Die Hunnen
Für die einen barbarische Wilde, für die anderen gerechte,
ruhmreiche Krieger: Bis heute schrecken und faszinieren
die Hunnen gleichermaßen. Aus den Tiefen der Steppe drangen
die geheimnisvollen Reiterkrieger im späten 4. Jahrhundert
nach Europa vor und trieben ganze Völker vor sich her. Ihr
König war Attila (ca. 395-453), die "Geißel Gottes". Er
lebte für einige Jahre als Geisel am römischen Kaiserhof
in Ravenna, schlug sich zeitweilig als Verbündeter auf die
Seite Roms, beseitigte gewaltsam seinen eigenen Bruder Bleda
und avancierte zum Alleinherrscher der Hunnen - der damals
größten Bedrohung des Römischen Reiches.
Doch wer waren die Hunnen wirklich? Auf rund 1.800 qm Ausstellungsfläche
präsentiert das Historische Museum der Pfalz Speyer ihre
wechselvolle Geschichte und ihre faszinierende Kultur auf
einer breiten Grundlage archäologischer, historischer und
ethnografischer Quellen. Die Hunnen waren sowohl Auslöser
als auch maßgeblicher Bestandteil gewaltiger Bevölkerungsverschiebungen,
in einer Zeit des Umbruchs in Europa. Völker gerieten in
Bewegung auf der Suche nach einer neuen geschützten Heimat.
Am Ende dieser Epoche stand der Beginn des frühen Mittelalters
und germanische Reiche hatten das Erbe Westroms angetreten.
Die Hunnen spielten für mehr als drei Generationen eine
bedeutende Rolle in dieser wechselvollen Zeit. Nach dem
Tod Attilas in der Mitte des fünften Jahrhunderts wurden
sie dorthin zurückgetrieben, von wo sie einst das "Tor zu
Europa" eingerannt hatten: in die Weiten der eurasischen
Steppe.
Die Besucher entdecken in der Ausstellung die Welt der
Hunnen, wie sie noch nie zuvor zu sehen war. Sie durchqueren
ein überfallenes römisches Kastell und tauchen ein in das
nomadische Leben der Hunnen und erkunden eine kirgisische
Jurte. Außerdem können sie die Nachbauten nomadischer Wagen,
wie sie in Mittelasien bis heute genutzt werden, bewundern
und einen Kurgan, den Grabhügel der Steppe, betreten.
Leihgaben aus zahlreichen Museen, Sammlungen und Instituten
von West- bis Osteuropa sowie aufwändige Inszenierungen
ermöglichen es, die Welt der Reiternomaden mit allen Sinnen
zu erfahren. Rekonstruktionen, Hands-on-Objekte sowie der
Einsatz von Multivisionen tragen zu einem umfassenden Erlebnis
des kulturellen Erbes dieser einzigartigen Reiterkultur
bei. Erstmals in Deutschland wird den Hunnen in dieser thematischen
Breite und Tiefe Raum gegeben.$Ein Highlight der Ausstellung
ist die Rekonstruktion einer hunnischen Frau mit künstlich
deformiertem Schädel - eine der fremdartigen Sitten der
Reiterkrieger. Wertvolle Diademe hochgestellter hunnischer
Frauen und die typischen, schweren hunnischen Kessel sind
ebenso zu sehen wie die Bewaffnung der Reiterkrieger und
ihrer germanischen Vasallen. Grabfunde der hunnischen und
germanischen Oberschichten veranschaulichen die Bestattungsbräuche
dieser Zeit.
Auch den Mythos Attila und seine Rezeptionsgeschichte beleuchtet
die Ausstellung. Schließlich können sich die Besucher selbst
von Angesicht zu Angesicht mit Fragen an Attila wenden.
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