkeit der jüngere Bruder ihres Vaters, Pfalzgraf Friedrich, während die Pfalz noch vier Jahre lang von ihrem Großvater Philipp dem Aufrichtigen regiert wurde.

1518 nahm Ottheinrich am Augsburger Reichstag teil und reiste 1519/20 als Begleiter seines Onkels Friedrich nach Spanien, um dem jungen Kaiser Karl V. die Wahlbotschaft zu überbringen.

1522 wurden Ottheinrich und Philipp für volljährig erklärt und übernahmen die selbständige Regierung des Fürstentums Neuburg. Sie regierten zunächst gemeinsam, teilten aber 1535 das Land unter sich.

Während Ottheinrich aufwendige Feste oder Turniere mit kostspieligen Pferden veranstaltete, Harnische und Prunkrüstungen sammelte, das Neuburger Schloss oder das Jagdschloss Grünau mit Möbeln, Tapisserien und Gemälden im Zeitgeschmack aufwendig ausstatten ließ, war sein Bruder Philipp eher melancholisch und zurückgezogen und widmete sich seinen Studien.

Ottheinrich unternahm viele Reisen und beteiligte sich an einigen Kriegszügen, wie etwa an der Sickeingen-Fehde 1523 oder am Bauernkrieg von 1525. Die 1529 geschlossene Ehe mit Susanna von Bayern, der Witwe des Markgrafen Johann Kasimir von Ansbach, stand allerdings unter keinem glücklichen Stern, sie blieb kinderlos und starb 1539.

1541 überließ Philipp seinen Landesteil mitsamt den Schulden seinem Bruder. Im folgenden Jahr begann Ottheinrich als alleiniger Regent des Landes, sich den Gedanken der Reformation zuzuenden. Nach dem Tod seiner Frau 1543, die am alten Glauben festgehalten hatte, fiel diese persönliche Rücksichtnahme und Ottheinrich führte in Neuburg offiziell die Reformation ein.

Mit der Verschärfung der finanziellen Lage mussten zunächst einzelne Landesteile verpfändet werden, 1544 schließlich musste er die Regierung an die Landstände zurückgeben und das Land verlassen. Ottheinrich lebte die kommenden Jahre in Heidelberg, wo absehbar war, dass er Nachfolger des kinderlosen Kurfürsten Friedrich II. werden würde, und in Weinheim.

In dieser Zeit des Exils und der erzwungenen Untätigkeit ging Ottheinrich seinen Leidenschaften, Bücher, Münzen und Medaillen zu sammeln, nach. Schwerpunkt seiner Interessen waren die aktuelle Literatur zu den Wissenschaften und zur reformierten Theologie. Er nutzte auch die Gunst der Stunde, in einer heute nicht mehr klar nachvollziehbaren Aktion die Bibliothek des heruntergewirtschafteten Klosters Lorsch auszuplündern - wie die Zimmersche Chronik berichtet, „tanquam alter Nebukadnezar", wie ein zweiter Nebukadnezar - und nach Heidelberg zu schaffen. Dies muss um oder vor 1548 geschehen sein, denn der am frühesten in seinem Besitz nachweisbare Band Lorscher Provenienz trägt einen 1548 datierten Ottheinricheinband.

Vier Jahre nach seiner Rückkehr in das Fürstentum Neuburg, 1556, übernahm Ottheinrich die Herrschaft in Heidelberg als Kurfürst und führte auch hier die Reformation ein. In dieser Zeit entstand im Schloss vor allem der Ottheinrichsbau mit seiner prächtigen Fassade, dessen Vollendung aber Ottheinrich nicht mehr selbst erlebte. Am 12. Februar 1559 starb er, gesundheitlich längst labil und angegriffen, und wurde in der Heiliggeistkirche beigesetzt.

Bild:
Peter Gertner: Herzog Ottheinrich, 1557
Schloss Leutstetten
Ottheinrich (Ruperto-Carola, Sonderband, 1955) S. 47

   

im Detail:

ausführliche Biografie

Onkel und Vormund: Friedrich II.
Der Bruder: Pfalzgraf Philipp
Die Ehefrau: Susanna von Bayern

weiter:

Porträt, um 1530

siehe auch:

Die Familie
Neuburg a.d. Donau

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