Naturschutz

  

Bodensee zweitgrößter Brutplatz in Mitteleuropa

Vor allem zunehmender Freizeitdruck macht Haubentaucher zu schaffen

Radolfzell – Noch gilt er als schonungsbedürftig, ist aber schon Anwärter für die Rote Liste der gefährdeten Arten im Land: der Haubentaucher. Der NABU hat den Wasservogel zum Vogel des Jahres 2001 gewählt. In Baden-Württemberg gibt es derzeit 2000 Brutpaare, davon allein 1400 am Bodensee. Damit ist der Bodensee nach dem Neuenburger See in der Schweiz der zweitgrößte Brutplatz in Mitteleuropa. Dort brüten etwa 1600 Paare. Zusammen mit dem Blässhuhn ist der Vogel des Jahres im Sommer der Charaktervogel des Bodensees. Beide bauen Schwimmnester, die jährliche Wasserstandsschwankungen von rund zwei Metern problemlos aushalten. Bundesweit gibt es etwa 22000 bis 32000 Haubentaucher-Paare.

"In großen Schilfbeständen brüten die Haubentaucher in Kolonien. An der Hornspitze tun dies etwa 150 Paare, in den Mainaubuchten ebenfalls 150, in der Hegnebucht 120 und an der Aachmündung 50 Paare", zählt Siegfried Schuster, NABU -Landesbeauftragter für Naturschutz, auf. Die Bruterfolge seien erstaunlich gering, so gibt es an der Aachmündung zur Zeit lediglich etwa 22 Familien mit je zwei Jungen. Seinen Nachwuchs trägt der Haubentaucher im Rückengefieder.

Im August und September wird der Bodensee seinem Ruf als internationales Gewässer gerecht. Dann mausern dort 7000 mitteleuropäische Haubentaucher. Allein im Eriskircher Ried wechseln 1300 Haubentaucher ihr Gefieder. Die Vögel sind dann etwa vier Wochen lang flugunfähig und brauchen Ruhezonen im Flachwasser. Allerdings ist die Ausweisung von geschützten Wasserflächen am Bodensee nur mit Zustimmung der Schweiz möglich. Das entengroße Tier mit der charakteristischen Haube aus rotbraunen und schwarzen Federn ist in der Lage, sich künstliche Gewässer als Lebensraum zu erobern, sofern seine Hauptbeute, Fische, in ausreichender Menge vorhanden ist. "Dennoch leidet er unter dem zunehmenden Freizeitdruck", sagt Schuster. Besonders an Baggerseen sind seine Brutvorkommen von oftmals intensivem Freizeitbetrieb Surfer, Badegäste, Bootsfahrer - gefährdet. Durch permanente Störungen in Nestnähe kommt es zu Gelegeverlusten. Toleranz und Rücksichtnahme bei den Sonnenhungrigen am Baggersee sind gefragt, um Rückzugsräume zu sichern.

3.7.2001 © NABU Baden-Württemberg 2001
   

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